
Zitat von
udo
Das sehe ich auch so, ich würde einmal gerne wissen, wie so einige hochgepriesene Schachengines ohne diese ganzen Datenbankenunterstützung spielen würden. Und wie hoch dann deren Elowert wäre.
Naja... ich würde mal sagen, man kann die meisten Engines - vor allem Stockfish - dann durchaus etwa 200 Elo-Punkte niedriger ansetzen, gemessen an den üblichen Listen wie CEGT, CCRL, Ipon usw. Wenn wir es genau nehmen, auch wenn dieser Post jetzt etwas off-topic geht, kann man das eigentlich ganz gut vergleichen.
Das auf den veröffentlichten Papers über AlphaZero basierende Programm Leela bekommt gegen einen perfekt konfigurierten Stockfish derzeit noch kein Bein auf die Erde (wobei Stockfish allerdings wirklich der einzige Gegner ist, den Leela fürchten muss. Komodo und Houdini müssen in den derzeit laufenden Turnieren regelmäßig bluten...). Dabei erreicht Leela auf gut konfigurierter Hardware (z.B. 2x NVidia V100 oder vergleichbar 2x NVidia RX2080 Grafikkarte) nahezu die Stärke des damaligen AlphaZero.
Im damaligen Wettkampf AlphaZero-Stockfish hat man rumgeheult, die Hardware wäre nicht optimal konfiguriert gewesen. (Hashtables zu gering in Bezug auf die Anzahl der Threads, stimmt ausnahmsweise. Keine Eröffnungsbibliothek, Blödsinn, hatte AlphaZero auch nicht, keine Tablebases, ebenso Blödsinn, hatte AlphaZero ebenfalls nicht, Feste Zugzeit, ebenfalls Blödsinn, auch diese Regelung galt für beide. Wer mehr macht als sinnlos Engines gegeneinander spielen zu lassen, z.B. Fernschachanalysen, arbeitet immer mit der Option irgendwann die Bedenkzeit abzubrechen, wo das Programm es nicht automatisch machen würde).
Wie der Wettkampf ausging ist hinreichend bekannt. Stockfish kann einem Programm wie AlphaZero oder Leela nur mit "Schummeln" (also große Eröffnungsbibliothek und Tablebases) widerstehen, ist ansonsten aber chancenlos, wenn es wirklich reine Eigenleistung liefern muss. Ähnliche Erfahrungen habe ich im Fernschach gemacht. Auf sich allein gestellt ist das Programm im Fernschach nahezu wertlos, weil es einfach Fehlzüge macht, die es durch den frühen Tablebase-Einsatz und entsprechende Vertiefungsroutinen (damit die Tablebases auch früh greifen) vermeiden kann. Daher meine Einschätzung dass man bei den meisten Programmen wenn sie ohne "Cheating" arbeiten müssen, durchaus 200, eventuell sogar 300 Elopunkte abziehen darf. Damit sind sie zwar immer noch stärker als der Mensch, aber zumindest für die Supergroßmeister bei weitem nicht mehr absolut unbesiegbar (wenngleich auch Carlsen und Co einen Wettkampf über z.B. 10 Partien trotzdem verlieren würden...)
Aber das sollte jetzt nur die Frage beantworten. Für weitere Diskussionen über AlphaZero, Leela und Co haben wir andere Threads die man wiederbeleben kann...