Match 72: 120'/40+60'/20+30' | Bediener: Rolf Bühler | 45. Partie: remis | Zwischenstand: 23-22 (51,1%) für MM II | Die sich aus dem Angenommenen Slawisch ergebende Partie enthält in allen Phasen viele Feinheiten, die beide Programme nicht erkennen können. Das Remis ist deshalb gerechtfertigt, auch wenn der Mephisto MM II wenige Züge vor Partieende mit einem undurchsichtigen Angriff den Sieg hätte holen können. Doch gibt sich das schwedische Programm von Ulf Rathsman durch ein Scheinopfer seines Läufers dann mit Zugwiederholung zufrieden.
[Event "120'/40+60'/20+30'"]
[Site "Zurich"]
[Date "2022.??.??"]
[Round "45"]
[White "CXG Sphinx Legend"]
[Black "Mephisto MM II"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "D17"]
[WhiteElo "1816"]
[BlackElo "1815"]
[Annotator "KUT"]
[PlyCount "74"]
[EventDate "2022.??.??"]
1. d4 d5 {Match 72: 120'/40+60'/20+30' | Bediener: Rolf Bühler | 45. Partie: remis | Zwischenstand: 23-22 (51,1%) für MM II | Die sich aus dem Angenommenen Slawisch ergebende Partie enthält in allen Phasen viele Feinheiten, die beide Programme nicht erkennen können. Das Remis ist deshalb gerechtfertigt, auch wenn der Mephisto MM II wenige Züge vor Partieende mit einem undurchsichtigen Angriff den Sieg hätte holen können. Doch gibt sich das schwedische Programm von Ulf Rathsman durch ein Scheinopfer seines Läufers dann mit Zugwiederholung zufrieden.} 2. Nf3 c6 3. c4 Nf6 4. Nc3 dxc4 {Dr. Max Euwe, Theorie der Schacheröffnungen: Die charakteristische Stellung des Angenommenen Slawisch. Diese Eröffnung ist die wichtigste im ganzen Slawischen Damengambit. Wir sehen beide Parteien zielbewusster operieren als im abgelehnten Slawischen Damengambit: Das unnötige Einschliessen des Lc1 bzw. des Lc8 wird vermieden, und eine verfrühte Entwicklung des Lf5 kommt ebenfalls nicht zustande. Die Variante des Angenommenen Slawisch sind durch ein sehr klares positives Kennzeichen miteinander verbunden und ergeben deshalb eine leicht zu unterscheidende Untergruppe des Slawischen Damengambits. Das Angenommene Slawisch wurde schon 1910 von Alapin propagiert, aber ohne viel Erfolg. Man hielt dieser Eröffnung im allgemeinen für ungünstig für Schwarz. Erst als es Aljechin ungefähr 1922 gelang, wichtige Verstärkungen für Schwarz zu finden, wurde diese Eröffnung sehr gebräuchlich. Ihre Theorie wurde in den drei Zweikämpfen um die Weltmeisterschaft bedeutend bereichert: Aljechin-Bogoljubow 1929, Aljechin-Euwe 1935 und Aljechin-Euwe 1937. Heute sind es besonders Weltmeister Petrosjan und Exweltmeister Smyslow, die sich regelmässig des Angenommenen Slawisch bedienen und dessen Verlässlichkeit in ihren Partien deutlich unterstreichen.} 5. a4 Bf5 {Dr. Max Euwe, Theorie der Schacheröffnungen: Hier ist dieser Kernzug der Slawischen Verteidigung ohne Risiko. Ja, es ist sogar die einzig logische Fortsetzung. Da Schwarz das Zentrum mit 4...dxc4 aufgegeben hat, muss er danach trachten, den weissen e-Bauern nicht ohne weiteres nach e4 zu lassen.