Match 120'/40 | Bediener: Rolf Bühler | 16. Partie: Weiss (Excellence) gewinnt | Zwischenstand: 8,0-8,0 unentschieden | Im Halbslawischen Damengambit werden auf beiden Seiten grundlegende positionelle Faktoren in der Behandlung von Bauernketten nicht beachtet. So erhält der Fidelity Excellence schon nach 14 Zügen eine strategische Gewinnstellung, die er allerdings nicht nutzen kann. Im Gegenteil ist es der Gegner, der die Initiative an sich reissen kann und selbst eine Gewinnstellung erhält. Das Turmendspiel erweist sich einmal mehr für unsere beiden Oldies um zwei bis drei Nummern zu gross, so dass sich die Bewertungen mehrmals ändern. Dass am Ende ein Programm, dieses Mal die CXG Sphinx Legend, eine Gewinnstellung nicht nur zum Remis versaut, sondern gar noch verliert, zeigt die gegenseitigen Endspielschwächen auf brutale Art und Weise.
[Event "120'/40+60'/20+30'"]
[Site "Zürich"]
[Date "2022.??.??"]
[Round "16"]
[White "Fidelity Excellence 6 MHz"]
[Black "CXG Sphinx Legend"]
[Result "1-0"]
[ECO "D46"]
[WhiteElo "1838"]
[BlackElo "1816"]
[Annotator "KUT"]
[PlyCount "170"]
[EventDate "2022.??.??"]
1. d4 Nf6 {Match 120'/40 | Bediener: Rolf Bühler | 16. Partie: Weiss
(Excellence) gewinnt | Zwischenstand: 8,0-8,0 unentschieden | Im
Halbslawischen Damengambit werden auf beiden Seiten grundlegende positionelle
Faktoren in der Behandlung von Bauernketten nicht beachtet. So erhält der
Fidelity Excellence schon nach 14 Zügen eine strategische Gewinnstellung, die
er allerdings nicht nutzen kann. Im Gegenteil ist es der Gegner, der die
Initiative an sich reissen kann und selbst eine Gewinnstellung erhält. Das
Turmendspiel erweist sich einmal mehr für unsere beiden Oldies um zwei bis
drei Nummern zu gross, so dass sich die Bewertungen mehrmals ändern. Dass am
Ende ein Programm, dieses Mal die CXG Sphinx Legend, eine Gewinnstellung nicht
nur zum Remis versaut, sondern gar noch verliert, zeigt die gegenseitigen
Endspielschwächen auf brutale Art und Weise.} 2. c4 e6 3. Nf3 {***ENDE BUCH***
} d5 4. Nc3 c6 5. e3 Nbd7 6. Bd3 Bd6 {***ENDE BUCH***[#]} 7. c5 $2 {Ein
positionell schwacher Zug. Weiss hebt den Druck im Zentrum auf und kann den
baldigen Durchbruch mit ...e5 und gutem Spiel für Schwarz nicht verhindern.} (
7. e4 {gilt als die genaueste Fortsetzung} dxe4 8. Nxe4 Nxe4 9. Bxe4 $14) 7...
Bc7 {Und natürlich nicht 7...Le7, was den erwähnten schwarzen Plan
massgeblich erschweren würde.} 8. O-O b6 $2 {Umgehend revanchiert sich
Schwarz mit einer wesentlichen Ungenauigkeit, indem er die gegnerische
Bauernkette am falschen Ort angreift. In meinen Datenbanken war nicht eine
einzige Partie mit diesem positionell schwachen Vorstoss zu finden.} (8... e5
$1 9. dxe5 Nxe5 10. Nxe5 Bxe5 $11 {und Schwarz hat alle Eröffnungsprobleme
gelöst und steht gut.}) 9. b4 bxc5 10. bxc5 {[#]} Ba5 $2 {Hier hat der
Läufer gar nichts zu suchen. Es zeigt sich, dass auch dem ungarischen
Programm von Gyula Horvath das Schachwissen fehlt, wie man solche Bauernketten
zu behandeln hat. Am besten war das selbstverständliche 10...e5. Als zweite
sinnvolle Option hätte man sich 10...a5 überlegen können mit der Idee,
durch ...La6 die weissfeldrigen Läufer zu tauschen.} 11. Bd2 Bb7 ({Etwas
besser ist} 11... Bxc3 12. Bxc3 a5 13. Qe2 $16) 12. Rb1 Bxc3 13. Bxc3 Qc7 14.
Qa4 O-O {[#] Objektiv betrachtet hat Weiss eine strategische Gewinnstellung
erreicht. Da es vor allem wichtig ist, den gegnerischen Vorstoss ...a5 zu
verhindern, müsste der Fidelity Excellence jetzt nur noch 15.Da5!! spielen.
