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EberlW 31.03.2008 03:30

Brettcomputer-Fernschachturnier
 
Vor wenigen Tagen wurde ich mit der Frage konfrontiert, ob wohl ausreichend Interesse an einem Fernschachturnier zwischen Brettschachcomputern bestünde. Tja, diese Frage konnte ich nur für mich selbst beantworten - doch wie steht es mit unserer Community? Daher reiche ich die Frage mal an Euch weiter. :)

Vorab möchte ich aber sagen, dass es sich dabei noch um keine ausgereifte Idee handelt! Somit liegen noch keine festen Pläne für irgendwelche Modalitäten oder gar für einen Starttermin vor. Hier soll einfach nur unverbindlich festgestellt werden, ob eine solche Sache ins Leben zu rufen Sinn macht oder nicht. Nichtsdestotrotz sind Vorschläge und Anregungen sehr willkommen. :D

Fernschach zwischen Schachcomputern ist freilich etwas anderes, als computergestütztes Fernschach zwischen menschlichen Gegnern. Bei diesem reinen Computerturnier greift der Mensch praktisch nicht ins Geschehen ein. Für diejenigen unter Euch, die sich nichts darunter vorstellen können, mal ein paar mögliche Szenarien:

1.) Spiel gegen nur einen Gegner (Bedenkzeit: 30 Tage / 10 Züge)
Im Schnitt kann jeder Computer 72 Stunden auf Analysestufe an seinem Zug rechnen, bevor der Bediener den Zug ausführen lässt und ihn an den Gegner übermittelt. Der Bediener nimmt im maximalen Fall Einfluss auf die für einen Zug verwendete Zeit. Zeit die (etwa durch einen erzwungenen Gegenzug) eingespart wird, kann natürlich an anderer Stelle (etwa in einer schwierigen Mittelspielstellung) zusätzlich eingebracht werden. Der Vorteil gegenüber einem Fernschach spielenden PC ist, dass der Brettcomputer wesentlich weniger Energie verbraucht und der PC auch für andere Dinge vollumfänglich nutzbar bleibt.

2.) Wie vor, jedoch zwei Partien gleichzeitig mit wechselnden Farben
Die Vorgehensweise gleicht weitgehend Beispiel 1, jedoch verbleiben im Schnitt lediglich 36 Stunden pro Zug, da ja auch eine zweite Partie gespielt werden will. Es obliegt wie vor dem Bediener zu entscheiden, wann er eine Berechnung abzubrechen gedenkt. Diese Konstellation birgt offenkundig zwei Knackpunkte: Erstens muss jede Stellung immer wieder neu aufgebaut werden, was lästig sein kann. Zweitens kann das Gerät mitunter nicht auf den Gegenzug pondern, weil zwischenzeitlich der Gegenzug der anderen Partie eingetroffen ist. Abhilfe für beide Probleme würde das Vorhandensein zweier identischer Geräte darstellen, was aber selbst bei Sammlern eher die Ausnahme darstellt.

3.) Rundenturnier (also mehrere Gegner gleichzeitig)
Bei etwa 7 Teilnehmern hat jedes Gerät gegen je 6 andere anzutreten. Die durchschnittlich verfügbare Bedenkzeit reduziert sich daher auf 12 Stunden je Zug und Partie. Bedingt durch das stets erforderliche neue Aufbauen, kommt auch der Bediener allmählich ins Schwitzen. Auch hier hat er aber keinen anderen Einfluss zu nehmen, als den auf die jeweilig zu nutzende Bedenkzeit.

4.) Doppelrundenturnier
Bei durchschnittlich nur noch 6 Stunden Bedenkzeit je Zug und Partie (basierend auf Beispiel 3) ist kaum mehr eine viel höhere Qualität zu erwarten als bei einer normalen Turnierpartie. Der Aufwand wäre durch die Bediener nicht mal halbwegs zu bewältigen, muss man doch auch arbeiten und schlafen. Sowas ist eher für den ambitionierten Rentner machbar... :D

5.) Mehrere Geräte pro Bediener
Man kann auch mit mehreren Geräten gleichzeitig antreten, sofern jedes Gerät nur einen einzigen Gegner hat und maximal doppelrundig gespielt wird. Ansonsten wird auch hier der Aufwand schlicht zu groß. Schließlich soll so ein Turnier Spass machen.