} 6. Ne5 {Dr. Max Euwe, Theorie der Schacheröffnungen: "Auf dieser Weise erobert Weiss den Gambitbauern und bereitet zugleich e2-e4 vor. Man hielt diese scharfe Methode eine geraume Zeit für die beste, die dem Weissen zur Verfügung steht. Gegenwärtig ist der Textzug allerdings weniger gebräuchlich." Seit 1966 hat sich viel verändert, weshalb der australische GM Max Illingworth in einem Partiekommentar folgendes schreibt: "This variation (preparing f3/e4) is still the main trend in the 4...dxc4 Main Line Slav, though it should be said that 5...e6 and 6.e3, both of which I've analysed before, are not far behind in the popularity stakes."} Nbd7 {***ENDE BUCH***} 7. Nxc4 {***ENDE BUCH***} c5 {Vom Eröffnungsbuch bereits im Stich gelassen, produziert Schwarz eine ungewöhnliche Fortsetzung, aber keine Neuerung, wie ich feststellen musste. Weitaus am üblichsten sind heute die Züge 8...Dc7 und 8...Sb6.} 8. Bg5 {Harmlos: nur mit 8.d5 konnte versucht werden, die Initiative früher als gewöhnlich an sich zu reissen.} (8. e3 e6 9. Be2 Be7 10. O-O O-O 11. Qb3 Rb8 12. Rd1 Nd5 13. e4 Nxc3 14. Qxc3 Bxe4 15. dxc5 Bd5 16. Ne3 Bf6 17. Qc2 Bc6 18. Ng4 Qe7 19. Be3 Rbc8 20. Nxf6+ Qxf6 21. b4 Ne5 22. Rac1 h6 23. b5 Bd5 24. Qc3 Qf5 25. Bd4 Qe4 26. Bf1 f6 27. Re1 Qg6 28. Bxe5 fxe5 29. Qxe5 Rf5 30. Qe3 Rcf8 31. c6 b6 32. a5 bxa5 33. Qxa7 Bxg2 34. Bxg2 Rg5 35. Qe3 Rxg2+ 36. Kh1 Rfxf2 37. Qxe6+ Qxe6 38. Rxe6 Rxh2+ 39. Kg1 Rhg2+ 40. Kh1 Rh2+ 41. Kg1 {½-½ (41) Garzon Sanchez,J (2165)-Brugarolas Manzaneque,C (2160) Barcelona 1996}) 8... Qc7 $6 {Auf unbekannten Pfaden wandelnd, findet Schwarz nicht die beste Antwort.} ({Nach} 8... cxd4 $1 9. Qxd4 h6 $11 {hätte Weiss jeglichen Eröffnungsvorteil bereits ausgeträumt.}) 9. Nb5 {Hier war 9.d5 noch stärker und Weiss stünde prächtig.} Qb8 10. Bxf6 $6 {Die CXG Sphinx Legend sieht nur, dass aus ihrer Sicht das etwas schwächende 10...gxf6 erzwungen ist, weil ansonsten der c5-Bauer hängt. Von daher also verständlich, umso mehr, als kein Oldie auf die Idee käme, die schliesslich doch stärkere Antwort 10...Sxf6 in Betracht zu ziehen. Mit übermenschlich agierenden Engines im Hintergrund, ist es einfach, das Gegenteil zu behaupten. Doch hätten hier selbst starke Schachspieler grosse Mühe, das zu erkennen, wobei diese natürlich nie in eine solche Stellung geraten würden.} gxf6 {Nach 10...Sxf6! wird für Weiss eine Gewinnerwartung von 56% angezeigt, nach dem Textzug aber 83%.} ({Leptir 221222-avx2:} 10... Nxf6 11. dxc5 g6 12. g3 Bg7 13. Bg2 O-O 14. O-O a6 15. Nc3 Qc7 16. b4 Rad8 17. Qc1 Rd4 18. Ne3 Be6 19. Qa3 Bh6 20. Rad1 Bxe3 21. fxe3 Rxd1 22. Rxd1 a5 23. Ne4 Nxe4 24. Bxe4 Qe5 25. Qd3 axb4 26. Qd4 Qxd4 27. exd4 Ra8 28. Bxb7 Rxa4 29. d5 Bh3 30. c6 b3 31. Rb1 Rb4 32. Kf2 Bf5 33. Rb2 Kg7 34. Ke3 Kf6 35. Ba6 Ke5 36. c7 Kxd5 37. c8=Q Bxc8 38. Bxc8 {0.63/43}) 11. dxc5 (11. d5 {bereitet Schwarz mehr Probleme.