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Alt 20.11.2007, 15:09
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AW: Wie würdet Ihr entscheiden?

 Zitat von HPF
Ob diese Situation nochmals auftritt, weis ich nicht. Daher finde ich, sollte die Entscheidung "FIDE gerecht"sein.
 Zitat von HPF
Es geht hier nicht um die absolute Einhaltung der FIDE-Regeln, sondern das was machbar ist, daran sollten wir uns halten.
Hallo !

Das widerspricht sich doch, Paul, oder was meinst Du ? Wie soll man daraus schlau werden: soll die Entscheidung Deiner Meinung nach nun "FIDE-gerecht" sein - oder doch nur recht lose, nicht unter absoluter Einhaltung der FIDE-Regeln, gefällt werden ? Ermessenspielraum - ja oder nein ?

 Zitat von HPF
Gründe: Schachcomputer haben keine Funktion einer Zeitüberschreitung. Daher ist der Bediener- also der Mensch- Schiedsrichter, und der hätte hier einschreiten müssen.
Gründe - wieso eigentlich Mehrzahl ? Danach folgt doch nur ein einziger Punkt: Schachcomputer haben keine Funktion einer Zeitüberschreitung. Und dieser Punkt ist kein Grund, sondern ein Gegenargument !
Ja eben weil Brettcomputer keine Möglichkeit haben, deshalb können sie auch nicht reklamieren. Das ist ein guter Grund (!) für das Remis.

Weil der Computer die Zeitüberschreitung nicht selbst reklamieren kann, muß also Deiner Meinung nach der Mensch ran. Ganz im Gegenteil, m.E. ist es wünschenswert, daß der Mensch sich in Computerpartien raushält: oder reklamierst Du die 50-Züge-Regel auch für den Computer - sollte man dies nicht doch besser den Computern überlassen ? (Hier lauert übrigens noch ein Problem - manche Computer zählen nicht richtig bei der vertrackten 50-Züge-Regel und machen dann einen "Schnapszug" mit der Reklamierung, weil sie denken, es sei eh remis - aber manchmal erfolgt die Reklamierung einen Zug zu früh - was dann - speziell dann, wenn beide Computer fälschlicherweise von der Richtigkeit der 50-Züge-Grenze überzeugt sind) ? Nächste spannende Regelfrage.
Oder im Endspiel: wenn das arme Ding nicht mit den Regeln vertraut ist, mit Dame gegen König mattzusetzen, hilfst Du dann auch ? Nein, wieso nicht: "Gründe: dieser Schachcomputer hat keine Funktion zum Mattsetzen mit Dame gegen König. Daher ist der Bediener- also der Mensch- Schiedsrichter, und der hätte hier einschreiten müssen".
Es ist sicher unstrittig, daß ein solcher menschlicher Eingriff unzulässig wäre - wenn der Computer nicht in der Lage ist, den vollen Punkt im Endspiel Dame gegen König zu gewinnen, ist es halt remis.
Der Maestro ist nicht in der Lage, eine Zeitüberschreitung zu reklamieren, remis. Wenn nicht, wo hört dann der menschliche Eingriff auf ?

Reklamieren heißt doch im eigentlichen Wortsinn: wegen irgendwelcher Mängel Beschwerde führen, etwas für sich beanspruchen. Du verkennst dabei, Paul, daß der MM V gar nicht reklamiert hat - die Reklamation muß doch durch den Gegner erfolgen und nicht durch eine "Selbstanzeige". MM V hat eben NICHT reklamiert, er hat lediglich angezeigt, daß seine Bedenkzeit abgelaufen sei. Dies stellt aber keineswegs eine Reklamation im regeltechnischen Sinne dar, nach dem Motto: "Lieber Gegner, leider ist meine Zeit abgelaufen, ich reklamiere hiermit Zeitüberschreitung meinerseits". Das macht doch kein Mensch ! Und sollte auch keinem Computer zugemutet werden, das halte ich für unbillig.

Hat der Gegner reklamiert ? Nein - Maestro hatte keine Beanstandung - weil er über keine solcherlei Funktion verfügt, daher sehe ich keinen Anspruch des Maestro auf den vollen Punkt.
Das ist übrigens der entscheidende Unterschied zu Partien Computer-Mensch, bei Zeitüberschreitung des Computers REKLAMIERT der Mensch - so einer is das.

