Einzelnen Beitrag anzeigen
  #394  
Alt 23.08.2016, 09:08
Benutzerbild von Mythbuster
Mythbuster Mythbuster ist offline
Forengrinch
 
Registriert seit: 06.04.2008
Ort: UNESCO Welterbe
Land:
Beiträge: 7.152
Abgegebene Danke: 1.596
Erhielt 4.979 Danke für 1.660 Beiträge
Member Photo Albums
Aktivitäten Langlebigkeit
4/20 17/20
Heute Beiträge
0/3 sssss7152
AW: Millennium ChessGenius Pro

@Ricard und alle anderen:
Ich möchte auf mein Beispiel zum Thema "Falscher Läufer" noch einmal eingehen:



Schwarz zieht Lh3!! Remis.


Wenn man diese Stellung dem "echten" London vorsetzt, zieht er sofort und ohne Berechnung den richtigen Zug. Grund: Er hat das "Wissen" und "weiß", dass schwarz nicht gewinnen kann!

Ein Blick auf die Stellungsbewertung beweist: Die Stellung ist remis! Kein Spielraum für Diskussion, obwohl weiß einen Läufer und zwei Bauern mehr hat!

Genau das ist der Grund, warum mich die alten Geräte so sehr begeistern: Weil sie mit schwacher Hardware gut gespielt haben, was nur mit viel Wissen möglich war. Dies galt speziell für Programme aus der Hand von RL: Er war der Meister des Endspiels ... eben weil seine Schöpfungen all diese Dinge kannten!

Der Umstand, dass Stockfish den "Falschen Läufer" nicht kennt, ist mir bekannt ... rein vom Wissen beherrscht SF nicht einmal K-KSL! Nur durch Rechenpower kann er es! Solche Programme sind "fast & deep but dumb" ... mit immer weniger Wissen rechnen sie schneller und tiefer ... und erreichen rein durch Rechenpower und Endspieldatenbanken enorme Elowerte. Das habe ich hier im Forum schon zu Zeiten von Rybka deutlich kritisiert.

Aber zurück zum MCG Pro bzw. Richard Lang: Je mehr Wissen ein Programm hat, desto "harmonischer" wirkt das Spiel auf menschliche Schachspieler ... eben deshalb, weil wir "nach den gleichen Regeln" spielen! Seit dem Amsterdam hat RL seinem Programm (ich sehe es als ein Programm, welches sich in jährlichen Evolutionsschritten weiterentwickelt hat) immer mehr Wissen hinzugefügt: Endspiele, Turmwissen, Bauernstrukturen ... die Liste ist unendlich ... das Ergebnis ist dann genau die Spielweise, die viele von uns im Vancouver so bewundern: Menschlicher Spielstil, gepaart mit Spielstärke auf einer Hardware, die aus heutiger Sicht lächerlich ist! Genau dafür steht für mich der Name Richard Lang! Und der Genius / London ist nun einmal der Gipfel dieser Evolution!

Nun speziell zum MCG Pro. Das Gerät wird wie folgt beworben:

Zitieren:
Einer der spielstärksten Schachcomputer aller Zeiten mit der Weltmeister-Software "Chess Genius“ von Richard Lang!
Siehe dazu Homepage von Niggemann

Wenn ich diesen Text lese, dann erwarte ich zunächst einmal dieses Programm bzw. echte Weltmeistersoftware ... und wenn es dann vom Hersteller heißt, das Teil "basiert auf dem London" ... dann erwarte ich ein Programm, das das enthält, was ich mit dem Namen London verbinde: Harmonisches Spiel und sehr viel Schachwissen!

Und jetzt frage ich: Was ist an diesem Programm von der "Weltmeister-Software Chess Genius" übrig geblieben? Welche WM hätte dieses Programm wohl gewonnen? Auf damaliger Hardware wäre dieses Programm gnadenlos zerrissen worden! Oder von einem "echten London"? Nach all dem, was ich sehe, wahrlich nicht viel!

Und genau hier ist das Problem: Die Kiste wird mit "Weltmeister-Software Chess Genius" und "London" beworben! Das!!! ist mein Problem mit der Kiste!

Nein Leute, hätte man offen kommuniziert, dass in dem Teil ein Programm steckt, das ursprünglich für PDAs und Smartphones entwickelt wurde ... he, kein Problem, dann weiß man, was man kauft ... und kann sich ggf. vorher selbst schlau machen, indem man das Programm auf einem Smartphone testet ... dann würde zumindest von mir kein Wort der Kritik kommen!

So hingegen ist mein persönliches Fazit: Es ist mir mittlerweile ehrlich gesagt egal, was in der Kiste steckt, sei ein gepimpter Amsterdam oder ein "neues Programm" (sorry, das Wort "London" werde ich in Bezug auf dieses Teil gewiss niemals in den Mund nehmen).

Und weder der Hersteller noch Richard Lang haben sich meiner Meinung nach mit dieser Form des Vermarktens einen Gefallen getan! Und da ist es mir egal, ob das Teil 99, 159 oder 999,- Euronen kostet ...

Ich freue mich für alle, die sich über und an diesem Gerät erfreuen ... immerhin spielt es zumindest "anders" als ein typischer Richard Lang ... und ist damit eine Bereicherung in einer Sammlung ... wie immer man das auch bewerten will ...

Aber Neueinsteiger in die Welt der Schachcomputer oder alle anderen, die nie das Glück hatten, gegen einen "echten Lang" bzw. einen "echten London, Genius, Vancouver, Lyon ...) zu spielen, werden so nie die Magie der alten Geräte verstehen ... und sie werden auch nicht erfahren, welch Wissen und welch schönes und menschliches Spiel schon vor 25 Jahren auf "Steinzeithardware" möglich war ... schade!

Gruß,
Sascha
__________________
This post may not be reproduced without prior written permission.
Copyright (c) 1967-2025. All rights reserved to make me feel special. :-)
Mit Zitat antworten
Folgende 9 Benutzer sagen Danke zu Mythbuster für den nützlichen Beitrag:
Chessguru (23.08.2016), Drahti (14.09.2016), Egbert (23.08.2016), IvenGO (23.08.2016), Kathy (23.08.2016), Mapi (23.08.2016), MaximinusThrax (23.08.2016), RetroComp (23.08.2016), RolandLangfeld (23.08.2016)