
Zitat von
Paisano
Hallo
Anders sieht es bei längeren Analysen aus, hier sehe ich die Brute Force Option durchaus als eine interessante Möglichkeit, die Suche etwas auszudehnen,
denn letztendlich macht es hier keinen allzugrossen Unterschied, ob der Computer den 10. Halbzug nach 8 oder erst nach 10 Stunden erreicht.
Grüße
Uwe
Hallo Uwe,
ich ließ Deinen Text heute vor der Mittagspause ausdrucken, um ihn in aller Ruhe in dem neuen Café in unserer Nähe zu studieren.
Ich habe eben eine kleine Rechnung durchexerziert: Ausgehend davon, dass beim Partiebeginn während der ersten 10 Halbzüge jede Seite durchschnittlich etwa 40 Möglichkeiten zum Ziehen hat, dann ergibt sich eine Zahl von 40 hoch 10 = gerundet 1x10 hoch 16 Zugmöglichkeiten. Der Computer berücksichtigt bei der Vorausberechnung ja beide Seiten, Weiß und Schwarz.
Wenn man weiter voraussetzt, dass ein Schachcomputer, also ein Bretti, ja, nehmen wir ruhig mal den Atlanta, im Durchschnitt etwa 3000 Züge/Knoten/Stellungen pro Sekunde berechnet, dann braucht er bei perfekter Brute-Force-Methode 10 hoch 16 geteilt durch 3000 Sekunden = 3,3 x 10 hoch 12 Sekunden, also 3,3 Billionen Sekunden für die ersten zehn Halbzüge (= 5 Ganzzüge).
3,3 Billionen Sekunden geteilt durch 3600 = 900 Millionen Stunden.
900 Millionen Stunden geteilt durch 24 = 37,5 Millionen Tage.
37,5 Millionen Tage geteilt durch 365 = 100.000 Jahre.
Jetzt höre ich auf, wir merken, wo der Zug hinfährt, nämlich zu der Erkenntnis, dass auch die lückenloseste auf irdischen Brettcomputern realisierte Brute-Force-Methode doch auch hochselektiv ist. Denn auch im Poweralgorithmus, wie beim Atlanta die Brute-Force-Einstellung genannt wird, dauert die Berechnung der ersten 10 Halbzüge wenige Minuten, schlimmstenfalls mal 'ne Stunde oder vielleicht auch ein wenig länger, lassen wir es großzügigerweise einen Tag lang sein.
Dann ist das nichts im Vergleich zu den 100.000 Jahren, die es erfordern würde, wenn er
wirklich brute-force rechnen würde.
Wenn aber die Zeitdifferenz zwischen selektiv und brute-force im Grunde genommen so mickrig ist, warum unterscheidet man da eigentlich? Richtiger wäre es zu sagen, selektiv1 und selektiv2. Brute Force, auch nur im Sockelbereich, der beim Atlanta auf Turnierstufe ja häufig so um die 10 Halbzüge umfasst, kann man getrost vergessen.
Oder sehe ich da was falsch?
Gruß Tom