Auf WM-Veranstaltungen gab es übrigens PC-Programme, die explizit gefragt haben: "Uhrzeit-Kontrolle ! Stimmt meine Zeit mit der tatsächlich verbrauchten Bedienerzeit überein ? Justierung: ja/nein."
Ob auch die Frage nach einer Zeitüberschreitung des Gegners im Protokoll vorgesehen war, entzieht sich meiner Kenntnis - problemlos zu implementieren.

 Zitat von HPF
Es ist fatal, wenn wir, und jeder für sich Einzel, die Regeln so oder so, d.h. nach belieben auslegt. Also ein Abbruch einer Partie, wenn also einer glaubt, das die Partie gelaufen ist.
Das ist in der Tat fatal, wenn jeder für sich die Regel so oder so auslegt...deshalb wäre es fein, wenn Du Dich meiner Regelauslegung anschließen könntest...
Die Regel für Schnellschach (darunter fällt auch diese Partie) ist klar: Wenn der Spieler, der am Zuge ist, weniger als zwei Minuten Restbedenkzeit hat, darf er, bevor sein Fallblättchen gefallen ist, remis beantragen. Er hält die Uhren an und ruft den Schiedsrichter herbei.
Das hätte der MM V bestimmt gemacht - wenn er denn eine Funktion zum Anrufen des Schiris hätte. Warum willst Du den Schiedsrichter erst herbeizitieren, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist ? Der Mensch als Schiedsrichter hätte unbedingt 2 Minuten vor Ablauf der Bedenkzeit des MM V einschreiten müssen, verabsäumt er dies - kann dies nicht zu Lasten des betroffenen Computers gehen, das wäre in höchstem Maße ungerecht.
Das Thema wird aber durchaus konträr diskutiert - allerdings vertrittst Du im Moment eine Mindermeinung, die Mehrheit ist m.E. zurecht für ein Remis.

Ich hab bisher etwa 2000 Partien für die Aktivschachliste beigesteuert. Davon habe ich bestimmt etwa 500 bei spielstärkeren Computern (Elo > 1800) vor dem Matt abgebrochen, also wenn ich geglaubt habe, die Partie sei gelaufen. Die kannst Du gerne bis zu Ende spielen, Micha stellt Dir sicherlich die Partien zur Verfügung. Aber ich garantiere Dir, daß in 99,9% der Fälle nix anderes rauskommen wird...
Mit den kleinen Kisten (Elo < 1400) muß man bis zum Matt spielen, aber bei den elostärkeren Geräten nutze ich meinen "Ermessensspielraum" - da lasse ich mir nicht vorschreiben, wielange ich eine Partie gefälligst zu spielen habe...selbst auf die Gefahr hin, daß Du das als fatal ansehen würdest, Paul.

Wenn Heiko nun weitergespielt hätte, und der MM V hätte mit L+S mattgesetzt und erst dann hätte der Mensch die Zeitüberschreitung bemerkt ...wie wäre der Fall dann zu beurteilen ?
Da gibt es nun nichts zu deuteln: Sieg für den MM V ! Zeitüberschreitung hin oder her...Matt beendet die Partie ! Das heißt also, daß es bei Deiner Regelauslegung für den Partieausgang von dem Zeitpunkt abhängt, wann der Mensch die Zeitüberschreitung des MM V bemerken würde. Je nach Zeitpunkt ein anderes Ergebnis - scheint mir nicht sinnvoll.

Außerdem wäre man in allen Partie gezwungen, Stellungswiederholungen, 50-Züge-Regeln und Zeitüberschreitungen penibel zu verfolgen...ansonsten wäre das ein einziges Regelchaos !
Ist es nicht besser, all diese Dinge den Schachcomputern zu überantworten ? Wenn man mehrere Computerpartien gleichzeitig austrägt, kann ich nicht garantieren, ob eine gewisse Stellung nicht schon mehrfach vorgekommen ist, speziell wenn die Stellungswiederholung nicht direkt aufeinander erfolgt...oder ob nun schon 50 Züge ohne Schlag- und Bauernzug geschehen sind ...ich überlasse das den Computern und überprüfe nur im Falle einer Reklamation. Hier lag aber keine Reklamation des Maestro vor - also gab es auch nichts zu überprüfen. Folglich steht Maestro mit dem blanken König in einer Aktivschachpartie nur eines zu: Remis.

Zweite Folgerung: es ist besser 30s/Zug zu spielen...

Viele Grüße
Hans-Jürgen
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