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Alt 12.04.2018, 12:30
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AW: Match 120'/40 Elite V6 - Portorose 68020

Match 120'/40, 18. Partie, ECO C24: Läuferspiel | Bediener: Rolf Bühler | Resultat: Portorose 32bit gewinnt | Spielstand: 9,5:8,5 (+6 -5 =7) für den Mephisto Portorose 68020 | Nach Eröffnungsende war ein ausgeglichener Kampf zu erwarten. Die beiden Programme strengen sich jedoch an, sich durch gegenseitige nicht stellungsgemässe Manöver zu übertreffen. Die schlechte Strategie der beiden Kontrahenten wird im Endspiel fortgesetzt. Aber erst der Sargnagel 35...Sc1 wendet das Blatt endgültig zugunsten von Weiss, kommt doch der schwarze Springer bis Partieende nicht mehr aus seinem Gefängnis.

[Event "Elite V6_Portorose 68020"]
[Site "Zurich SUI"]
[Date "2018.04.03"]
[Round "18"]
[White "Mephisto Portorose 68020"]
[Black "Fidelity Elite V6"]
[Result "1-0"]
[ECO "C24"]
[WhiteElo "2118"]
[BlackElo "2107"]
[Annotator "K. Utzinger"]
[PlyCount "128"]
[EventDate "2018.04.03"]

1. e4 e5 {Match 120'/40, 18. Partie, ECO C24: Läuferspiel | Bediener: Rolf
Bühler | Resultat: Portorose 32bit gewinnt | Spielstand: 9,5:8,5 (+6 -5 =7) für den Mephisto Portorose 68020 | Nach Eröffnungsende war ein ausgeglichener Kampf zu erwarten. Die beiden
Programme strengen sich jedoch an, sich durch gegenseitige nicht
stellungsgemässe Manöver zu übertreffen. Die schlechte Strategie der beiden
Kontrahenten wird im Endspiel fortgesetzt. Aber erst der Sargnagel 35...Sc1
wendet das Blatt endgültig zugunsten von Weiss, kommt doch der schwarze
Springer bis Partieende nicht mehr aus seinem Gefängnis.} 2. Bc4 {Das
Läuferspiel, eine altmodische Eröffnung, die aber gerade heute wieder eine
steigende Tendenz aufweist. Der dänische Grossmeister Bent Larsen (1935-2010)
hatte seinerzeit eine gewisse Vorliebe für diese Zugfolge. Er wollte damit in
die Wiener Partie einlenken, ohne das sonst übliche Scheinopfer Sf6xe4 zu
gestatten, also 1.e4 e5 2.Lc4 Sf6 3.d3 Sc6 4.Sc3 anstelle von 1.e4 e5 2.Sc6
Sf6 3.Lc4 Sxe4. Der Läuferzug kann natürlich auf Umwegen noch zu
verschiedenen anderen Eröffnungen führen. Vielfach streben die Anziehenden
damit auch ein nicht ungefährliches Gambit an.} Nf6 {Normale Entwicklung mit
Angriff auf e4, so dass Weiss wenig Wahl hat.} 3. d3 ({a)} 3. d4 exd4 4. Nf3 {
die mit einem Bauernopfer verbundene Gambitvariante} Nxe4 (4... Nc6 {das
Zweispringerspiel}) 5. Qxd4 Nf6 6. Bg5 Be7 7. Nc3 Nc6 8. Qh4 d6 9. O-O-O) ({b)
} 3. Nc3 {die Wiener Partie} Nxe4 $11) 3... c6 {Schwarz will den
Zentrumsvorstoss d7-d5 durchsetzen und so die Wirkung des Lc4 einschränken.} (
{Gegen} 3... Nc6 {spricht natürlich nichts}) 4. Nf3 d5 5. Bb3 Bd6 {deckt den
Bauern e5} 6. Nc3 d4 {Die normale und gute Reaktion.} 7. Ne2 {Ende Buch} c5 {
Ende Buch} 8. Ba4+ {Der damit verbundenen Tausch der weissfeldrigen Läufer
hat Vor- und Nachteile. Der weisse Läufer, schon dreimal gezogen, tauscht
sich gegen den gegnerischen Läufer, der nur einmal gezogen hat. So führt der
Tausch zu einem Tempogewinn für Schwarz, umso mehr, als Schwarz das
Rückschlagen mit einem Entwicklungszug verbinden kann. Andererseits verbleibt
Schwarz nach dem Tausch der weissfeldrigen Läufer mit einem schlechten