Was bringt so ein Fernschachturnier überhaupt?
Bei derart langen Bedenkzeiten liefern unsere Lieblinge gewiss Partien von einer ungewohnt hohen Qualität ab. Ausnahmen mögen hier die Regel bestätigen. Man fragt sich auch, was wäre wenn das eine oder andere Programm auf schnellerer Hardware liefe. Würde es dann seinen "Angstgegner" bezwingen können? Das Fernschach ersetzt die schnellere Hardware durch längere Bedenkzeit! Und das natürlich sowohl für das fragliche Programm, wie auch für seinen "Angstgegner" - nur um fair zu bleiben. So ein Fall würde m.E. vorliegen im Vergleich Milano vs Milano Pro. Dem Schröder-Programm fehlt einfach die nötige Suchtiefe um dem Morsch-Programm beizukommen. Letzteres jedoch wird durch höhere Suchtiefen nicht unbedingt besser, wie es vor allem in Endspielen immer wieder unter Beweis stellt. Im Fernschach könnte der Milano u.U. beweisen, dass er dem Milano Pro durchaus gewachsen ist. Ein anderes Beispiel für eine interessante Begegnung wäre das Trio "Milano Pro / Star Diamond / Berlin 68000". Sowohl im Aktiv- als auch im Turnierschach weisen diese Geräte annähernd gleiche Spielstärke auf, wie die Listen zeigen. Was aber, wenn unter Fernschachbedingungen gespielt wird? Wie bereits vorher erwähnt, scheint dem Milano Pro ein Mehr an Zeit und Suchtiefe nicht so sehr viel zu bringen, ist es doch ein sehr selektiv arbeitendes Gerät. Der "Langweiler" Berlin 68000 hingegen glänzt auf normalen Spielstufen mit hoher Stärke trotz vergleichsweise geringer Suchtiefen und wirkt sehr positionell orientiert. Beim Fernschach würde er durch die zunehmende Suchtiefe die Möglichkeit bekommen, auch taktisch zuzulegen. Es ist durchaus denkbar, dass er den Milano Pro unter solchen Bedingungen geradezu wegfegt. Der Star Diamond hingegen fällt im Normalschach durch "spekulatives" Agieren auf, wenngleich nicht ganz so ausgeprägt wie seine Vorgänger. Dieses Verhalten hat seine positiven wie negativen Seiten, denn was er mit den Händen aufbaut, haut er mit dem Hintern wieder um - wenn dieser Vergleich gestattet sein mag. Eine Erhöhung der Suchtiefe mag das Risiko des sich Verspekulierens abschwächen. Wie weit das führt, würde ein Vergleich mit den vorgenannten Geräten zeigen. Es gibt sicher noch andere interessante Beispiele bzw. Paarungen (vor allem auch mit den "King"-Geräten), so mögen die vorgenannten nur als eine Art "Appetizer" verstanden werden.

Soweit mein "Vortrag" zum Thema Fernschach zwischen Brettgeräten. Bin auf Eure Meinungen gespannt! :)

Gruß, Willi

Fluppio 31.03.2008 09:08

AW: Brettcomputer-Fernschachturnier
 
Hallo Willi,

ein sehr interessanter Vorschlag von Dir und mal was anderes als die üblichen Zeitkontrollen Aktiv- und Turnierschach. Wie Du ja schon ansprichst, könnten sich unter diesen maximalen Rechenzeiten Verschiebungen zwischen den einzelnen Compis ergeben. Wer profitiert am meisten von der zusätzlichen Bedenkzeit? Welcher Spielstil ist von Vorteil im Bretti-Fernschach?


