
Zitat von
EberlW
Dass der Atlanta aber mit Bauern auch so seine Probleme hat, möchte ich an folgendem Beispiel zeigen. Hier eine Situation, wie sie in einer praktischen Partie zustande kam. Atlanta's Gegner, King 2.54, übersieht (wie der Atlanta selbst auch) einen gewinnbringenden Einschlag (den die Kittinger-Kisten ggf. finden könnten?!?) mit erzwungener Zugfolge und versäumt es gleich im nächsten Zug, die Stellung zumindest ausgeglichen zu halten. Daraufhin erarbeitet sich der Atlanta ein gewonnenes Turmendspiel mit zwei Mehrbauern. Doch hampelt er trotzdem so lange unfähig auf dem Brett hin und her, bis er selbst im 35ten Zug nach gezeigter Ausgangssituation ordentlich daneben greift und anschließend -wie zuvor sein Gegner- nur einen Zug später die Partie wegwirft! Sowas peinliches sieht man selten.
Na, wer hätte gedacht das bei einem Defizit von 5:3 Bauern im Turmendspiel der unterlegene Streiter alle 3 Bauern in Damen verwandeln kann UND diese sogar für einen kurzen Moment GLEICHZEITIG auf dem Brett sind?
Gruß, Willi
Hallo Willy, danke für dieses aufschlussreiche Beispiel, welches aber auch zeigt, was für "künstliche" Züge in einem Endspiel zwischen zwei Maschinen zustande kommen. Die Züge sind wirklich schrecklich.
Vielleicht sollte man einfach unterscheiden zwischen dem Spiel unter Maschinen und jenem gegen Menschen?
Ich meine, ich bin nun wirklich nicht der größte Endspielguru, aber selbst ich erkenne, dass einige Züge einfach nur mit "schrecklich" umschrieben werden können. Was geht da nur vor sich in diesen e-Gehirnen?
Warum spielt der Atlanta gegen mich besser als gegen Maschinen? Warum habe ich eigentlich bei meinen Partien nur Grund zur Bewunderung gegenüber dem Gerät, während das Betrachten einer Partie des Atlanta gegen einen elektronischen Gegner blankes Entsetzen auslöst?
Wahrscheinlich, weil mein persönliches Endspiel in Wirklichkeit so hundsmiserabel ist, dass selbst der im Endspiel unfertige Atlanta locker mit mir fertig wird!? Das ist traurig für mich, aber so muss es wohl sein, nicht wahr? Allerdings ganz unbedarft bin ich auch nicht.
Aber wie Du selbst schon mal in diesem Forum sinngemäß sagtest: das Ding wurde ja zu meiner persönlichen Freude gebaut, das heißt zum Spiel gegen mich, welches ich genieße, und eigentlich nicht zum Spiel gegen andere Maschinen.
Als Bild fällt mir der Kampfhund ein, der eigens gezüchtet wurde, um gegen andere Hunde zu kämpfen, z.B. verschiedene Bullterriers, Pitbullterrier und andere. Das ist eigentlich nicht die ursprüngliche Bestimmung eines Hundes. Der richtig gehaltene Hund ist vielmehr Freund und Begleiter des Menschen, ein bisschen so ähnlich wie der Atlanta Freund und Begleiter seines Besitzers in der Schachwelt ist ..., na, hört sich jetzt schwülstig an, aber Du verstehst ja, was ich meine. Die Kampfhunde unter den Maschinen sind die hochgezüchteten PC-Programme, die oft eigens auf andere Engines eingestellte Bibliotheken aufweisen usw., d.h. "scharf gemacht werden", um die Gegner möglichst schnell fertigzumachen, man braucht dazu nur mal bei CSS ein wenig zu stöbern. Aber das weißt Du ja besser als ich.
Nun, Schwäche hin oder her. Im Rahmen meines eigenen Könnens bzw. gemessen an meinen schachlichen Fähigkeiten ist die Maschine einfach nur super. Und nicht nur gemessen an meinem Können, sondern am Können echter Schachmeister, wie Tests an solchen Stellungen wie oben immer wieder beweisen. Oder Partien des Atlanta gegen reife Schachmeister. Da glänzt er einfach, solange es sich nicht um absolute Schwergewichte (ca. Elo 2400 aufwärts) handelt. Und daran allein orientiere ich mich.
Ich glaube, man darf das Verhalten der Maschine im Spiel gegen ein anderes Gerät nicht auf das Spiel gegen Menschen übertragen. Da läuft irgend etwas anders. Vielleicht hat jemand dieses Problem schon tiefer durchdacht und kann es mit besseren Worten erklären!?
Viele Grüße
Tom