Läufer, dessen Wirkung durch die Bauern auf dunkler Farbe eingeschränkt
bleibt. Ferner wird ein die Königsstellung schwächender Zug wie g7-g6 kaum
zu vermeiden sein, um Weiss daran zu hindern, mit seinem Springer den schönen
Vorposten f5 zu besetzen. Die Bauernstruktur verlangt für Weiss die Öffnung
der f-Linie mit f2-f4, für Schwarz die Öffnung der c-Linie mit c5-c4. Nicht
vergessen werden darf aber auch der Umstand, dass Schwarz mit seinem Bauern d4
über etwas Raumvorteil verfügt. Es steht jedenfalls ein schwieriger Kampf
bevor und die beidseitigen Chancen richtig abzuschätzen, vermag wohl nur ein
Grossmeister. Die Computer sind in solchen Stellungen mit ihrer Bewertung =
bis =+ wenig hilfreich.} (8. Ng3 Nc6 9. O-O O-O 10. Nh4 Bg4 11. Qe1 Be6 12.
Nhf5 Ne8 13. Nxd6 Nxd6 14. f4 Bxb3 15. axb3 f6 16. Nh5 Qc7 17. Qg3 Kh8 18. fxe5
fxe5 19. Bg5 Rf7 20. Qh4 Raf8 21. Nf6 gxf6 22. Bxf6+ Rxf6 23. Rxf6 Rxf6 24.
Qxf6+ Kg8 25. Qe6+ Nf7 26. Qg4+ Kh8 27. Rf1 Qe7 28. Rf3 b6 29. Qc8+ Nfd8 30.
Qf5 Ne6 31. h4 Kg7 32. Rg3+ Kh8 33. h5 Nf4 34. Rg4 b5 35. g3 {1-0 (35)
Sudnitsyn,A (2422)-Bobykin,K (2392) ICCF email 2014}) 8... Bd7 9. Bxd7+ {
Wie nun zurückschlagen, stellt eine wichtige wie auch schwierige Wahl dar. a)
So lässt 9...Dxd7 dem Springer das Feld c6 und die hypothetische Möglichkeit,
gar lang zu rochieren. b) Das sofort ins Auge fallende 9...Sbxd7 entwickelt
sofort eine Figur, ansonsten hat der Springer keine wirklich guten
Perspektiven für die Zukunft. c) Und 9...Sfxd7 zieht den Springer ein zweites
Mal, verliert so ein Tempo, lässt aber dem zweiten Springer das Feld c6,
verhindert aber auch ein weisses Manöver wie Sf3-h4-f5, zieht jedoch eine
Figur zur Bewachung der Königstellung ab, hält sich indessen die Option
offen, einmal f2-f4 mit f7-f6 zu beantworten. Wahrscheinlich sind alle drei
Fortsetzungen spielbar und welche den Vorzug verdient, vermag ich ohne
vertiefte Analysen nicht zu beurteilen.} Nbxd7 10. O-O O-O 11. c4 {Das
verlagert den schwarzen Durchbruch auf b7-b5 und vergibt sich die Möglichkeit,
das schwarze Zentrum mit c2-c3 anzuknabbern. Zu tadeln ist der Textzug nicht,
auch wenn 11.Sg3 die eher zu erwartende Folge gewesen wäre.} dxc3 {Dieser
Tausch macht den weissen d3-Bauer rückständig, obwohl die schwarze
Figurenanordnung noch lange nicht gerüstet ist, um diese Schwäche unter
Beschuss zu nehmen.} 12. Nxc3 (12. bxc3 $2 {trifft auf die lästige Antwort} c4
{mit Vorteil für Schwarz wegen des schwachen weissen Bauern auf der c-Linie})
12... Qb6 {Ein Manöver wider den Geist der Stellung gespielt, eben ein
typischer Computerzug, der nichts leistet und sich weder gegen die weissen
Pläne stemmt, noch die eigene Strategie unterstützt.} (12... Nb8 {mit der
Idee ...Sc6, um das starke Zentralfeld d4 unter Kontrolle zu bringen, ist eine
interessante Idee}) (12... h6 {zwecks Verhinderung von Lg5 und Sd5 ist ein
Vorschlag der Engines, obwohl mir die Schwächung der schwarzen
Königsstellung nicht gefällt wegen Opfermöglichkeiten auf h6} 13. Nh4 Re8
14. Nf5 Bf8 (14... Nf8 {ist u.U. besser}) 15. g4 Nh7 16. Kg2 $14) (12... Re8 {
hält sich diverse Optionen offen wie ...Lf8 (Verteidigung der Königsstellung)
oder ...Sf8 nebst ...Se6} 13. Bg5 h6 14. Bh4 a6 15. a4 Qb6 16. Qe2 Qc6 $11) 13.
