Thema: Partie: Human vs Oldies
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Alt 25.01.2017, 21:54
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AW: Human vs Oldies

Liebe Schachfreunde

Der Einsatz von Schachcomputern in unserer Vereins-Meisterschaft in Pfäffikon, Kanton Zürich, Schweiz, war für mich als Bediener, wie auch für die teilnehmenden Spieler, immer spannend.

1986: Mephisto Amsterdam, 16bit, 68000 CPU, 12 MHz
Das damalige Weltmeisterprogramm von Richard Lang erreichte 3 Pkt aus 7 Partien, eine Gewinnquote von 42,8 % bzw. eine Leistung von 1901 Elo.

1987: Mephisto Dallas, 16bit, 68000 CPU, 12 MHz
Hervorragendes Resultat für das Programm von Richard Lang in diesem Klubturnier: Ein Score von 6.0 Pkt aus 8 Partien (75 %), was bei einem ELO-Schnitt von 1986 einer Leistung von 2174 ELO entspricht.

Die kommentierten Partien der Jahre 1986 und 1987 habe ich hier bereits publiziert.

1988: Saitek Maestro C18 (Turbo Kit), 8bit, CPU 65C02, 18 MHz
Schauen wir nun, wie es dem Programm von Julio Kaplan gelaufen ist.

6. Runde, Holländische Verteidigung: Dem Spezialisten dieser Verteidigung gelingt es nicht, seinen leichten Vorteil auszubauen und seinen Gegner zu überspielen. Das ist bislang die vom Computer best gespielte Partie in diesem Turnier. Mit 2,5 Pkt aus 6 Partien war ich jedoch nicht zufrieden.



[Event "VM 120'/40"]
[Site "Pfaeffikon"]
[Date "1988.??.??"]
[Round "6"]
[White "Saitek Maestro C18"]
[Black "Trachsler, Jakob"]
[Result "1/2-1/2"]
[WhiteElo "2100"]
[BlackElo "2080"]
[ECO "A88"]
[Annotator "Utzinger,K"]

