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Alt 05.06.2008, 14:07
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AW: Wie lange leben die alten Module und wo findet man sie?

 Zitat von Mythbuster
Wie alt können die Module und Bretter werden? Bereiten CPU / EPROM Probleme?
 Zitat von Mephisto1
Werden die Module mit den Prozessoren und Eproms noch Jahre spielbar bleiben oder kann man mit einem Datenverlust erst nach 30 Jahren rechnen?
Hallo !

Panik(mache) !?

Ein Beitrag aus PC/Schach 1/93, S.44-45 läßt Sammler von Schachcomputern erzittern. Dort wird ein Szenario gezeichnet ähnlich der Klima-Katastrophe: auch für unsere geliebten Oldies ist es 5 vor 12, sie stehen kurz vor dem totalen Kollaps !

Zitat:
"Eine Tatsache, die den meisten Besitzern von Schachcomputern vermutlich wenig bekannt ist, ist die Flüchtigkeit von EPROMs.

Zunächst zum Aufbau von EPROMs: EPROMs werden aus MOS-Transistoren mit einem zusätzlichen "Floating Gate" in der Oxidschicht (SiO2) hergestellt. Die Programmierung erfolgt durch Injektion von Ladungen auf das Floating Gate. Dies geschieht durch das Anlegen einer großen positiven Spannung an das Steuergate, wodurch Elektronen durch das Oxid (den Isolator) auf das Floating Gate durchtunneln. Durch diese negative Ladung bleibt der Transistor auch bei positiver Gatespannung nichtleitend - er speichert die logische Null.

Diese Ladung läßt sich durch Bestrahlung mit UV-Licht wieder beseitigen, sie fließt dabei über das Oxid ab. (Daher EPROM = Erasable Programmable Read-Only Memory). Zu diesem Zweck sind die Gehäuse von EPROMs mit einem Fenster versehen. Ohne Ladung am Floating Gate ist der Transistor bei positiver Gatespannung leitend. Dies entspricht der logischen Eins. Die isolierung der Ladung auf dem Floating Gate durch das Oxid ist jedoch nicht vollkommen. Nach einer bestimmten Zeit - grob gerechnet zehn Jahre, oder ein wenig länger - verschwindet die Ladung allmähich durch Leckströme im Oxid wieder, die gespeicherte logische Null wird zur Eins. Damit ist auch die Lebensdauer eines auf EPROM gebrannten Programms auf etwa 10 Jahre beschränkt.

Ein möglicher Ausweg wäre es, dasselbe EPROM, bevor es seinen Inhalt verliert, rechtzeitig neu zu brennen, um dadurch eine erneute Betriebsdauer von 10 Jahren zu erreichen, oder aber das Programm auf ein PROM zu brennen. PROMs verlieren ihren Inhalt nie, da beim Programmieren (bzw. Brennen) durch eine hohe Spannung Verbindungen durchgeschmolzen werden und deshalb keine Ladungen beständig auf dem Baustein gehalten werden müssen. PROMs sind dadurch auch nicht löschbar bzw. neu programmierbar.

Die Lebensdauer von EPROMs kann außerdem durch eine Reihe von äußeren Umständen weiter verkürzt werden:
- hohe Betriebstemperatur
- starke Temperaturschwankungen während der Lagerung
- hohe Luftfeuchtigkeit
- Radioaktivität (Erdboden, Höhenstrahlung usw.), welche zur Ionisierung der Oxidschicht führen kann und dadurch den Abfluß der Ladung begünstigt

Alle Schachcomputer auf EPROM-Basis geben also nach etwa 10 Jahren ihre Funktion auf, am Anfang vielleicht nur teilweise, letztendlich aber vollkommen.

Wesentlich besser sieht es für Single-Chip-Schachcomputer aus. In der Regel verwendet der Hersteller hierzu maskenprogrammierten Speicher, der wie das PROM solange hält wie die übrige Elektronik. Sofern kein zusätzlicher externer EPROM-Speicher angeschlossen ist, kann man sich deshalb sein ganzes Leben lang an solchen Geräten erfreuen.

Für alle Besitzer älterer Schachcomputer mit EPROMs (Elite Budapest u.ä.) wird es nun allmählich Zeit, einen Fachmann zu konsultieren und ihre EPROMs neu brennen zu lassen. Ansonsten werden sie sie bald nur noch zur Dekoration verwenden können".

Soweit die sehr düstere Prognose der renommierten Computerschachzeitschrift PC Schach 1/93. Seitdem sind mehr als weitere 10 Jahre ins Land gegangen - ohne daß ein solch skizziertes Schreckensszenario eingetreten wäre ! Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis...?
Oder haben etwa die ersten EPROM-basierten Schachcomputer bereits ihren Geist aufgegeben ?
Gar so schlimm wie befürchtet ist es doch nicht gekommen - oder haben unbemerkt doch schon etliche Computer schlapp gemacht (ich rede hier nicht von Novag Robot und Savant...).

Aber es droht den Oldies noch eine weitere Gefahr: defekte Akkus. Jeder Schachcomputer mit eingebautem Akku (z.B. Fidelity A/S-Serie, Novag Constellation-Serie, Mark V...) hat mit diesem Problem zu kämpfen: nach über 20 Jahren Laufzeit ist die Betriebssicherheit perdue.
Übler noch als ein einfacher Defekt ist das Auslaufen des Akkus und die damit verbundenen chemischen Reaktionen auf die Platinen, die Elektronik des Schachcomputers kann dadurch irreversibel beschädigt werden.

Wann muß/sollte man neue Akkus einbauen ? Gibt's überhaupt noch genügend passende ? Hat jemand mit dieser Akku- und EPROM-Problematik schon (leidvolle) Erfahrungen gesammelt ?

Wer veröffentlicht eine "rote Liste" mit den vom Aussterben bedrohten EPROM-Schachcomputer (mit Akku) ?

Wie ist der Fall juristisch einzuschätzen wenn man sich als Sicherungskopie ein neues EPROM brennt ? Oder ein PROM ?

Sicher ein unerquickliches, aber wichtiges Thema - hoffentlich halten die EPROMs und Akkus unserer geliebten Schachcomputer noch lange durch !

Viele Grüße
Hans-Jürgen
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