Qa4 $6 {Weiss revanchiert sich mit einem gleichartigen "sinnlosen" Manöver.
Systemgemässe Alternativen bestanden in 13.Sh4 oder 13.Sd2 nebst Sc4.} Qb4 $6
{Unverständlich, was die Dame hier soll.} 14. Qb5 $6 {Fortsetzung der
planlosen Schieberei} (14. Qc2 $14 {hätte die Abseitsstellung der schwarzen
Dame betont}) 14... a6 15. Qc4 b5 {Mit Tempogewinn dehnt Schwarz seinen Raum
aus.} 16. Qxb4 cxb4 17. Ne2 Rfc8 {Schwarz steht nun ganz bestimmt nicht
schlechter.} 18. Ng3 Rc7 (18... g6 {um dem gegnerischen Springer das Feld f5
zu nehmen, war nach dem Damentausch gut und keine Schwächung der
Königsstellung mehr}) 19. Nf5 Bf8 20. Bg5 {Nun muss Schwarz immer mit Lxf6
gxf6 rechnen, weil ja der Bauer e5 den Schutz des Sd7 bedarf. Das ist eben der
Fluch der bösen Tat, bzw. des Versäumnisses 18...g6. Allerdings stellt Lxf6
noch keine beunruhigende Drohung dar, falls Schwarz nun richtig reagiert.} Rc2
(20... Nc5 {ist eine interessante Option} 21. Nxe5 Nfd7 22. Nxd7 Rxd7 23. Rfd1
Rxd3 24. f3 $14) (20... g6 {kam durchaus ebenfalls in Frage} 21. Ne3 Bd6 22.
Rac1 Rac8 $11) 21. Bxf6 gxf6 $2 {Eine unnötige Ungenauigkeit, die dem Weissen
zum Vorteil gereicht. Richtig war das Schlagen mit dem Springer.} (21... Nxf6 {
denn falls} 22. Nxe5 {so} Rxb2) 22. Rab1 Nc5 {Kein Fehler, aber ein
unerschrockener Computerzug, denn menschliche Spieler würden sich eher
scheuen, sich den Turm nach der folgenden Antwort auf e2 einschliessen zu
lassen. Aber interessanterweise lässt sich der bald einmal auf e2
auftauchende Te2 nicht so einfach erobern.} 23. Ne3 Re2 24. Rfe1 {Dieser
Turmtausch vereinfacht die Sache für Schwarz doch massgeblich.} (24. Rfd1 Na4
25. Nd2 Nc3 26. bxc3 bxc3 27. Kf1 Rxd2 28. Rxd2 cxd2 29. Ke2 Rc8 30. Kxd2 Bh6
31. g3 Bxe3+ 32. fxe3 {und das Turmendspiel ist schwierig, aber sollte für
Schwarz zu halten sein}) 24... Rxe1+ 25. Nxe1 b3 26. axb3 Nxb3 $15 {Schwarz
steht leicht besser durch Beherrschung des Zentralfeldes d4 und seine
Bauernmehrheit am Damenflügel.} 27. Nd5 Kg7 28. g4 Bd6 $6 {Den Vorteil
deutlich festgehalten hätten a) 28...a5 der sofortige Vormarsch der
Bauernmehrheit oder b) 28...Tc8 die logische Besitznahme einer offenen Linie
durch den Turm.} 29. Kg2 Rc8 30. Kg3 Rc6 $6 {Ein wiederum schwächlicher Zug
im Vergleich zum stellungsgemässen 30...a5} 31. h4 $6 {Auch Weiss zeigt keine
Anzeichen von Stellungsverständnis.} (31. Ng2 {hätte die weisse Stellung
massgeblich verbessert} a5 32. Nge3) 31... Nd4 $2 {verpasst wiederum 31...a5 -/
+ mit noch immer schwarzem Vorteil} 32. b4 {Damit hat Weiss endlich wieder den
Ausgleich geschafft.} h6 33. h5 (33. Ra1 $14 {ist stärker}) 33... Kh8 $2 {
Erneut nach dem Motto gespielt: "Denn sie wissen nicht, was zu tun ist". Was
um Himmels Willen soll denn dieser dümmliche Königszug abseits vom Geschehen.