1.d4
{Für diese 6. Runde hatte ich mich auf einen Verlust von Saitek Maestro C18 eingestellt und somit einem Resultat von 2.0/6, doch in dieser Partie schafft das Computerprogramm in einem dynamisch ausgeglichenen Kampf und unter Mithilfe seines Gegners das Remis, somit also 2.5 Pkt aus 6 Partien oder 41.66 %, was noch immer weit unter den Erwartungen liegt.}
1...f5
{Im letztjaehrigen Klubturnier hatte Jakob Trachsler (ELO 2050) mit seiner geliebten Hollaendischen Verteidigung gegen Mephisto Dallas 68000 ueberraschend verloren.}
2.c4 Nf6 3.g3 g6 4.Bg2 Bg7 5.Nf3 d6 6.Nc3 O-O 7.O-O c6
{J. Trachsler hat eine Vorliebe fuer diesen Zug und schon jahrelange, gute Erfahrungen damit gemacht. Jedenfalls habe ich ihn noch nie das komplexere 7...De8 spielen sehen.}
8.d5 e5 9.dxe6 Bxe6 10.Qd3
{Weiss letzter Buchzug. Eine andere Variante ist 10.b3}
10...Re8
{!? Nur die drittbeste Wahl neben den ueblichen 10...Sbd7 oder 10...Sa6; dessen war sich Trachsler durchaus bewusst. Ihm ging es darum, mit einer selten gespielten Variante Erfahrungen zu sammeln. Zu diesem Zweck eine Computerpartie zu waehlen, schien dabei keine schlechte Idee zu sein.}
11.Bf4 $6
{Scheinbar logisch, aber falsch. Denn gerade dagegen war der vorhergehende Zug gerichtet. Viel besser geschah Sg5 Lc8, Lf4 h6, Sh3 g5, Lxd6 Se4, Tad1 Sxd6, Dxd6 Dxd6, Txd6 Le6 und es ist fraglich, ob die aktiven schwarzen Figuren zum Ausgleich genuegen.}
11...Ne4 $1
{Das funktioniert, weil Weiss keinen Bauern gewinnt mit dem zweimaligen Schlagen auf e4, sondern nach 12.Sxe4?? fxe4, 13.Dxe4 Lf5 die Dame verlieren wuerde. Nun ist es Schwarz, der bereits eine leicht vorteilhafte Stellung aufweist.}
12.Rab1
{Wollte Weiss Bauernschwaechen vermeiden, so kam einzig das sehr passive 12.Sd1 in Frage.}
12...Na6 13.Nd4 Nac5 14.Nxe6 Rxe6 15.Qc2 Nxc3 16.bxc3
{Weiss hat böse Bauernschwächen und man kann sich vorstellen, dass es nun langsam den Berg runtergeht. Allerdings ist es nicht so einfach, wie es aussieht, denn auch Schwarz hat einen rückständigen Bauern auf d6 und zudem verfügt Weiss über das Läuferpaar. Ohne Kampf ist hier kein voller Punkt zu holen.}
16...Qe7 17.Rfe1
{Pariert den Angriff auf e2, wobei jedoch 17.Lf3 eine Spur besser ist. Falsch gewesen wäre Le3? Txe3!, fxe3 Dxe3, Kh1 Dxc3 =+}
17...Re8 18.Bf3
{Eine prüfenswerte Alternative war 18.h4, um den gegnerischen Bauernvorstoss g5 zu erschweren, obwohl die Antwort 18...Se4 19.Lxe4 und die Aufgabe des Läuferpaares erzwungen hätte.}
18...g5
{Schwarz spielt aggressiv und auf Gewinn. Sehr gut dünkt mich aber auch die Verstärkung der Stellung mit 18...Df6.}
19.Bd2 g4
{Bei genauer Betrachtung der Stellung erkennt man, dass es sehr schwierig ist, fuer Schwarz einen wirkungsvollen Plan zu finden, um seinen Vorteil zu vergroessern, und ob der Textzug dazu geeignet ist, wage ich nicht abschliessend zu beurteilen.}
20.Bg2 Qf6
( {Genauer ist} 20...Qf7 {was der Dame ermöglicht, gegebenenfalls nach h5 zu gehen.} )
21.Bf4 $1
{Stellt den Laeufer auf ein besseres Feld und ohne Furcht vor dem nächsten schwarzen Zug.}
21...Qxc3
{Mit dieser Abwicklung erhofft sich Schwarz noch gewissen Vorteil; für die Wahl dieses Zuges verbrauchte Schwarz fast 15 Min an Bedenkzeit.}
22.Qxf5 Qxc4 23.Qxg4 Qxa2
{Im Endresultat hat immerhin ein weisser Bauer sein Leben aushauchen müssen. Weshalb die Engines den Weissen trotzdem ganz leicht im Vorteil sehen nach entweder a) 24.Dh5 oder b) 24.Lf3 ist alles andere als offensichtlich.}
( {Nach} 23...Rxe2 24.Rxe2 Qxe2 {und nicht 24...Txe2 wegen der Fesslung 25.Lf1} 25.Qxe2 Rxe2 26.Bxd6 Bd4 27.Bf1 Bxf2+ 28.Kh1 Rc2 29.Bxc5 Bxc5 30.Rxb7 {wär das Remis perfekt.} )
24.Ra1
{Das ist dank der Fesslung des Lg7 möglich. Der Computer will seinen Bauern zurück.}
( 24.Qh5 {nach diesem Zug entsteht eine äusserst schwierig zu beurteilende Stellung.} 24...Rxe2 25.Qxe8+ Rxe8 26.Rxe8+ Kf7 27.Rbe1 Bf6 28.Bxd6 Nd3 {unklar} )
24...Qc4
{Wertvolle Minuten an Bedenkzeit hat Schwarz dafür opfern müssen, denn der Entscheid für ein Rückzugsfeld der Dame ist alles andere als einfach. Dass alle möglichen Züge wie 24...Db2 oder 24...Db3 sowie der Textzug schlussendlch fast gleichwertig sind, vermag ein Mensch bei tickender Uhr kaum berechnen.}
25.Rxa7
{Mit Frustration muss Schwarz feststellen, dass der Vorteil dahin ist, weshalb er nun eine Remisabwicklung in die Wege leitet.}
25...Rxe2 26.Rxe2 Qxe2 27.Qxe2 Rxe2 28.Bxd6 Bd4 29.Bxc5 Bxc5 30.Rxb7 Rxf2
{Droth ein schlimmes Abzugsschach}
31.Kh1 Rf7 32.Rxf7 Kxf7
{Nun ist das Remis offensichtlich}
33.Bxc6
{Die aus Sicht des Bedieners erste von Saitek Maestro C18 Turbo Kit gut gespielte Partie.}
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Boris (26.01.2017), Egbert (26.01.2017), Mapi (25.01.2017)