Hallo, wie schon geschrieben, ist die 3.Runde abgeschlossen und es ging auch mit der Analyse der Partien vorwärts. Zuerst einmal, wie haben sich diesmal die beiden menschlichen Teilnehmer geschlagen? Nach dem etwas verhaltenen Start gab es je zwei durchaus machbare Aufgaben. Ich musste gegen den RFT Chess-Master antreten, worauf ich mich schon freute. Ich hatte durchaus Respekt vor dem Gerät, weil ich bei einigen "offenen Partien" gegen ihn schon ganz schlecht aussah. Es kam zu einem Klassiker, Bauernopfer auf b2, der Computer nimmt das gerne mit der Dame an, und muss dann im Rückzugsgefecht viele Schwächen zulassen und gab mächtig Material ab. Danach wollte er nicht lange leiden und ließ ein kurzzügiges Matt zu.
[Event "II.Turnier (30s/Zug)"]
[Date "2014.02.25"]
[Round "3"]
[White "Hader, S."]
[Black "RFT Chess-Master (Level 2)"]
[Result "1-0"]
[ECO "B01"]
[WhiteElo "1488"]
[PlyCount "37"]
1. e4 d5 2. exd5 Qxd5 3. Nc3 Qa5 4. Nf3 Nf6 5. Be2 {Ich entschied mich bewusst
für einen passiven, aber stabilen Eröffnungsaufbau. Abwarten und schauen,
was der Computergegner macht.} Nc6 6. O-O Bf5 7. d3 $6 {Ich blieb meinem
Konzept treu, auch wenn das nicht die beste Fortsetzung war.} (7. Bb5 Bd7 8. d4
O-O-O 9. Bd2 $14) 7... Qb4 {Oh, bietet sich da schon eine Gelegenheit, RFT
Chess-Master zu einem Fehler zu provozieren.} 8. Bd2 $5 Qxb2 $4 {RFT
Chess-Master tut mir den Gefallen, obwohl der vergiftete Bauer auf b2 ein
Klassiker ist.} (8... e5 9. Ne4 (9. Nd5 {bringt nicht viel, wegen} Qd6) 9...
Qe7 {und Schwarz hat da noch alles im Griff.}) 9. Rb1 Qa3 10. Rb3 {Ist okay,
aber geht auch schneller.} (10. Nb5 {So geht es natürlich auch (und
vermutlich noch schneller).} Qa4 11. Nxc7+ Kd8 12. Nxa8 Kc8 13. Qc1 e6 (13...
Kb8 14. Qb2 Bc8 15. Ne5 Kxa8 16. Bf3 $18) 14. Qb2 b5 15. Ne5 Nd4 16. Qc3+ {und
Schwarz hat keine Gegenwehr, z.B.} Kb7 ({oder} 16... Qc4 17. Qa5 (17. dxc4 $6
Nxe2+) 17... Qc5 18. Qa6+ Kb8 19. Bf3 Nxf3+ 20. gxf3 Kxa8 21. Rxb5 $18) 17.
Qc7+ Kxa8 (17... Ka6 18. Qc8#) 18. Qc8#) ({Allein schon} 10. Rxb7 {bringt
klaren Vorteil für Weiß.}) 10... Qa6 $2 {Mit 10. ... Qd6 wäre Schwarz noch
recht glimpflich davon gekommen. So aber kann sich die Dame nicht mehr
befreien.} 11. d4 b5 (11... Qa5 12. Rb5 Qa3 13. Rxf5) 12. Bxb5 Qb6 13. d5 Bd7
14. Bxc6 $1 {Doppelangriff auf Dame und Turm.} Bxc6 15. Rxb6 axb6 16. dxc6
O-O-O 17. Qe2 {Ein stiller, aber mächtiger Zug.} e6 {Es gab kein wirkliches
entrinnen aus dem Matt.} 18. Qa6+ Kb8 19. Qb7# 1-0
In der zweiten Partie musste mein Papa gegen das bisher unglücklich agierende Programm Schach-12 spielen. Der Partieerlauf war auch recht konfus, aber der menschliche Spieler konnte mit Läufer und Dame einen gefährlichen Angriff auf den König starten. Er verlor aber etwas den Faden, nachdem er die gewinnbringende Fortsetzung übersah. Beim weiteren Figurenabtausch hatte Schach-12 zwei Mehrbauern im Damenendspiel und drohte auch den dritten Bauern zu stehlen. Aber seht selbst...
[Event "II.Turnier (30s/Zug)"]
[Date "2014.03.01"]
[Round "3"]
[White "Hader, H."]
[Black "Schach-12"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "D05"]
[WhiteElo "1242"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/1p5p/p1p3p1/2P2pqk/8/5P2/6PP/3Q2K1 b - - 0 48"]
[PlyCount "32"]
48... Qe3+ 49. Kf1 Qxc5 50. f4+ Kh4 $4 {Supergefährlich mit dem König, auf
die Bauern zuzumarschieren.} 51. Qe1+ (51. Qd8+ $1 {nebst Matt auf g5.}) 51...
Kh5 52. Qd1+ Kh6 53. Qe2 Qc1+ 54. Kf2 Qxf4+ 55. Kg1 Qc1+ 56. Kf2 Qf4+ 57. Kg1
Qc1+ 58. Kf2 b5 59. g3 c5 60. Qe7 Qc2+ 61. Kg1 Qc1+ 62. Kf2 Qc2+ 63. Kg1 Qc1+ {
Schach-12 hat keinen Plan, wie er seine vielen Mehrbauern umsetzt.} 64. Kf2 {
Dreifache Stellungswiederholung, das Ende einer ungewöhnlichen Partie.}
1/2-1/2
Schachprogramme, die nicht die dreifache Stellungswiederholung abfragen, haben bestimmt schon reihenweise ihre Programmierer zur Verzweiflung gebracht, wenn sie bei einem großen Materialplus in eine Zug-Endlosschlafe gerieten. Für meinen Papa war das der erste halbe Punkt im Turnier, auch wenn mehr drin war.