Will Schwarz nicht ersticken, müsste er wohl die Damen tauschen, aber nach 15.
..Dxa5 16.Lxa5 fehlt im jegliches Gegenspiel.} 15. Ba5 {Das ist ebenfalls noch
gut genug für Vorteil.} Qc8 {Gerne möchte Schwarz mit ...La6 die Läufer
tauschen. Will Weiss das durch den Rückzug des Läufers Lc3 verhindern, kann .
..a5! folgen, weil Lxa5 nach ...La6 gar zu schwarzem Vorteil führt.} 16. Ne5 (
16. Bc3 a5 $1 17. Bxa5 $2 Ba6 18. Rb3 Bxd3 19. Rxd3 Qa6 20. Ra3 Rfb8 $15 {
und es ist Schwarz, der besser steht.}) (16. Qc2 Ba6 17. Bxa6 Qxa6 18. Bc7 $16
{sichert Weiss ebenfalls noch spürbaren Vorteil.}) 16... Nxe5 17. dxe5 Nd7 {
Sieht es jetzt nicht plötzlich wieder recht rosig aus für Schwarz? Die
Bauern c5 und e5 sind angegriffen, während die Verteidigung 18.Dd4 auf das
aktive 18...f6! trifft. Schwarz steht dann zwar noch immer schlechter, aber so
gut wie schon lange nicht mehr.} 18. Qh4 $2 {Der falsche Weg, wonach der
weisse Vorteil auf ein Minimum schrumpft.} (18. Qc2 $1 {behält noch
spürbaren Vorteil, weil} Nxe5 $2 {verliert nach} 19. Bxh7+ Kh8 20. Rb4 $3 $18
{und der Angriff schlägt durch, obwohl klar ist, dass die damit verbundenen
Varianten nie und nimmer durch unsere beiden Protagonisten gefunden werden
können.}) 18... h6 19. Qd4 Ba6 $6 (19... f5 {oder auch 19...f6 minimiert den
weissen Vorteil noch besser.}) 20. Rfd1 $2 {Richtig war der Läufertausch auf
a6, denn nun wendet sich das Blatt gar zugunsten von Schwarz.} Bxd3 21. Rxd3
Qa6 $17 22. Ra3 {Weiss will den a2-Bauer nicht hergeben.} Rab8 {Der andere
Turm war etwas genauer.} 23. Rbb3 Qe2 $2 {Nur mit 23...Tb5! oder etwas lauer
mit 23...Dc4 war der schwarze Vorteil festzuhalten.} 24. h3 Qc4 25. Bc3 $6 {
Gute Alternativen sind 25.Lc7 oder 25.Dxc4 und Schwarz hat nichts mehr.} (25.
Bc7 $1 Rxb3 26. Rxb3 Nxc5 27. Qxc4 dxc4 28. Rc3 Nb7 29. Rxc4 $11) (25. Qxc4 $1
dxc4 26. Rc3 Nxe5 27. f4 Ng6 28. Rxc4 $11) 25... Nxc5 26. Qxc4 dxc4 27. Rb4 Nd3
28. Rxc4 Rb1+ 29. Kh2 Nxf2 30. Rxc6 Rh1+ 31. Kg3 Ne4+ 32. Kf3 Nxc3 33. Rcxc3
Rf1+ 34. Ke2 Rf5 35. Rxa7 Rxe5 {Es herrscht wieder materieller Gleichstand und
auch die Stellung ist ausgeglichen. Das Doppelturm-Endspiel dürfte aber
erfahrungsgemäss noch viele Überraschungen bringen.} 36. a4 Rg5 37. Kf2 Rd8
38. g3 $2 {Das schwächt einzig die Bauernstellung, was nur für Schwarz
vorteilhaft ist.[#]} Rf5+ $2 {Vergibt den Gewinn, wobei unsere Oldies einmal
mehr unmöglich einen Durchblick haben können.} (38... Rd2+ 39. Kf3 Rf5+ 40.
Ke4 Rh2 41. g4 Rg5 42. Rcc7 f5+ 43. Kf4 Rxh3 44. gxf5 exf5 45. a5 Rh4+ 46. Kf3
h5 47. a6 Rh3+ 48. Ke2 (48. Kf4 Rg4+ 49. Kxf5 Rf3+ 50. Ke5 Rxe3+ 51. Kd5 Ra3
$19) 48... Rh2+ 49. Kd3 Ra2 50. Ra8+ Kh7 51. a7 Rgg2 52. e4 (52. Rh8+ Kxh8 53.
