7. Partie, Orang-Utan (Sokolsky): Was bringt wohl diese letzte Partie in der 7. Runde? Alles andere als ein Sieg käme für den Computer einer Schmach gleich, denn nur mit einem Sieg könnte Saitek Maestro C18 noch zu einem einigermassen würdigen 50-Prozent-Score kommen. Leider schafft das der Computer nicht, sondern versteht es gar, in einer schlecht geführten Partie zu verlieren. Mit einem
Endresultat von nur 2.5 Pkt aus 7 Partien oder einer Gewinnquote von 35,71 % und einer erzielten Turnierwertung von nur ELO 1862 bei einem ELO-Schnitt von 1969, hat das Saitek-Programm weit unter den Erwartungen, aber entsprechend der in allen Bereichen gezeigten qualitativ schwachen Leistung abgeschnitten.
[Event "VM 120'/40"]
[Site "Pfaeffikon"]
[Date "1988.??.??"]
[Round "7"]
[White "Seiler, Erik"]
[Black "Saitek Maestro C18"]
[Result "1-0"]
[WhiteElo "1965"]
[BlackElo "2100"]
[ECO "A00"]
[Annotator "Utzinger,K"]
{Was bringt wohl diese letzte Partie in der 7. Runde? Alles andere als ein Sieg käme für den Computer einer Schmach gleich, denn nur mit einem Sieg könnte Saitek Maestro C18 noch zu einem einigermassen würdigen 50-Prozent-Score kommen. Leider schafft das der Computer nicht, sondern versteht es gar, in einer schlecht geführten Partie zu verlieren. Mit einem Endresultat von nur 2.5 Pkt aus 7 Partien oder einer Gewinnquote von 35,71 % und einer erzielten Turnierwertung von nur ELO 1862 bei einem ELO-Schnitt von 1969, hat das Saitek-Programm weit unter den Erwartungen, aber entsprechend der in allen Bereichen gezeigten qualitativ schwachen Leistung abgeschnitten.}
1.b4
{Dass Weiss zur Orang-Utan oder Sokolsy-Eröffnung greift, ist typisch Erich Seiler (ELO 1965), der gerne unkonventionelle Stellungen auf dem Brett hat.}
1...e5
{Die mit Abstand populärste und wohl auch beste Verteidigung gegen die Sokolsy-Eröffnung, wo wegen baldigem schwarzem Entwicklungsvorspring gar Weiss aufpassen muss, dass er nicht taktisch unter die Räder kommt.}
2.Bb2
{Weiss hat keine Lust, eine der beiden hier möglichen Alternativen wie a) 2.b5 oder b) 2.a3 zu spielen.}
2...Bxb4 3.Bxe5 Nf6
{Schwarz letzter Buchzug. Das Programm kennt somit einen sehr guten Aufbau gegen das leicht bizarre System von Weiss.}
4.Nc3
{Kann damals als eine Neuerung von Weiss angesehen werden, zumal die theoretisch erforschten Züge mit 4.Sf3 oder 4.c4 beginnen. Objektiv betrachtet keine schlechte Lösung, denn auf diese Weise gerät Weiss kaum in Entwicklungsrückstand.}
4...Nc6 $6
{Das Programm sieht nur den Angriff auf den Läufer und denkt offenbar nicht im Traum an die nun folgende Abwicklung von Weiss. Bessere Fortsetzungen sind hier 4...c6 oder auch 4...La5.}
5.Bxf6
{Natürlich ist es schade um den Läufer, aber nach}
5...Qxf6 6.Nd5 Qe5 7.Nxb4 Nxb4
{hat Schwarz die Dame und den Springer im Spiel. Der Springer steht schlecht und die Dame wird wegen des kommenden Sf3 bald ein Tempo verlieren müssen.}
8.Rb1 $1
{Weiss ist zugunsten offener Linien und Entwicklungsvorsprung bereit, den a2-Bauern zu opfern}
8...Nxa2 $6
{Eine ungesunde Mahlzeit für den Computer; das Programm hat vielleicht nur mit der unklaren Folge 9.c3 Sxc3 usw. gerechnet; doch Weiss treibt lieber seine Entwicklung voran.}
9.Nf3 Qe4
{? Hier hat die schwarze Majestät nichts zu suchen und 9...Df6 war deshalb besser, denn nun wäre das schwarze Ross nach 10.c3 dem Untergang geweiht.}