}) 11... Nxc5 12. e3 Bd7 $6 {Gegen die normale Entwicklung mit 12...e6 sprach doch gar nichts.} 13. Qd5 $6 {Ein pseudo aktives, aber nicht berechtigtes Manöver der Dame. So geht jedenfalls der weisse Vorteil in die Binsen.} Bxb5 14. Qxc5 {Noch etwas besser war axb5.} Bc6 15. Na5 e5 $6 (15... e6 {ist stärker} 16. Nxc6 Bxc5 17. Nxb8 Bb4+ 18. Kd1 Rxb8 $11 {mit gleichem Spiel.}) 16. Qc3 Bd7 17. Bd3 {Sowohl Lb5 als auch Lc4 machen einen besseren Eindruck. Doch hat Weiss die klare Idee, Le4 folgen zu lassen, was ihm anscheinend die deutlich bessere Stellung gibt. Aber das ist ein für das Programm nicht erkennbarer Irrtum.} f5 {Schwarz begegnet der scheinbaren Gefahr auf übliche Art und Weise. Dabei gab es zwei bessere Wege.} (17... Qd6 {denn nun wäre} 18. Be4 $2 {ein Fehler wegen} Rc8 19. Nxb7 Qb6 20. Qd3 f5 $1 21. Bd5 Bb4+ {und Schwarz steht auf Gewinn.}) (17... Qc8 18. Bc4 b6 19. Nb3 a5 20. O-O Bb4 21. Qd3 Be6 $11) 18. O-O Bd6 19. e4 f4 20. Rfc1 {Dieser Turm gehört nach d1 und der andere Turm auf c1.} (20. Rfd1 $1 O-O 21. Bc4 Bg4 22. Rd2 b6 23. Nc6 Qc7 24. Rc1 a5 25. h3 $16) 20... O-O 21. Qb3 b6 22. Nc6 Bxc6 23. Rxc6 Rc8 24. Rxc8+ Qxc8 25. Qd5 Qf8 $11 {Nun gestaltet sich die Partie wieder ausgeglichen.} 26. Rc1 Rd8 27. Qb5 Bc5 28. Rc2 $6 {Das gereicht gar Schwarz zum Vorteil, was nach Td1 oder b4 nicht der Fall gewesen wäre.} Qg7 {Verpasst es, mit 28...Td4 die Initiative zu ergreifen, aber Schwarz denkt nur an ...f3 mit Mattdrohung auf g2.} 29. Rc3 {Es war Zeit, in den Verteidigungsmodus zu schalten.} (29. Bf1 Qg4 30. Qe2 $11) 29... f3 {Etwas zu früh.} ({Mit} 29... Qg5 30. Be2 Rd4 31. Rh3 Qf6 32. Qb3 Qc6 {hätte Schwarz auf Vorteil spielen können.}) 30. g3 {Aus Sicht unserer Oldies natürlich die einzige Verteidigung. Genauer, wenn auch gefährlich aussehend, ist indessen 30.Lf1 usw.} (30. Bf1 {denn} fxg2 $6 {wäre nicht gut nach} 31. Rg3 gxf1=Q+ 32. Kxf1 Qg6 33. b4 Bd4 34. Qc6 Kf8 35. Rxg6 hxg6 36. Kg2 {und Schwarz wird sich plagen müssen, um das Remis zu erreichen.}) 30... Qh6 {Jetzt muss sich Weiss schon selbst ins Remis retten. [#]} 31. Bc4 $2 {Kurz vor Partieende noch ein entscheidender Fehler, den der Gegner indessen nicht auzunutzen vermag.} (31. Bf1 $1 Bxf2+ $5 32. Kxf2 Rd2+ 33. Be2 {erzwungen} fxe2 (33... Rxe2+ 34. Kxf3 Rxh2 35. Rc8+ Kg7 36. Qxe5+ Qf6+ 37. Qxf6+ Kxf6 $11) 34. Rc8+ Kg7 35. Qxe5+ Qf6+ 36. Qxf6+ Kxf6 37. Rc7 e1=Q+ 38. Kxe1 Rxb2 39. Rxa7 Rxh2 $11) 31... Bxf2+ $2 {Ein Scheinopfer: der Mephisto MM II gibt sich mit Remis zufrieden.} (31... Rd1+ {gewinnt} 32. Bf1 Qh5 33. h4 Rd2 34. Rxc5 {mehr oder weniger erzwungen} bxc5 35. Qxc5 Rxb2 36. Qxa7 Rb1 37. Qe3 Qg6 38. Qd3 Re1 39. a5 Qxe4 40. Qd8+ Kg7 41. Qg5+ Qg6 $19) 32. Kxf2 Rd2+ 33. Kxf3 Qh5+ 34. Ke3 Qg5+ 35. Kf3 Qh5+ 36. Ke3 Qg5+ 37. Kf3 Qh5+ {*** 3x REMIS***} 1/2-1/2