Rc8+ Kh7 54. a8=Q Rxa8 55. Rxa8 h4 $19) 52... fxe4+ 53. Kxe4 Ra4+ 54. Kf5 Ra5+
55. Ke4 Rg4+ 56. Kf3 Ra3+ 57. Kf2 Rf4+ 58. Kg2 Rfa4 59. Rc5 h4 60. Kh2 Re4 61.
Kg2 Re2+ 62. Kf1 Rh2 63. Kg1 Rb2 $1 64. Rh5+ (64. Rf8 Rb1+ 65. Kh2 Rxa7 66.
Rh5+ Kg6 67. Rxh4 Ra2+ 68. Kg3 Rg1+ 69. Kh3 Rh1+ 70. Kg3 Ra3+ 71. Kg4 Ra4+ 72.
Kf3 Rhxh4 $19) 64... Kg6 65. Rxh4) 39. Ke2 Rb8 40. a5 Rh5 41. h4 Rb2+ 42. Kf3
Rf5+ 43. Ke4 Rg2 44. a6 Rxg3 45. Rc8+ Kh7 46. Rcc7 $2 {Vom Remis zum Verlust:
Verstellt freiwillig seinen a-Bauern und gerät so wieder in eine verlorene
Stellung.} (46. Rd7 $11 {oder Te7, was beides a6-a7 droht, ist natürlich
richtig.}) 46... Rg4+ 47. Kd3 Kg6 $2 {Schwach gespielt.} (47... Rxh4 {Nach dem
schweren Zeitverlust von Weiss, kann sich Schwarz auf h4 einfach bedienen.
Hernach ist der Gewinn nicht mehr schwierig mit seinem Freibauer auf der
h-Linie.}) 48. h5+ $2 {Umgehend revanchiert sich Weiss und gerät wieder in
Teufels Küche.} (48. Rc4 Kh5 49. Rxg4 Kxg4 50. e4 Rf2 51. Ke3 Rf1 52. Ke2 Ra1
53. Rxf7 Rxa6 54. Rxg7+ Kxh4 55. Kd3 $11 {ausgeglichen}) 48... Kxh5 49. Rxf7 g5
$19 {Jetzt sind die schwarzen Bauern viel gefährlicher als die gegnerischen
Bauern.} 50. Rxf5 exf5 51. Rg7 Ra4 52. a7 Kg4 53. Kc2 h5 54. Kb3 Ra6 55. Kc4 h4
56. Kb5 Ra2 57. Kb6 h3 58. Rh7 Ra3 59. Rh8 {[#] Nun gibt es bereits mehrere
Gewinnfortsetzungen.} h2 $2 {Remis statt Gewinn.} (59... Rxa7 $5 60. Kxa7 Kg3
61. Kb6 g4 62. Kc5 Kg2 63. Kd4 h2 64. Ke5 h1=Q 65. Rxh1 Kxh1 66. Kxf5 g3 $19) (
59... Kg3 60. Rh5 g4 61. Rxf5 h2 $19) 60. Rxh2 Rb3+ 61. Ka6 Ra3+ 62. Kb7 Rb3+
63. Kc8 Rc3+ 64. Kb8 Rb3+ 65. Kc7 Ra3 66. Kb8 Rb3+ 67. Kc8 Rc3+ 68. Kd8 Rd3+
69. Kc7 Ra3 70. Kb6 Rb3+ 71. Kc5 Ra3 72. Rh7 Kf3 73. Kb6 Ke4 74. Rh8 g4 75.
Re8+ Kf3 76. Re5 $11 {[#] Noch immer hat Schwarz das Remis im Sack.} g3 $2 {
Vom Remis zum Verlust: grauenhaft.} (76... Rxa7 $1 {macht spielend Remis} 77.
Kxa7 (77. Rxf5+ Kxe3 78. Kxa7 g3 79. Kb6 g2 80. Rg5 Kf2 $11) 77... g3 78. Rxf5+
Kxe3 79. Kb6 g2 80. Rg5 Kf2 $11) 77. Ra5 $1 {Das und die damit verbundene
Umwandlung des weissen Bauern zur Dame sowie dessen Folgen hat das ungarische
Programm von Gyula Horvath nicht gesehen.} Rxa5 78. Kxa5 g2 79. a8=Q+ {Die
Dame zieht mit Schach ein.} Kf2 80. Qa7 {Die Pointe: Weiss lässt die schwarze
Dame zu, kann dann aber mit dem Abzugschach e3-e4+ die Damen tauschen und
e4xf5 folgen lassen.} g1=Q 81. e4+ Ke2 82. Qxg1 fxe4 83. Kb4 e3 84. Kc3 Kf3 85.
Kd4 Kf4 {***AUFGEGEBEN***} 1-0