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AW: Bei welchen Programmen wirkt sich Tuning am effektivsten aus ?
Hallo Uwe,
sehr interessante Idee bzw. Ansatz. Es bleibt aber die Frage, was stellt diese Tabelle dar? Nichts anderes als die zeitlichen Auflistung, der erreichten Suchtiefen. Aber was sagt das über die Spielstärke bzw. Tuning-Tauglichkeit aus? Führen wir uns das Suchverhalten eines Schachprogramms kurz vor Augen. Der Anfangszustand der zu analysierenden Stellung ist die Wurzel des Suchbaums. Von dieser Wurzel gehen bekanntlich Äste aus, die zu weiteren Knoten führen, von denen wieder Äste weiterführen. Dieser nun entstehende und immer weiter wachsende Suchbaum stellt das Programm vor die Frage, in welche Richtung sollte ich suchen, welchen Zug soll ich auswählen bzw. weiter verfolgen? Einfach gesagt, Suchbreite und Suchtiefe. Die Suchtiefe gibt z.B. an, wie viele Halbzüge man benötigt, um einen Knoten von der Wurzel aus zu erreichen. Die Suchbreite ist ein Maß dafür, ob man alle Zugfolgen oder nur ein Teil davon in den Suchvorgang mit einbeziehen möchte. Das große bekannte Problem für die Stärke eines Schachprogramms besteht somit im Weiterverfolgen eines geeigneten Astes des Suchbaums, da die Hardware Ressourcen bekanntlich bei unseren Schachcomputer begrenzt sind und ein komplettes Durchsuchen unmöglich ist. Mögliche Endspieldatenbank lassen wir jetzt mal außen vor. Welchen Weg sollte ein Programm wählen? Bekanntlich wählen Morsch-Kreaturen den schmalen und tiefen Weg in das Geäst des Baums, d.h. man schränkt die Suchbreite ein. Der bekannte Glasgow wählte einen völlig anderen Weg, die Einschränkung der Suche in die Tiefe. Der Spielbaum wurde nicht bis zu jedem Ende der Knoten vervollständigt, sondern die Tiefe und damit die Länge der Zugfolge wird begrenzt. Wie die Entwicklung gezeigt hat, ist der bessere Weg, die schnelle schmale Suche in die Tiefe. Somit bringt uns aus meiner Sicht die Auflistung der Suchtiefen der einzelnen Programme zwar einen interessanten Einblick in das Suchverhalten, aber es sagt nichts aus, mit welchen Strategien vorgegangen wird bzw. wann, wie und wo der Suchbaum auf welche Art beschnitten wurde. Hinzu kommen weitere elementare Regeln, die jeder Anfänger kennt. Zentrum besetzen, Leichtfiguren schnell entwickeln, König in Sicherheit bringen (Rochade), Schwerfiguren auf offene und halboffene Linien bringen, Stellung des Königs in Endspielen, Initiative oder sogar psychologische Faktoren. Frei nach Lasker, der unangenehmste Zug für den Gegner, ist zugleich auch der stärkste Zug. Es bleibt die abschließende Frage, wie soll so ein armes Programm nun all diesen Datenwust bewältigen? Da ich kein guter Programmierer bin, kann ich es nicht beantworten. Auch weiß ich nicht, wie man auf einfache Art die Tuning-Tauglichkeit von Programmen testen kann, außer natürlich indem man Partien spielt. Um die Frage noch ein wenig schwerer zu machen, ein paar weitere Beispiele. Sowohl Novag SEC als auch Diablo scheinen von der Geschwindigkeitserhöhung im Revelation kaum zu profitieren. Hingegen wird das Spiel des SEB im Revelation deutlich solider und stärker. Bekanntlich wurde bei der C-Version an den selektiven Berechnungen gefeilt, zu Ungunsten der taktischen Schlagkraft, Thorsten hat das mal in der CSS sehr schön erläutert. Für die damalige 6 MHz Kiste brachte das eine bessere positionelle Stellungsbewertung, aber für spätere Tuninggeschichten scheint es negative Auswirkungen zu haben, da der Suchbaum anscheinend nicht entsprechend schnell in die Tiefe geht. Einige taktische Einschläge werden weder von der 6 noch von der 25 MHz Version gesehen. Ähnliches Verhalten zeigt sich beim Nachfolger Diablo 68000. Ein hoch interessantes Thema, aber für uns schwer zu untersuchen. Was uns aber nicht daran hindern sollte, es weiter zu untersuchen. ![]() All das Geschriebene brauche ich dir natürlich nicht zu erzählen, da du dich seit Jahren mit der Computerschachthematik beschäftigst. Es sollte nur ein ganz allgemeiner Abriss sein, um die Problematik für "Außenstehende" ein wenig zu erläutern. Gruß, Micha Geändert von Chessguru (26.06.2011 um 15:25 Uhr) |
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AW: Bei welchen Programmen wirkt sich Tuning am effektivsten aus ?
Hallo Uwe,
um Dein Beispiel zu nehmen: Computer A muss um 290% beschleunigt werden, um die Brute Force Basis um einen Halbzug zu erhöhen und Computer B um 400% .... Aber: Dennoch würde die Spielstärke vermutlich nicht im gleichen Maß ansteigen, auch wenn in der Theorie ein zusätzlicher HZ 200 Elo Punkte bringen sollte. Die Theorie stimmt nur bei reinen Brute Force Rechnern ... da aber nahezu jeder Computer selektive Teile hat, sind die Auswirkungen unterschiedlich .... Auch hier gibt es sehr viele Variablen: 1. Nicht jeder Computer erhöht die BF und die selektive Suchtiefe im gleichen Maß. Und auch nicht fortlaufend. So kann es sein, daß Computer A 4 HZ Brute Force rechnet und 10 HZ selektiv .... wenn er aber HZ 5 berechnet, geht er vielleicht selektiv bis 15 Halbzüge tief ... während Computer B vielleicht immer fix 3, 4 oder 5 Züge auf den BF Sockel aufsattelt ... Man kann also gar nicht aussagen, wie sich der zusätzliche HZ Brute Force letztlich auf das Gesamtrechenergebnis in Elo auswirkt, da die selektiven Spitzen sehr unterschiedlich sein können ... und bei vielen Programmen situationsabhängig unabhängig vom BF Sockel in die Tiefe gehen. 2. Ebenso muss man dann wissen, wie groß der prozentuale Rechenanteil der Programme für den Sockel und die Spitzen ist ... 3. Programme mit wenig Wissen rechnen in der Regel schnell und werden auch schneller in die Tiefe kommen ... in der Theorie sollten sie durch eine Erhöhung der Tiefe eher profitieren, da sie mit Rechenkraft fehlendes Wissen ausgleichen müssen. Aber das ist alles graue Theorie ... Gruß, Sascha
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