In der dritten Partie konnte Fritz 13 mit Turmvorgabe seinen dritten vollen Punkt holen. Diesmal war das Opfer Mephisto Champion, der mit Weiß im 37.Zug Matt gesetzt wurde.
Auch am unteren Tabellenende zwischen zwei spielschwächeren Brettcomputern können fast studienartige, interessante Stellungen entstehen. So geschehen zwischen Novag Piccolo und Kasparov Aria. Der Novag-Computer hat die Qualität mehr und eigentlich die Partie gut im Griff. Doch Kasparov Aria nutzt eine Unachtsamkeit (45.Ka3?) sehr schön aus. Auch wenn der Rest der Partie nicht fehlerfrei war, hatte sich Kasparov Aria diesen halben Punkt redlich verdient.
[Event "II.Turnier (30s/Zug)"]
[Date "2014.02.27"]
[Round "3"]
[White "Novag Piccolo"]
[Black "Kasparov Aria"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "B01"]
[SetUp "1"]
[FEN "2k5/4n1r1/1p5p/p1pR3P/P1P1Rpp1/1P3P2/6P1/K7 w - - 0 42"]
[PlyCount "23"]
[EventDate "2014.??.??"]
42. Rd3 gxf3 43. gxf3 Rg1+ 44. Ka2 Rg2+ 45. Ka3 $2 {Eigentlich ist der weiße
König vor den Schachgeboten des Turmes geschützt, aber diese verwinkelte
Ecke bietet Schwarz die Möglichkeit, mit dem Springer ein Dauerschach
aufzubauen.} Nc6 $1 {Die weitere Reise, b4 und dann c2. Weiß steht so blöd
mit seinen Türmen, dass er nicht rechtzeitig eine Verdoppelung hinbekommt, um
die 2.Reihe zurückzuerobern. Im schlimmsten Fall passiert sogar ein Matt mit
Tg2-a2.} 46. Rd6 (46. Re8+ Kc7 {und schon ist kein weiteres Schach mehr
möglich} 47. Rh8 Nb4 48. Rh7+ (48. Rdd8 $4 Ra2#) 48... Kc8 49. Rh8+ Kc7 {Und
Weiß muss ins Dauerschach gehen, weil sonst Ta2 Matt passiert.}) 46... Nd4 $2
{Oh oh, es ist zwar immer noch Sc2+ möglich, aber jetzt hätte Weiß die
taktische Finte, sich da rauszuwinden.} 47. Rxf4 $2 {Aber Novag Piccolo nutzt
die Gelegenheit nicht.} (47. Rexd4 cxd4 48. Rxh6 {Weiß hat einen
gefährlichen Freibauern auf der h-Linie, aber damit noch keine Gewinngarantie.
}) (47. Re8+ Kc7 48. Rxh6 Nc2+ 49. Kb2 Ne3+ (49... Nd4+ 50. Kc3 Ne2+ 51. Kc2
Nd4+ 52. Kd3) 50. Kc1 $1 Rc2+ (50... Rg1+ 51. Kd2 Rg2+ 52. Kd3) 51. Kb1 $18)
47... Nc2+ {Schwarz kann jetzt doch sein Dauerschach aufbauen.} 48. Ka2 Nd4+
49. Ka3 Nc2+ 50. Ka2 Nd4+ 51. Kb1 Rg1+ 52. Ka2 (52. Kb2 {So kommt Weiß auch
nicht aus der Dauerschachorgie heraus, ohne selbst Verluste zu erleiden.} Rg2+
53. Kc1 Ne2+ 54. Kd1 Nxf4 55. Rxb6 {und Schwarz hat leichte Vorteile in diesem
Endspiel.}) 52... Rg2+ 53. Ka3 1/2-1/2
Noch eine Partie mit Brettcomputerbeteiligung:
Mephisto Milano Pro - Rexchess 2.30 (486 DX-100)
Beide standen mit 1 aus 2 im Mittelfeld und mussten schon Federn lassen. Milano Pro hatte in der 2.Runde trotz Turmvorgabe gegen Fritz 13 verloren. Rexchess 2.30 verlor in der 1.Runde gegen Mephisto Champion, obwohl er damals klaren Materialvorteil hatte.
Die Partie lief kurz nach Abschluss der Eröffnung im Sinne von Rexchess. Er konnte seinem Gegner unangenehme Doppelbauern verpassen und drang zudem mit seinem Turm auf der Grundreihe ein. Im anschließenden Damenendspiel behielt er deutlichen Stellungsvorteil und konnte nach und nach schwache Bauern erobern. Nachdem auch die Damen getauscht worden, war eigentlich alles klar. Die einzige Hoffnung vom Milano Pro bestand im a-Freibauern:
Weiß spielte zuletzt 44.Kd1-c1. Und Schwarz schaffte es tatsächlich den Zug in der Partie zu finden, der ihn auf die Verliererstraße brachte: 44. ... Kc4xc3????? Rexchess 2.30 scheint wie viele Schachprogramme aus den frühen 90er Jahren nichts von der Quadratregel zu wissen. Vermutlich wollte er sich nicht mit 44. ... dc seine schönen Zentrumsbauern zersplittern. Aber in Schönheit haben auch schon viele menschliche Spieler ihre Partien verdorben.

Rexchess 2.30 muss man aber schon als richtigen
Chancentod bezeichnen und steht mit 1 aus 3 unerwartet in der unteren Tabellenhälfte.