} (33... a5 {war eine gute Chance, um im Spiel zu bleiben} 34. bxa5 Ra6 35. Nf3
Nxf3 36. Kxf3 Rxa5) 34. Ra1 $16 {Plötzlich stehen die weissen Figuren aktiver
und Schwarz muss bereits um den Ausgleich kämpfen: rückständiger Bauer a6,
leicht angreifbarer Bauer h6, passiver schwarzer König, das sind die
Handicaps der schwarzen Stellung.} Nb3 {Das Endspiel ist alles andere als
einfach. Deshalb kann ohne tiefe Analyse nicht gesagt werden, was als die
genaueste Verteidigung (...Sb3 / ...Kg7 / ...Se2+ / ...Lb8) zu betrachten ist.}
35. Ra3 Nc1 $2 {Damit gelangt Schwarz endgültig auf die Verliererstrasse. Nur
selten verdienen Springerzüge an den Brettrand gegenüber der Zentralisierung,
wie hier mit 35...Sd4 möglich, den Vorzug. Auf dem Feld c1 findet der
Springer bald keine Felder mehr und wird zum Statisten degradiert, der den
schwarzen Turm auf der c-Linie dauernd an die Deckung des Springers bindet.}
36. Kf3 {Der Springer wird das Feld e2 verwehrt und auch andere
Rückzugsfelder gibt es keine mehr.} Bf8 37. Ke3 Kg7 38. Ng2 (38. Nf3 {war
deutlich stärker, aber beide Programme begnügen sich in dieser Partie mit
zweitklassigen bis schlechten Zügen.}) 38... Kh7 39. Nh4 Kg8 40. Nf5 Kh8 41.
Ra1 Kh7 42. Ra5 {bringt gar nichts ein} Nb3 43. Ra3 Nc1 44. Kd2 {Jetzt hat es
Weiss bemerkt und weicht richtig ab.} Kh8 45. Nfe7 {! Endlich wieder ein guter
Zug.} Bxe7 ({Nichts hilft} 45... Re6 46. Nc8 Rc6 47. Na7 Rc7 48. Nxc7 Bxb4+ 49.
Kxc1 Bxa3+ 50. Kc2 $19 {schwarze Mehrfigur}) 46. Nxe7 Rc7 {Der Turm muss wegen
dem Schutz des Sc1 auf der c-Linie bleiben.} 47. Nf5 {Infolge des
Doppelangriffes auf a6 und h6 gewinnt Weiss nun einen Bauern.} Rc6 48. Nxh6 Kg7
49. Nf5+ Kh7 50. d4 {Es führen bereits mehrere Wege nach Rom.} exd4 51. Nxd4
Rd6 52. Ke3 Kh8 53. f4 Kh7 54. g5 (54. Ra1 {gewinnt ebenso einfach, denn der
schwarze Springer geht verloren.}) 54... fxg5 55. fxg5 Kh8 56. e5 Rd5 57. Ke4
Rd8 58. Rxa6 {Schon sind 2 schwarze Bauern verschwunden und der schwarze
Springer c1 hat noch immer keine Felder.} Kg8 59. Ra7 Rc8 60. g6 fxg6 61. hxg6
Rc4 62. e6 {Die beiden Freibauern sind des Hasen's Tod.} Ne2 63. e7 Ng3+ 64.
Ke5 Rc8 {Schwarz gibt auf} 1-0


Geändert von applechess (12.04.2018 um 18:16 Uhr)
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