
Zitat von
RetroComp
Hallo Kurt,
Du hast ja schon mehrfach die starken Geräte wie Risc2500, Belrin Pro oder auch Deine eigenen Spiele gegen den Tasc R30 kommentiert und teilweise große Schwächen der Geräte ausgemacht.
Ich lese gerne auch die Testberichte der alten Schachcomputer aus den 80igern und 90igern. Oft ging es dabei noch um 8bit Rechner und die meisten lagen noch unterhalb von 2000ELO.
Wenn man dann die Tests liest hat man den Eindruck, dass das schon recht starke Gegener sind an denen auch ein guter Vereinsspieler zu knacken hat.
Im Moment lese ich gerade den Testbericht eines gewissen Kurt Utzinger und Ralf Bühler zum Novag Super Forte aus der CSS 2/1989. Der Test zeigt schön stärken und Schwächen des Gerätes und zum Schluss auch noch eine Einschätzung zum Spiel gegen Menschen: "Gegen Menschen spielt er sehr stark... etc.."
Es kommt dabei gar nicht auf das Detail an, sondern alle Testberichte von damals beschreiben die Computer als starke Gegner, dabei liegen sie in der Spielstärke weit unter den hier genannten Risc2500 oder BerlinPro.
Wie kann ich mir das nun erklären, war man damals noch nicht so gut im Schach oder hat man die damaligen 1900ELO Geräte zu gut bewertet?
Wie würde denn wohl Dein heutiges Urteil z.B. zum damaligen Novag Super Forte ausfallen?
Beste Grüße
Jürgen
Hallo Jürgen
Gut recherchiert mit ebenso guten Fragen, die du
da in den Raum stellst. Hier ein Versuch mit für mich
plausiblen Antworten.
Man hat früher nicht schlechter Schach gespielt.
Indessen war die Begeisterung über die Spielstärke
der damaligen Geräte hoch - man konnte nicht mehr
einfach so nebenbei gewinnen. Trotzdem war es noch
möglich mit oftmals zweit- oder drittbesten Zügen zum
Erfolg zu kommen. Das funktioniert heute normalerweise
gegen die besten Brettcomputer nicht mehr. Im Gegensatz
zu früher, muss man die Biester wirklich ernst nehmen und
sich gehörig anstrengen, um nicht auf die Hörner zu kriegen,
Remis zu machen oder die noch vorhandenen Schwächen
gar mit einem Sieg zu bestrafen.
Vor diesem Hintergrund glaube ich schon, dass die damalige
Einschätzung der Spielstärke klar (viel) zu hoch gegriffen
war. Wer sich heutzutage ans Brett und vor die Schachcomputer
setzt, der nimmt die Sache im allgemeinen bedeutend ernster.
Und dann zeigen sich halt plötzlich Schwächen, die man damals
nicht bemerkt hat. Für dieses Umdenken sind aber auch die
immer stärker gewordenen PC-Schachprogramme verantwortlich,
welche in der Analyse der alten Partien gnadenlos aufzeigen,
welches - etwas übertrieben formuliert - "Kaffeehaus-Schach"
damals produziert wurde.
P.S. Vergessen habe ich noch die gute Feststellung von Wolfgang,
dass früher vor diesen Geräten eine gewisse "Ehrfurcht" herrschte,
die rückblickend völlig unbegründet war.
Viele Grüsse
Kurt