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Alt 29.06.2019, 15:55
Hartmut Hartmut ist offline
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AW: Der DGT Centaur - Die Review

 Zitat von Wolfgang2 Beitrag anzeigen
Ich finde diese erste Partie durchaus interessant - und teilweise recht anspruchsvoll.
Aus meiner Sicht - ohne externen Engine-Beistand zur Analyse - ist es nicht trivial, zu sehen, dass 54. ... Td4 ? die Partie verdirbt. Man müsste mal ein normales Schachprogramm darauf ansetzen. Als einzigen tatsächlich unangemessen Fehler sehe ich 58. ... Tf2 ? an.
Ohne mir die Partie in ihrer Gesamtheit jetzt angesehen zu haben (Ich hab nur mal die Züge nach dem 45. Zug betrachtet). Es ist nicht nur der Zug 54. ...Td4. Interessant ist erstmal der Abtausch auf b5 im 46. Zug. Reine Zeitverschwendung. Ein menschlicher Spieler hätte hier zwar mal kurz draufgeschaut (meiner Meinung nach) aber das Motiv ist ja erstmal die angepeilte Verwandlung des Freibauern. Da sieht man sofort.
1. Td8 wird gebraucht, damit der Turm auf die 2. Reihe oder Grundlinie kann.
2. Lc3 würde das Umwandlungsfeld e1 ins Visier nehmen.
3. Der Tausch auf b5 ermöglicht es Weiss den Doppelbauern aufzulösen wodurch die Gefährlichkeit der weissen Bauern zunimmt.
Die Planung sollte also eigentlich vom Grundsatz her klar sein, auch ohne Engine. Was wurde in der Folge gemacht?
Es wurde der gegnerische Doppelbauer aufgelöst und der Läufer nach b2 gestellt wo er absolut nichts bewirkt. Ich mag ja nun keinen IM oder GM-Titel haben. Aber das war strategisch ein Blindgänger.

Der nächste Fehler war dann 51. ...e2. Das ist allerdings schon deutlich schwerer zu sehen und wäre wohl von einigen unserer Schätzchen auch gespielt worden. Wie man aber in der Folge ziemlich deutlich sieht ist auch dieser Zug Zeitverschwendung und erlaubt es dem weissen Turm akiv zu werden. Aber wie geht es besser? Hier ist zu beachten dass man für den Bauern eventuell Unterstützung herankarren könnte. Daher ist erstmal 51. ...f5+ naheliegend. Nach 52. Kf3 Td2 kann Weiss zwar eventuell auch 54. Th7 spielen, aber nach 54. ...Kd8 hat er nichts mehr. Da nun aber Th7+ früher gespielt werden kann und der schwarze Turm noch auf d8 steht, fehlt Schwarz dieses Feld für den König.

Mit 54. ...Td4+ gebe ich Dir recht. Für unsere Kleinen schwer zu sehen. Oder doch nicht? Müsste man ausprobieren. Ist ja nicht so, dass wir nicht genug elektronische Kollegen hätten. Aus menschlicher Sicht ist der Zug allenfalls als Verlegenheitszug in der Überlegung und auf jeden Fall der finale Fehler. Der Turm bewirkt dort ja nichts. Der Bauer a4 ist gedeckt und nach dem vorgesagten sollte die strategische Überlegung ja nach wie vor auf der Umwandlung liegen. Was soll Td4 dabei bewirken? Aber gut, icvh gestehe zu, wenn einem nichts anderes einfällt ist man oft geneigt mal ein Schach zu viel zu geben. Insofern hätte mir das auch passieren können (hinterher kann man ja immer schlau reden). Allerdings hätte ich wie gesagt vorher schon anders gespielt.

Zitieren:
Ich würde mich nicht auf eine (Gewinn-)wette gegen den "schwierigen" Centauer einlassen. Für mich ist das Spiel schwerer einzuschätzen als das von einem normalen Schachcomputer.
Ja, vor Überraschungen kann man natürlich nicht sicher sein. Hätte ich selber auch 1000 EUR einsetzen müssen, wäre es mir auch zu risikoreich gewesen, da man einfach in einer solchen Live-Situation auch nervöser sein dürfte, als in heimischer Umgebung bei Kaff und Kippe. Da ist einfach nicht der Druck da, der mit so einem Event jetzt verbunden wäre. Aber das war ja nicht die Herausforderung. Mein Einsatz hätte nur aus meiner schachlichen Energie bestanden. Insofern war es leicht die Wette anzunehmen.

Naja. Jetzt ist das Thema Wettkampf ja sowieso vom Tisch. Schade eigentlich. Ich hätte es der Wohlfahrtsorganisation gegönnt, der ich im Gewinnfalle das Geld überlassen hätte. Aber nach solchen Nummern wie der oben beschriebenen fehlt für so einen Event nun einfach die gemeinsame Basis.
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Mein Profil beim ICCF (International Correspondence Chess Federation)
https://www.iccf.com/player?id=89948&tab=3

Geändert von Mythbuster (29.06.2019 um 16:01 Uhr) Grund: Zitat korrigiert