Hallo Wolfgang,

Zitat von
Wolfgang2
Für mich sind die Ü2000 - Computer-Wertungen alles in allem realitätsfremd. Ein mit 2200 Elo oder mehr eingestufter Gegner darf sich nicht durch die von Kurt beschriebenen Methoden (und mir hier immer wieder gezeigten Schongang-Partien) in ein Remis-Endspiel treiben lassen, das er dann durch mehr oder minder elementare Fehler häufig verliert.
schwieriges Thema. Vielleicht überschätzt du die ü2200 Spieler auch ein wenig. Wenn du z.B. einen Blick auf die vielen Schachcomputer Turniere mit menschlicher Beteiligung wirfst, genannt seien die Aegon- oder andere holländische Turniere, die Turniere von Luis (Meca) in Spanien, Partien aus CSS und Modul, so wirst du genügend Partiebeispiele finden, in denen sich Schachcomputer auch gegen starke menschliche Spieler behaupten konnten. Und letztendlich wurde die SSDF-Rangliste aufgrund von Partien gegen Menschen geeicht. Die fragwürdige Abwertung um 100 Punkte lassen wir jetzt mal außen vor.
Und du lässt (vielleicht?) einen weiteren Punkt außer Acht, die psychologische Komponente. Du hast es selbst angemerkt. Wenn du Partien gegen Menschen in Klingenberg spielst, gestalteten sich die Partien doch etwas anders als im stillen Kämmerlein gegen einen deiner Computer. Aber warum ändert sich die Sache dann für dich? „Leider“ hast du nie in einem Schachklub gespielt bzw. an Vereinsturnieren oder Mannschaftswettkämpfen teilgenommen. In diesen Partien zählt nur der eine, nicht wiederholbare Moment. Der Druck, der dann auf einem lastet, ist nicht ansatzweise vergleichbar mit Partien, die man entspannt zu Hause spielt. Fehler, die in eigenen Partien gespielt oder Möglichkeiten die übersehen wurden, sind dann in der Analyse teilweise schwer verständlich.
Hinzu kommt natürlich dein Wissen über den Stil eines Gerätes. Du kennst ganz genau die Stärken und Schwächen des betreffenden Gerätes. Darauf richtest du dein Spiel aus. Aber wie wäre deine Spielanlage, wenn du gegen einen Unbekannten bzw. unbekanntes Gerät spielen würdest?
Und zum guten Schluss, eine Partie teilt sich bekanntlich in verschiedene Phasen auf. Somit muss ich den Blick bei einem Schachcomputer auch auf die Stärken werfen und nicht nur die Schwächen beurteilen. Natürlich begehen Schachcomputer Fehler, Menschen aber auch.
Eine grundsätzliche Aussage nach dem Motto, alles über 2200 ist Unsinn, ist mir zu undifferenziert. Denn es finden sich genügend Beispiele, die diese Aussage widerlegen.
Elo Zahlen für Mensch und Computer bleiben relativ. Genauso wie unsere Listen.
Gruß
Micha