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Alt 27.05.2008, 13:31
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EberlW EberlW ist offline
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AW: Wer findet den richtigen Zug?

 Zitat von copperking
Tatsache!! Obwohl ich schon lange mit Chessbase GUI arbeite, ist mir das so nie bewusst gewesen. Ich hatte mir immer 20 Züge oder so anzeigen lassen und war dann häufiger genervt, dass die engine an unsinnigen Züge so lange herumrechnet ... Sehr nützlich das zu wissen, danke!
Ich habe hier mal ein sehr krasses Beispiel, welches zufällig aus einer jüngst gespielten Partie des PDA-/Bretti-Turniers stammt und durch eine Unzulänglichkeit des Analyseprogramms Rybka 2.3.1 32-bit (It's not a bug, it's a feature) den möglichen Nutzen des Mehrvariantenmodus besonders hervorhebt.

In der folgenden Situation ist ein Matt in 3 Zügen auf dem Brett, auch für Laien recht schnell zu finden. Der einleitende Zug ist 29...De2 - alles andere dauert länger:

Chess Genius 1.9 vs King 2.54 @ CM-16/1024k

 abcdefgh 
 8          8 
 7  BP  BP  BP    BP  BK  BP  7 
 6        BP   6 
 5     WP      5 
 4    BB       4 
 3  WP      WP  WP  WQ  3 
 2     BK     WP  2 
 1      BR  WB  WK  WR  1 
 abcdefgh 
 black to move
ChessDiag V1.01 (12-OCT-2002)

8/ppp2pkp/6p1/3P4/2b5/P4PPQ/3q3P/4rBKR b - - 0 29

Rybka tut sich sehr schwer, dieses kurzzügige Matt zu erkennen. Es hapert am Finden des Zuges 29...De2 - warum auch immer.
Ich habe sodann Rybka in den Mehrvariantenmodus geschaltet. Aber auch hier hat Rybka zunächst Probleme. Wenn ich alle 54 möglichen Varianten anzeigen lasse, findet Rybka die Lösung praktisch sofort. Dies setzt sich fort bis zu einer Reduzierung der Variantenzahl auf 20.
Reduziere ich auf 19 Varianten, treten erste Probleme auf und Rybka muss bis Suchtiefe 16 rechnen, um De2 überhaupt zu sehen und auf die Liste zu stellen. Das Matt wird dabei aber sofort erkannt. Dieser Vorgang dauert wegen der immerhin 19 zu berechnenden "Hauptvarianten" schon einige Minuten auf meinem alten Desktop.
Reduziere ich auf 18 Varianten, dauert es nicht nur wesentlich länger bis der Lösungszug erscheint, sondern Rybka benötigt hier gar Suchtiefe 20, um das Matt in 3 zu erkennen und De2 auf die Liste zu setzen.
Reduziere ich auf 17 Varianten, wird die Suche unerträglich. Rybka "hängt" förmlich an der Berechnung eines zweckfremden Zuges fest und scheint Suchtiefe 23 garnicht mehr verlassen zu wollen. Hier zeigt sich wieder ein möglicher Nachteil des Mehrvariantenmodus: Bei vielen Varianten kann der Fortschritt in der Suchtiefe quälend langsam sein. Daher habe ich hier abgebrochen - ich fürchtete auch, dass Rybka wohlmöglich noch Suchtiefe 24 benötigen würde, um den Lösungszug zu finden.
Versuchsweise schalte ich den Mehrvariantenmodus ganz ab. Rybka rechnete sehr sehr lange an Lxf1 - ohne Mattanzeige. Es dauerte geschlagene 2 Stunden, bis De2 gefunden wurde - mit sofortiger Mattanzeige. Die benötigte Suchtiefe habe ich vergessen, müsste aber so um 30 gewesen sein - lasse die Engine noch einmal daran rechnen.

Mir ist klar, dass nur die Unzulänglichkeit Rybka's für diesen krassen Effekt sorgte. In wesentlich abgemilderter Form macht sich der Multivariantenmodus aber in vielen Situationen bei genauso vielen Engines positiv bemerkbar - sofern man an der Stellungsanalyse interessiert ist.

So, nun aber Schluss mit diesem "Off-Topic"-Kram ... unsere Brettis haben da doch ganz andere Qualitäten...

Gruß, Willi

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