Hi Thorsten,
ich habe mir mal die Partie
Milano vs. MM5 angesehen. Das Du den Milano nicht unbedingt magst, ist mir schon klar...
...aber von "Zerlegen" ist seitens des MM5 auch nicht gerade die Rede, oder?
Nach dem Buch steht der Milano geringfügig besser und kann das bis einschließlich des 18ten Zuges auch so halten. Im 19ten gibt der Milano seinen Vorteil dann ab - nur um ihn mit der gleichfalls schwachen Antwort des MM5 zurück zu erhalten. Auch der nächste Zug des MM5 hätte besser sein dürfen; scheint mir zu "einfallslos".
Im 21ten Zug dann ein fehlerhafter Einschlag des Milano. Sieht fast aus wie aus der Feder Kittinger's geflossen. Die Partie wird dadurch gewissermaßen "umgedreht" - aus leichtem Vorteil wurde leichter Nachteil. Nur drei Züge später (im 24ten) schafft der MM5 selbiges. Einziger Unterschied: Die Partie wird nicht "umgedreht" sondern lediglich ausgeglichen. Bisher also ist keine Glanzleistung des MM5 zu verzeichnen, sondern nur ein dem Milano gleichwertiges Spiel.
Der Milano unterdes kann das Schwächeln nicht bleiben lassen und patzt schon mit dem nächten Zug (25). Diesesmal ist der Fehlgriff schon sehr viel deutlicher. Der MM5 antwortet m.E. suboptimal, schafft es hier aber "ausnahmsweise" mal nicht, den Vorteil gänzlich wegzuwerfen - er steht nun schon ganz gut.
Das dann folgende -in der Tat sofort verlierende- 26. Dxf8?? besiegelt natürlich das Ende der Partie. Doch kann man da sagen, der MM5 hätte den Milano "zerlegt"? Ich für meinen Teil sehe das anders. Gepatzt haben
beide Kisten! Das der Milano sich quasi selbst Matt setzte, ist natürlich ein Knaller - ganz ohne Zweifel. Geschuldet ist dies wohl der geringeren Selektivität im Vergleich zum MM5, was diesen taktisch so stark macht.
Welche Version des Milano hast Du noch mal am Start?
Gruß, Willi
[Event "Oldie-Turnier"]
[Site "SCW"]
[Date "2009.07.16"]
[Round "1"]
[White "Mephisto Milano"]
[Black "Mephisto MM5"]
[Result "0-1"]
[ECO "B17"]
[PlyCount "60"]
[EventDate "2009.??.??"]
1. e4 c6 2. d4 d5 3. Nc3 dxe4 4. Nxe4 Nd7 5. Bc4 Ngf6 6. Nxf6+ Nxf6 7. c3 e6 8.
Nf3 c5 9. Bg5 cxd4 10. Nxd4 a6 11. O-O Be7 12. Qe2 O-O 13. Bf4 {"} b5 {"} 14.
Nc6 Qe8 15. Nxe7+ Qxe7 16. Bd3 Bb7 17. a4 b4 18. c4 Rad8 19. Rfc1 {Gibt den
(aus dem Buch erzielten und bisweilen festgehaltenen) Vorteil ab! Besser waren
Tfd1 bzw. Tad1} Qc5 {Nutzt den Fehler des Milano nicht aus. Besser waren e5
bzw. Sd7 - so aber wird der vorangegangene Fehler des Milano durch einen
Fehler des MM5 wieder aufgewogen.} 20. Rd1 Rd7 {Einfach h6 wäre hier bequemer,
während Dc6 aggressiver scheint. Auch Tfe8 mag vielversprechender sein. Die
hier (vermutlich) geplante Turmverdopplung ist freilich nicht uninteressant.
Dennoch ist ein weisser Vorteil nicht von der Hand zu weisen.} 21. Bxh7+ $2 {
Dreht die Partie um! Vermutlich wurde die Opferkombination nicht weit genug
durchgerechnet. Würden Kittingerprogramme hier nicht auch einschlagen?} Kxh7
22. Rxd7 Nxd7 23. Qd3+ Qf5 24. Qxd7 Bxg2 $2 {Gleicht wiederum nur aus. Den
Vorteil aufrecht erhält hingegen De4. Erneut stellt sich die Frage, ob ein
Kittingerprogramm hier auch eingeschlagen hätte. Wieder einmal hat der MM5
einen Fehler des Milano durch einen eigenen Fehler ausgeglichen, wenngleich
die Auswirkungen hier nicht so stark sind wie zuvor.} 25. Qd6 {Was soll das?
Hier bereits wird die Partie nahezu abgegeben. Natürlich muss der wK den
Läufer schlagen. Das dann folgende Dxf4 bringt dem Nachziehenden nach Dd3+
nicht viel mehr als Ausgleich.} Bb7 {Le4 wäre stärker und auch Lf3 ist einer
Überlegung wert} 26. Qxf8 {??? gespielt nach 5 Halbzügen mit +0,46. Das gibt
die Partie sofort her.} Qh3 {MM5 sagt Matt in 5 an !} 27. Qxg7+ Kxg7 28. f3
Qxf3 29. Be5+ Kg6 30. Rc1 Qg2# 0-1