
Zitat von
Hartmut
Bei jedem anderen Programm würde ich Dir da recht geben. Hier allerdings spielt ja Leela aufgrund ihrer Lernerfahrung die Eröffnungen die ihr - basierend auf den gespielten Partien ihres Neuronalen Netzes - am besten liegen. Das heisst: Ebenso wie die Bewertungskriterien sind auch die gespielten Eröffnungen ein Ergebnis ihrer Lernphase. Man darf also durchaus davon ausgehen, dass sie da dann besser spielt, als mit Eröffnungen, die sie nie spielen würde. Ebenso wie ein Mensch eben.
Wenn ich im Leben nie mit c4 eröffnet habe und nun sage: "Ach, ich mach das einfach mal" und dann auf einen Spezialisten treffe der die Eröffnung in- und auswendig kennt (wie eben ein Programm mit einer starken Biblliothek), dann werde ich damit grandios auf die Nase fallen.
Kenne ich hingegen die Muster der gängigen e4-Eröffnungen und spiele dann auch e4, werde ich mit Sicherheit bessere Ergebnisse erzielen. Man darf Leela nicht mit denselben Maßstäben messen wie andere Schachprogramme. Für die ist jede Stellung eben irgendeine Stellung und es wird gerechnet. Denen ist es recht egal, welche Eröffnung sie spielen. Bei Leela ist das aber eben nicht so, da die Bewertungskriterien auf eigenen Erfahrungen basieren. Also wird sie am besten spielen, wenn sie sich in bekannten Gewässern bewegt.
Du ziehst Schlussfolgerungen wie man es bei einem Menschen machen könnte. Aber es gibt hier keine tiefere Ratio.
Ein klassisches Schachprogramm will auch ohne Bibliothek eine bestimmte Eröffnung spielen, aufgrund der Stellungsbewertung. Das ist nicht grundsätzlich anders als Züge aufgrund der Empfehlung eines neuronalen Netzwerks.
Die Spiele einer Version von Leela ist in sich genauso statisch wie andere Programme. Die Faszination kommt von zwei anderen Eigenschaften: Menschlicher ist das Verhältnis von Schachwissen zu taktischer Stärke und Verbesserungen kommen durch mehr Partien und nicht durch immerwährende Innovationen des Programmierers.
Und weil offenbar die Größe des neuronalen Netzes schon ausreichend groß ist können wir auf neue Erkenntnisse hoffen, gerade was das Verhältnis von Materialunterschied zu Kompensation angeht.
Das alles trifft aber nicht auf 20 Partien einer Version zu.