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  #1  
Alt 30.12.2016, 19:32
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

Nachdem ich den Vortrag gehört habe wie Thomas testete muss man natürlich sehen das hier durch Umstellung auf UCI ein erheblich besseres testen möglich wäre. Nämlich autotesting und nicht in die Firma fahren, verändern, eprom brennen und zuhause testen.... unglaublich.
__________________
Die ganze Welt des Computerschachs
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  #2  
Alt 30.12.2016, 19:51
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

 Zitat von mclane Beitrag anzeigen
Nachdem ich den Vortrag gehört habe wie Thomas testete muss man natürlich sehen das hier durch Umstellung auf UCI ein erheblich besseres testen möglich wäre. Nämlich autotesting und nicht in die Firma fahren, verändern, eprom brennen und zuhause testen.... unglaublich.
Um so erstaunlicher dass es unter diesen "erschwerten Bedingungen" für das Team Nitsche/Henne überhaupt möglich war, einen Mephisto III/Excalibur/Glasgow zu programmieren.

Gruß
Egbert
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  #3  
Alt 30.12.2016, 20:06
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

Ja, Egbert, ich finde auch: das verdient in der Tat größten Respekt. Ich habe mal mit einem Kollegen zusammengearbeitet, der exakt so programmieren durfte/musste. Er hat meist 2 oder 3 Programmstellen gleichzeitig bearbeitet und über die Änderungen Buch geführt. Jedes Mal war ein Eprom "fällig", dieses brennen, einsetzen, die 2-3 Änderungen testen und nächste Runde.

Der Kollege war ausgesprochen geduldig. Ich behaupte dies zwar in einigen Punkten von mir auch, aber ich hätte niemals nicht auf diese Art programmieren können. Mir war es immerhin vergönnt, meine Programme zwecks Test nur flashen zu müssen, was erheblich schneller ging und kein Umstecken oder gar 15 min Löschen der Eproms erforderte...

Ein "moderner Programmierer" käme vermutlich mit dieser Art des Arbeitens überhaupt nicht mehr zurecht und würde es als absolute Zumutung empfinden. Ich denke aber, es sollte passende Emulatoren geben, sodass das eigentliche Brennen erst ganz am Ende der Produktentwicklung wirklich nötig wird. Und bis zu diesem Punkt kann man flüssig seiner Kreativität freien Lauf lassen und die Gedanken in Bits und Bytes fließen lassen. Programmieren ist Kunst!

Ich empfinde Egberts Test vor wenigen Monaten als ausreichend aussagekräftig um zu verstehen, dass die reine Transformation des Glasgow Programms nach C oder sonstwohin und die anschließende Beschleunigung Dank schnellerer Hardware nicht zielführend sind. Hier muss tatsächlich neu gedacht und programmiert werden. Und wenn das keiner der damaligen Helden macht... dann ist es einfach kein Glasgow-Programm mehr!

So leid es mir tut... es wird einem neuen Programmierer unmöglich sein, die Ideen des damaligen Teams en detail zu verstehen und alleine so weiterzuentwickeln, dass wir Schachcomputer-Enthusiasten den Spielstil wieder als Ur-Glasgow wiedererkennen werden.

Vl. überlegt es sich Thomas nochmal. Ansonsten erfreuen wir uns an dem was wir haben. Im Wissen, dass es das Ende eines Evolutionszweigs der Schachprogrammierung ist. Ich sage bewusst nicht "Sackgasse".

Viele Grüße
Andreas
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Egbert (30.12.2016), Theo (30.12.2016)
  #4  
Alt 30.12.2016, 20:09
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

 Zitat von Drahti Beitrag anzeigen
Ja, Egbert, ich finde auch: das verdient in der Tat größten Respekt. Ich habe mal mit einem Kollegen zusammengearbeitet, der exakt so programmieren durfte/musste. Er hat meist 2 oder 3 Programmstellen gleichzeitig bearbeitet und über die Änderungen Buch geführt. Jedes Mal war ein Eprom "fällig", dieses brennen, einsetzen, die 2-3 Änderungen testen und nächste Runde.

Der Kollege war ausgesprochen geduldig. Ich behaupte dies zwar in einigen Punkten von mir auch, aber ich hätte niemals nicht auf diese Art programmieren können. Mir war es immerhin vergönnt, meine Programme zwecks Test nur flashen zu müssen, was erheblich schneller ging und kein Umstecken oder gar 15 min Löschen der Eproms erforderte...

Ein "moderner Programmierer" käme vermutlich mit dieser Art des Arbeitens überhaupt nicht mehr zurecht und würde es als absolute Zumutung empfinden. Ich denke aber, es sollte passende Emulatoren geben, sodass das eigentliche Brennen erst ganz am Ende der Produktentwicklung wirklich nötig wird. Und bis zu diesem Punkt kann man flüssig seiner Kreativität freien Lauf lassen und die Gedanken in Bits und Bytes fließen lassen. Programmieren ist Kunst!

