Thema: Stellung: Endspielteststellungen
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Alt 02.02.2009, 05:41
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AW: Endspielteststellungen

Stellung Nr.1 habe ich zunächst einmal Rybka vorgesetzt, um zu sehen wie eine führende Top-Engine mit der Situation zurecht kommt. Immerhin muss diese Engine bis in Tiefe 21 vorstoßen, um Kg5 ein Matt in 11 zuzusprechen. Vorher wird konsequent auf Stellungswiederholung gerechnet (+0.36!).



Folglich brauchen sich die Brettis nicht zu schämen, können sie mit der Ausgangsstellung nicht viel anfangen. Ich habe King 2.54 mit der Chessmachine mit 512 kB RAM (15 MHz CPU-Takt) auf das Problem angesetzt. Auf der Analysestufe muss die Engine immerhin bis in Tiefe 7/8 rechnen, um auf Kg5 zu kommen. Die Bewertung ist dabei 3.29 für Kg5 Kf8 Kf6 und ändert sich auch bis in Tiefe 10/11 nicht wesentlich (3.25 für Kg5 Kf8 Kf6 Kg8 Sf5 Kf8 Ke6 Kg8). Daraufhin habe ich mal versucht zu erfassen, ob das Problem denn grundsätzlich richtig behandelt würde. Natürlich kann ich das nicht bereits am Anfang bis zur Mattanzeige durchrechnen lassen, dafür fehlen mir ein paar Wochen Lust am Verzicht auf die Chessmachine...

Nachfolgende Angaben beziehen sich auf die weißen Züge; die schwarzen Züge stammen freilich von mir:

1.Kg5 Kg8 (3.29 01:57 Tiefe 7 / 8) - nun sollte 2.Kg6 folgen (Matt in 10)
2.Kg6 Kf8 (3.28 01:58:39 Tiefe 11/12) korrekte HV!: Kg6 Kf8 Kf6 Kg8 Sdf5 (Se8 geht auch) Kf8 Sg7 Kg8 - knapp unter 2 Stunden gefunden, aber das Matt in 10 noch nicht erkannt
3.Kf6 Kg8 (3.06 02:49:38 Tiefe 11/12) SOFORT gefunden, aber nach fast 3h kein Matt in 9 und inkorrekte HV: Kf6 Kg8 Sdf5 Kf8 Ke6?? (nur Sg7!! führt zum Matt) Ke8 Se7 Kd8
4.Sdf5 Kf8 (#8 01:08:47 Tiefe 11/12) Bereits nach 5s gefunden, aber Matt in 8 erst nach mehr als 1h angezeigt. Korrekte HV: Sdf5 Kf8 Sg7 Kg8 Se6 Kh7 (nach Kh8 folgt ein Matt in gleicher Zugzahl) Sf5 (Nach Sg4 folgt ein Matt in gleicher Zugzahl) Kg8 (nach Kh8 oder e3 folgt ein Matt in gleicher Zugzahl)
5.Sg7 Kg8 (#7 00:04:25 Tiefe 9/10) Erst nach 00:02:35 in Tiefe 8/ 9 mit 3.08 gefunden! HV der korrekten Mattvariante: Sg7 Kg8 Se6 Kh7 Sf5 e3 Kf7 Kh8 (e2 führt zum Matt in gleicher Zugzahl)
6.Se6 Kh7 (#6 00:01:32 Tiefe 8 /9) SOFORT gefunden, aber Matt in 6 erst nach etwas mehr als eineinhalb Minuten angezeigt. Korrekte HV: Se6 Kh7 Sf5 e3 Kf7 Kh8 Sf8 (Sg5 führt zum Matt in gleicher Zugzahl) e2
7.Sf5 Kg8 (#5 00:00:42 Tiefe 6/ 7) Erst nach 42 Sekunden wurde ein zum Matt führender Zug gefunden! Korrekte HV: Sf5 Kg8 Kg6 Kh8 Se7 e3 Sg5 e2
8.Kg6 Kh8 (#4 00:00:03 Tiefe 4/ 5) Korrekte HV: Kg6 e3 Se7 Kh8 Sg5 e2 Sf7 (bleibt bis zur maximalen Suchtiefe von 37/38 gleich)
9.Se7 e3 (#3 00:00:01 Tiefe 2/ 3) Korrekte HV: Se7 e3 Sd8 e2 Sf7
10.Sd8 e2 (#2 00:00:00 Tiefe 1/ 2) Korrekte HV: Sd8 (Sg5 führt zum Matt in gleicher Zugzahl) e2 Sf7
11.Sf7 (#1) In weniger als einer Sekunde ist die maximale Suchtiefe erreicht.

Fazit:
Die Brettis sind durchaus in der Lage, von der Ausgangsstellung her ein Matt herbei zu rechnen. Der Zeitaufwand dürfte aber in absurden Bereichen angesiedelt sein. King 2.54, der auf der verwendeten Chessmachine mit taktischen Schlachtschiffen wie Atlanta und Elite V11 locker auf Augenhöhe liegt, brauchte für das Matt in 8 bereits mehr als 1 Stunde. Um das Matt in 9 zu lösen, dürfte der Zeitverbrauch schon zwischen 24 und 48 Stunden liegen, da zwei zusätzliche Halbzüge an Suchtiefe benötigt werden. Das Matt in 10 wird kaum weniger als 1 Woche in Anspruch nehmen (eher 2) und das Matt in 11 wird wahrscheinlich ganze 2 Monate (wenn nicht 4 oder länger!) Rechenzeit benötigen. Ich glaube nicht, dass ein R30 -egal welche Version- hier sehr viel weniger als einen oder zwei Monate ackern darf. Vermutlich wird es sich bei den Rechenboliden mit Lang-Programmen ähnlich verhalten. Die modernen Module Resurrection und Resurrection II bescheren ihren Engines eine deutlich stärkere Hardware, die Engines selbst haben eine darauf angepasste und somit sicherlich bessere Struktur und dürfen zudem auf deutlich mehr Hash zugreifen. Rybka, Fruit und Toga sollten kaum einen Tag benötigen für diese Aufgabe, vielleicht nur wenige Stunden - ich weiß es nicht. Aber für die "alte Garde" ist der Zeitaufwand schlicht indiskutabel. Wer anderer Meinung ist, möge gern seinen Genius oder was auch immer an dieser Aufgabe versuchen. Auf die Lösungen (vor allem die Zeiten) bin ich gespannt...

Gruß, Willi
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