10.Rb3
{Weiss hat andere Pläne und droht vorerst Damengewinn mit Te3; Schwarz steht grottenschlecht.}
10...Qa4 $2
{Ein erneuter Zug mit der Dame. Diese primitive Deckung des Springers schlägt dem Fass den Boden aus, zumal sie nicht mal den gewünschten Zweck erfüllt.}
11.Qb1 $6
( {Weiss verpasst} 11.Qa1 {mit Angriff auf g7} 11...O-O 12.Qb2 d6 13.Ra3 {und der a2-Springer geht vorloren, was dem Partieverlust gleichkäme.} )
11...c5 12.Qb2
{Droht, mit Ta3 den gegnerischen Springer zu erobern.}
12...Nb4 13.Qe5+ Kd8
{Nun ist auch noch die schwarze Rochade futsch.}
14.Qb2 d5
{Den Vorzug verdiente das mehr stabilisierende 14...d6, womit auch das Zentrumsfeld e5 gedeckt bliebe. Dann hätte sich Schwarz vielleicht noch aus der Affäre ziehen können.}
15.c3 Na6
( {Interessant und unklar ist} 15...a5 $5 16.cxb4 axb4 17.e3 Qa1+ )
16.g3 $6
{Damit verliert Weiss den Faden und viel Zeit; besser war 16.e3.}
16...Kc7 $6
{Statt logisch 16...Te8 zu spielen, verfällt Saitek Maestro C18 einmal mehr auf komische Ideen.}
17.Bg2 Re8 18.e3 Qg4 $2
{Was um Himmels Willen soll denn nun dieses seltsame Manöver der schwarzen Dame wieder?}
19.O-O c4 $2
{Unglaublich, was Saitek Maestro C18 heute für hirnverbrannte Züge auf das Brett schmettert; dem Gegner freiwillig das starke Springerfeld d4 zu überlassen und die folgende Antwort zu gestatten, grenzt schon fast an Selbstmord; ich begann langsam, mich für den Computer zu schämen. Bei einem modernen Schachprogramm wie Komodo 9.3 taucht dieser Zug nicht innerhalb der 10 besten Züge auf.}
20.Rb5 $18
{Verbessert die Turmstellung durch Tempo mit Angriff auf d5. Und hier ist die Partie für Schwarz schon nicht mehr zu retten.}
20...Qh5 $2
{Schon fast normal, dass Saitek Maestro C18 wiederum nur einen dirttklassigen Zug findet, womit das Ende beschleunigt wird.}
21.Nd4 Rd8
{Schutz des doppelt angegriffenen Bauern d5, der sich leider wegen der Schwäche von b7 nicht mit dem Entwicklungszug Le6 verteidigen lässt.}
22.e4 $1
{Logisch und stark zugleich. Alle weissen Figuren spielen mit, die schwarzen Figuren stehen hilflos in der Landschaft herum.}
22...Rb8 23.Rb1
{Verhindert erneut Lc8-e6 durch Erhöhung des Druckes gegen b7; der schwarze Bauer d5 rennt nicht davon}
23...Qg6 24.exd5
{Nun ist auch der schwarze Bauer c4 bald dem Untergang geweiht.}
24...Qd3 $2
{Es gab keine Rettung mehr, aber dieses Manöver ist besonders schlecht.}
25.Re1
{Droht Damengewinn im nächsten Zug mit Le4. Noch stärker war 25.Da3.}
25...Qg6 26.Qa2 Rd6 27.Qxc4+ Kd8 28.Qe2
{Mit Mattdrohung auf e7.}
28...Bd7 29.Rb2
( 29.Qe7+ {ist einfacher} 29...Kc8 30.Bh3 $1 b6 31.Nc6 $18 )
29...Qf6 30.Nb5 Bxb5 31.Qxb5
{Nun droht Te8 Matt}
31...Nc7 32.Qb3 g6 33.d4 Ra6 $2
{Diese Abseitsstellung des Turmes vereinfacht den Gewinn für Weiss und auch wenn Letzterer nicht immer die besten Züge findet, bekommt Schwarz doch keine Chance mehr.}
34.Qd1 Qd6 35.c4 Qd7 36.Qe2 Qe8 37.Qd2
{Mit der Absicht, auf h6 einzudringen.}
37...Qf8 38.c5
{Schwarz wird langsam erdrückt.}
38...b6 39.Qf4 f6
{Nach dem folgenden Zug gab der an allen Ecken und Enden gefesselte und hilflose Saitek Maestro C18 auf. Die wohl schlechteste Partie des Programms. Ich war froh über das Ende dieses für Saitek Maestro C18 miserablen Turniers.}
40.Bh3 1-0