Ich empfinde Egberts Test vor wenigen Monaten als ausreichend aussagekräftig um zu verstehen, dass die reine Transformation des Glasgow Programms nach C oder sonstwohin und die anschließende Beschleunigung Dank schnellerer Hardware nicht zielführend sind. Hier muss tatsächlich neu gedacht und programmiert werden. Und wenn das keiner der damaligen Helden macht... dann ist es einfach kein Glasgow-Programm mehr!

So leid es mir tut... es wird einem neuen Programmierer unmöglich sein, die Ideen des damaligen Teams en detail zu verstehen und alleine so weiterzuentwickeln, dass wir Schachcomputer-Enthusiasten den Spielstil wieder als Ur-Glasgow wiedererkennen werden.

Vl. überlegt es sich Thomas nochmal. Ansonsten erfreuen wir uns an dem was wir haben. Im Wissen, dass es das Ende eines Evolutionszweigs der Schachprogrammierung ist. Ich sage bewusst nicht "Sackgasse".

Viele Grüße
Andreas
Sehr schön geschrieben Adreas, volle Zustimmung

Gruß
Egbert
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Drahti (30.12.2016)
  #5  
Alt 30.12.2016, 23:23
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

 Zitat von Drahti Beitrag anzeigen
Ich denke aber, es sollte passende Emulatoren geben, sodass das eigentliche Brennen erst ganz am Ende der Produktentwicklung wirklich nötig wird.
Deswegen kann ich beim CT800 die Firmware sowohl für den PC als auch für die ARM-Zielhardware kompilieren. Auf dem PC ist das Testen einfacher, und das Debuggen dank zahlreicher Debug-Ausgabemöglichkeiten auch. Es unterscheidet sich nur die Schicht mit den IO-Sachen, die sauber gekapselt ist. Kann ich auch für kommerzielle Entwicklung empfehlen, weil man die Software bereits machen kann, während die Hardware noch gar nicht bereit ist.

Ein Hoch auf C, den genialsten portablen Makro-Assembler überhaupt. Mit den GCC-Erweiterungen kann man sogar Jumptables machen, also "computed goto", was man sehr gut gebrauchen kann. Beinahe wie in Assembler, nur in portabel.

Aber beim Glasgow wäre das aufwendig geworden, weil die primitiven Operationen ja in Assembler selber definiert werden mußten. Das hätte man also für x86 auch noch alles machen müssen. Und dann hätte man immer noch keine einfache Tastatureingabe und Bildschirmausgabe gehabt.

Und C ging damals beim Glasgow vermutlich deswegen nicht, weil die Compiler längst nicht so gut optimiert haben wie heute. Zudem war der CDL-Optimierer ganz große Klasse, und das nicht nur nach damaligen Maßstäben.

Eine Sache beim Glasgow wundert mich aber: wenn es auch damals schon klar war, daß die spekulativen Bäume in großer Entfernung doch unsicher werden, wieso hat man nicht einfach einen "Straffaktor" eingeführt, um die Abzinsung anhand der Rechentiefe gleich in die Bewertung einzufügen?
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  #6  
Alt 31.12.2016, 01:32
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

 Zitat von Rasmus Beitrag anzeigen
Deswegen kann ich beim CT800 die Firmware sowohl für den PC als auch für die ARM-Zielhardware kompilieren. Auf dem PC ist das Testen einfacher, und das Debuggen dank zahlreicher Debug-Ausgabemöglichkeiten auch. Es unterscheidet sich nur die Schicht mit den IO-Sachen, die sauber gekapselt ist. Kann ich auch für kommerzielle Entwicklung empfehlen, weil man die Software bereits machen kann, während die Hardware noch gar nicht bereit ist.
Das kannst Du aber nur, weil der PC eine große Rechenpower hat. Und es ist heute kein Problem mehr, mehrere PC auch privat zu besitzen.
Anfang der 80er war aber eine PDP als Entwicklungsgerät schon was besonderes und nicht gerade billig. Von daher ist es schon sinnvoll, für Spieltests zu Hause mit ROMs und einer 1806 zu arbeiten und nur die eigentliche Entwicklung mit der PDP zu machen.

Ich hatte damals unter CP/M auch eine minutenlange Turnaroundzeit für Compiler bzw. Assembler und Linker. Trotz RAM-Floppy für temporäre Dateien dauerte es 10 und mehr Minuten. Damals hat man anders als heute gearbeitet wo der Compiler einem kaum Zeit zum einschenken und trinken lässt.

