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Alt 02.05.2012, 12:18
Sonny Sonny ist offline
Fidelity Kishon Chesster
 
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AW: Testspiel mit Nintendo DS und Chessmaster The Art of Learning

Ich finde den Chessmaster DS besser als Fritz DS. Fritz DS hat einige Macken, die mir das Spielen mit ihm verleidet haben, obwohl mir seine Bedienung und die Grafik gefallen:

1) Fritz DS lässt die Rochade nicht zu, wenn der Turm bedroht ist. Fritz am PC (jede Version) kann das hingegen. Hier eine Stellung mit Schwarz am Zug, in der mir Fritz DS die kleine Rochade nicht erlaubt:

Ich hab es auch mit einfacheren Stellungen probiert, aber das Ergebnis war stets das gleiche: Fritz DS lässt die Rochade nicht zu, wenn der Turm bedroht ist.

2) Kein Seitenwechsel möglich: Fritz DS kann keinen Zug für den Spieler ausführen (damit der Spieler ab da mit der anderen Farbe weiterspielen kann). Fritz gibt zwar Zugvorschläge, diese aber ohne richtig nachzudenken.

3) Weil kein Seitenwechsel möglich ist, kann Fritz DS konsequenterweise auch keine Halbzüge zurücknehmen.

4) Das Eröffnungsbuch ist offenbar recht schmal geraten und bietet keine Abwechslung. Ein Beispiel: Fritz DS lenkt auf 1. e4 e5 2. Sf3 immer wieder ins Vier-Springer-Spiel ein. Wenn man durch Rücknahme von Halbzügen und Seitenwechsel den Computer wenigstens in eine andere Eröffnung zwingen könnte, aber weder Seitenwechsel noch Halbzugrücknahme stehen zur Verfügung. Zur Not muss man eine Stellung aufbauen und ab dieser weiterspielen.

5) Im Rechenzeitmanagement dürfte ein Fehler sein: Auch auf höchsten Spielstufen (z.B. ohne Zeitlimit auf 2320 ELO, oder auf 40 Züge in 23 Stunden bei 2320 ELO) antwortet Fritz auch im komplexen Stellungen schon nach wenigen Sekunden (Fritz am PC überlegt im Turniermodus bei 3GHz sehr viel länger).

6) Fritz' Spielstärke kann nur über ELO eingestellt werden, nicht z.B. über Zeit/Zug. Besser wäre natürlich auch ein Level, in dem man seine Nachdenkzeit angeben kann, z.B. 15s/Zug!

7) Beherrscht KLS gg. K nicht, auch nicht auf höchster Stufe (diese Endspielschwäche fällt aber nicht wirklich schwer ins Gewicht, wenn auch manche Schachcomputer aus den 80er-Jahren dieses Endspiel bereits beherrschten).

8) Der Trainer schaut seelenruhig zu, wenn ich sinnlos Figuren opfere (der Coach von Fritz am PC warnt mich hingegen).

9) Keine Mattsuchestufen.

10) Die Eindeutschung!!! Schrecklich, was da passiert ist: Hättet Ihr gewusst, was der eingebaute Trainer sagen will mit "Pfand des Königs, jawoll"? Mit ein bisschen Englisch können wir die richtige Aussage herleiten: Pfand = pawn (siehe pawnshop: Pfandleihe); pawn ist im Englischen aber auch der Bauer im Schachspiel, also: "Pfand des Königs" ist der Königsbauer. Wär's nicht so traurig, wär's lustig. Dieser Pfand-Bug zieht sich durchs ganze Programm.

Hilfstexte mit falschen Aussagen krönen die Benutzerführung: etwa der Hilfstext zum Menüpunkt "Wertungsspiel": "Das Ergebnis wirkt sich auf deine ELO-Zahl aus. Alle Hilfefunktionen sind verfügbar." Eben NICHT! Es sind KEINE Hilfsfunktionen verfügbar (ist ja auch bei einem Wertungsspiel nicht anders zu erwarten). Der englische Hilfstext erwähnt die Hilfsfunktionen nicht (das ist gut so).
Oder die Option "Zeit pro Zug" im Blitzschach-Modus: gemeint ist die Bonus-Zeit (Fischer-Modus), die ein Spieler pro Zug erhält (wenn hier der Hilfstext nicht richtig wäre, käme man nur durch Ausprobieren drauf, was gemeint ist); der englische Menüpunkt heißt "Time Gain" und ist damit selbsterkärend. Auf Deutsch wäre "Bonuszeit" o.ä. besser.
Die laufende Spielnotation ist IMMER in englischer Sprache, auch wenn als Sprache Deutsch eingestellt ist. So bedeutet "Be4" in Fritz DS "Läufer nach e4" und nicht "Bauer nach e4". Verwirrend für jene, die nicht Englisch können!

Der Trainer sagte einmal zu mir: "Warum verlangst du nicht patt?" - Ach so, kann ich Patt VERLANGEN? Ich kann Remis anbieten oder oder Patt herbeiführen, aber VERLANGEN?

Ich könnte noch mehr erzählen, aber vor allem die Punkte 1-4 verleiden mir Fritz DS. Vielleicht aber gibt es eine korrigierte Version (meine habe ich gleich nach der Veröffentlichung gekauft).
Ich weiß nicht, ob im Fritz DS eine Morsch-Engine arbeitet, ab ich habe meine Zweifel. In den Credits (unter Optionen) wird Frans Morsch auch nicht erwähnt.
Ich habe meine Kritik vor längerer Zeit auch mal an Chessbase gemailt, aber keine Antwort erhalten.

Viel Freude mit dem Chessmaster!

Sonny
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