Thema: Partie: Test Spiele
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Alt 23.02.2012, 07:02
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AW: Test Spiele

Ach Nick...

Die Computerelos fluktuieren - das war so, das ist so, das bleibt so...

Ich habe mich auch lange Zeit gefragt, wie es sein kann dass ein Schachprogramm auf dem einen Rechnersystem stärker sein kann als seine Vorgängerversion und auf dem nächsten (einem langsameren) wiederum umgekehrt. Für mich klang das unlogisch, bis ich vor Jahren las was Ed Schröder zur Entwicklung seiner Programme im Zusammenhang mit den immer schneller werdenden Computern schrieb. So wurde das, was wir "Wissen" nennen den ersten Versionen noch einprogrammiert. Doch die unzähligen nötigen Prüfroutinen brauchen viel Zeit, weshalb diese Programme in akzeptabler Zeit nicht unbedingt sehr tief rechnen können.

Schnellere Computer allein konnten dieses Manko nur schwerlich beseitigen. Ed stellte fest, dass die Programme jedoch durchaus in der Lage wären, das sogenannte "Wissen" oftmals durch reine Rechenkraft zu ersetzen. Die Programme würden das mangelnde "Wissen" durch die erreichbare Rechentiefe ausgleichen können. Also nahm er schrittweise das zuvor mühselig erarbeitete "Wissen" wieder raus. Die Programme wurden somit zwar "dümmer", doch die durch den Geschwindigkeitskick zusätzlich erreichbare Rechentiefe glich das wieder aus. Mehr noch - die neuen Suchtiefen ließen die Programme auch taktisch stärker werden, sofern die Selektivität nicht zu extrem hochgeschraubt wurde. Ed hatte damals folglich verstanden die schneller werdenden Computer gleich in zweifacher Hinsicht auszunutzen.

Ich glaube, auch andere Programmierer wie z.B. Marty Hirsch (MCP) sind ebenfalls auf diesen Zug aufgesprungen und wenn wir ehrlich sind können wir feststellen, dass die heutigen "schnellen Brüter" prinzipiell DÄMLICH sind und nur durch ihre enormen Rechentiefen so brutal stark spielen. Damit will ich nicht sagen, sie hätten Null Schachwissen, denn ich glaube selbst bei sehr niedrigen Suchtiefen stecken viele moderne Engines unsere Bretties weg. Doch könnte es auch anders sein, wenn man wieder mehr mit dem sogenannten "Wissen" arbeiten würde. Jedenfalls wäre das Spiel der Dinger dann "natürlicher" und vermutlich auch leichter für uns nachvollziehbar. Aber das ist hier und jetzt nicht Thema.

Was Ed und auch die anderen Programmierer vermutlich nicht näher untersuchten (wozu auch?) ist, wie sich denn die neuen schnellen (aber dummen) Programme auf alten langsamen Systemen schlagen würden - vornehmlich gegen frühere Versionen. Ich denke, die Sache liegt klar auf der Hand: Auf langsamen Systemen haben die "wissensbasierenden" Programme die Nase vorn, denn die dummen schnellen Programme kommen auf den langsamen Rechnern nicht tief genug um ihre Dummheit "wegzurechnen"...

Folglich wundert es jetzt wenig, warum auf langsamen Systemen ein älteres Programm besser sein kann als seine Nachfolger.

Das KANN so sein, muss aber nicht - je nach Gusto des Programmierers gibt es da sicher auch Zwischenstufen und schon sieht man, dass sich die Programme nicht so ohne weiteres über einen Kamm scheren lassen. Selbst dann nicht, wenn es sich um ein und dieselbe "Familie" handelt.

Damit aber noch nicht alles - denn es gibt ja noch dieses komische "Angstgegnersyndrom" bei den Programmen. Im krassesten Fall sieht das so aus:
Prog. A gewinnt haushoch gegen Prog. B; Prog B gewinnt seinerseits haushoch gegen Prog. C und dieses wiederum fügt Prog. A eine haushohe Niederlage zu.
Dieses Extrem ist so zwar nicht sehr oft anzutreffen, in abgeschwächter Form jedoch immer wieder und vor allem in Verbindung mit vielen aufeinandertreffenden Programmen. Das vermischt sich untereinander und geht auch des öfteren einfach unter im Wust der vielen Spiele. Da kann man kaum den Überblick halten. Das jetzt noch in Kombination mit dem oben beschriebenen Wandel der Programmierung und die Verwirrung ist perfekt.

Viel Spaß noch beim forschen!
Gruß, Wilfried
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