 Zitat von Rasmus Beitrag anzeigen
Eine Sache beim Glasgow wundert mich aber: wenn es auch damals schon klar war, daß die spekulativen Bäume in großer Entfernung doch unsicher werden, wieso hat man nicht einfach einen "Straffaktor" eingeführt, um die Abzinsung anhand der Rechentiefe gleich in die Bewertung einzufügen?
Wie hoch soll der denn sein um zu wirken und nicht alles zuzulassen oder zu unterbinden?
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  #7  
Alt 31.12.2016, 15:09
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Rasmus Rasmus ist offline
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

 Zitat von Solwac Beitrag anzeigen
Das kannst Du aber nur, weil der PC eine große Rechenpower hat. Und es ist heute kein Problem mehr, mehrere PC auch privat zu besitzen.
Stimmt.

Zitieren:
Anfang der 80er war aber eine PDP als Entwicklungsgerät schon was besonderes und nicht gerade billig.
Anfang der 80er hab ich tatsächlich noch mit Murmeln gespielt.

Zitieren:
Wie hoch soll der denn sein um zu wirken und nicht alles zuzulassen oder zu unterbinden?
Das wäre experimentell zu ermitteln, indem man in Testpartien mißt, was für eine durchschnittliche Trefferrate die Taube auf dem Dach denn hat.

Eine andere Sache ist natürlich die, daß z.B. auf einem Cortex-M4 eine ganz andere Rechenleistung verfügbar ist. Die Folge ist, daß man nicht bloß taktisch vorausrechnen kann, sondern vor allem auch positionell. Irgend ein Schachprofi hat mal treffend gesagt, daß überlegene Taktik aus einer überlegenen Position kommt. Das braucht dann aber erstmal die stillen, vorbereitenden Züge.

Insofern bin ich mir nicht so sicher, ob der ganze Ansatz des Glasgow überhaupt skaliert.
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  #8  
Alt 31.12.2016, 16:15
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

 Zitat von Rasmus Beitrag anzeigen
Das wäre experimentell zu ermitteln, indem man in Testpartien mißt, was für eine durchschnittliche Trefferrate die Taube auf dem Dach denn hat.
Wenn ein Figurengewinn in neun Halbzügen mit einem Bauerngewinn in drei Halbzügen verglichen werden soll, dann reden wir hier von etwa 0,4 Bauerneinheiten pro Halbzug als Schwelle. Das wird so nicht einfach funktionieren.

 Zitat von Rasmus Beitrag anzeigen
Insofern bin ich mir nicht so sicher, ob der ganze Ansatz des Glasgow überhaupt skaliert.
Der Glasgow hat einen Ansatz mit sehr viel Schachwissen und Statik. Die aktuellen Spitzenprogramme verwenden alle Late Move Reductions, ein ultradynamisches Verfahren fast ohne Schachwissen.

Jetzt wäre interessant, ob diese zwei Verfahren kompatibel gemacht werden können. Das wird nicht einfach, da der Aufwand pro Knoten stark differiert.

An der Stelle wäre es interessant, ob aus der vorhandenen sprachlichen Beschreibung ein Suchalgorithmus formuliert werden könnte. Wenn ich den Vortrag richtig verstanden habe, dann sind hier die CDL2-Sourcen nicht unbedingt eine Hilfe. Denn eine einfache rekursive Formulierung scheint es ja nicht zu sein.
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  #9  
Alt 03.01.2017, 08:10
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Egbert Egbert ist gerade online
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

Guten Morgen Mephisto Glasgow-Freunde,

heute früh bin ich auf einen Artikel gestoßen, welcher in der Computerzeitschrift Chip, Ausgabe März 1985 erschienen ist. Es handelt sich um einen Vergleich des legendären Super Conny gegen den einzigartigen Mephisto III Glasgow.

Auch wenn der Autor des Artikels in Bezug auf die geschätzten Elo-Werte "um die 2000" doch etwas übertrieben hatte..., es macht einfach Freude über solche Artikel in die Vergangenheit einzutauchen. Und das Programm von Thomas Nitsche hatte sich in diesem Wettkampf auch sehr achtbar aus der Affäre gezogen:

http://www.schaakcomputers.nl/hein_v...%20Glasgow.pdf

Gruß
Egbert
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Alt 03.01.2017, 08:53
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AW: Weiterentwicklung Mephisto Glasgow - alles nur ein Traum, oder doch mehr?

Vielen Dank Egbert!

Sehr schöner Artikel. Die Chipausgaben aus dieser Zeit hatte ich noch bis vor kurzem auf dem Dachboden meiner Eltern. Wie schnell die Zeit vergeht...

Beste Grüße
Jürgen
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Egbert (03.01.2017)
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