Bei der Auswahl der Modi hast Du Dir ja viele Gedanken gemacht, um vor allem den Bediener nicht zu sehr zu stressen:D Ich hätte z.B. bei Modus 1 viel mehr Angst um meine Oldies. Bei 72 Std. non-stop Analyse + weiterem Betrieb im permanent brain würden bestimmt einige abschmauchen und das zeitliche segnen:eek: Mir fallen auch einige Kandidaten ein, bei denen die max. Suchtiefe vorher erreicht sein könnte (MM IV, MM V oder auch ein paar Morschis). Modus 2 scheint mir da praktikabler und nach 24 - 36 Std. dürfte auch in der Stellungsberechnung nicht mehr viel passieren. Die Compis bewegen sich da nur noch mühsam in den nächsten Ast. Die anderen Modi haben auch ihren Reiz, sind aber - wie von Dir beschrieben - wesentlich zeitintensiver.

Auf jeden Fall wäre es interessant mal einen Super Expert C, Diablo oder auch Maestro D+(+) in so einem "XXL-Turnier";) agieren zu sehen.

Grüße, Peter


P.S. Habe Deine PN erhalten, bin aber noch nicht zum Testen gekommen.

user_183 31.03.2008 13:14

AW: Brettcomputer-Fernschachturnier
 
Hallo Willi,

vielen Dank, daß Du Dich der Sache angenommen hast. Wir hatten ja vor einigen Tagen schon darüber "gesprochen" und ich fände eine solche Veranstaltung wirklich klasse. Aus Zeitmangel ist es mir leider nicht möglich an den Turnieren teilzunehmen, wo man mehrere Stunden am Stück "anwesend" sein muß. :)

Als "alter Fernschachspieler" fände ich daher ein solches Turnier sehr reizvoll. Vielleicht finden sich ja noch einige andere Interessenten. Würde mich freuen.

Angenehme Woche wünscht,

Tom Mirbach

EberlW 31.03.2008 14:01

AW: Brettcomputer-Fernschachturnier
 
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Zitat von Fluppio
Hallo Willi,

ein sehr interessanter Vorschlag von Dir und mal was anderes als die üblichen Zeitkontrollen Aktiv- und Turnierschach. Wie Du ja schon ansprichst, könnten sich unter diesen maximalen Rechenzeiten Verschiebungen zwischen den einzelnen Compis ergeben. Wer profitiert am meisten von der zusätzlichen Bedenkzeit? Welcher Spielstil ist von Vorteil im Bretti-Fernschach?

Genau! Die Sache hat schon ihren gewissen Reiz. Kostet zwar alles viel Zeit, aber die Dinger laufen letzten Endes sowieso nur "nebenher"...
Zitieren:

Bei der Auswahl der Modi hast Du Dir ja viele Gedanken gemacht, um vor allem den Bediener nicht zu sehr zu stressen:D Ich hätte z.B. bei Modus 1 viel mehr Angst um meine Oldies. Bei 72 Std. non-stop Analyse + weiterem Betrieb im permanent brain würden bestimmt einige abschmauchen und das zeitliche segnen:eek:
Och nöö - wenn die ein/zwei Stunden durchhalten, dann auch 72 nonstop. Welche wären denn überhaupt "gefährdet"? Vorzugsweise doch die mit den "heissen" CPUs, nicht wahr? Die meisten Geräte dürfte so ein Unterfangen im wahrsten Sinne "kalt" lassen. ;)
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Mir fallen auch einige Kandidaten ein, bei denen die max. Suchtiefe vorher erreicht sein könnte (MM IV, MM V oder auch ein paar Morschis).
In gewissen Situationen ganz gewiss. Doch müssen auch die erst mal auf's Brett kommen.
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Modus 2 scheint mir da praktikabler und nach 24 - 36 Std. dürfte auch in der Stellungsberechnung nicht mehr viel passieren. Die Compis bewegen sich da nur noch mühsam in den nächsten Ast. Die anderen Modi haben auch ihren Reiz, sind aber - wie von Dir beschrieben - wesentlich zeitintensiver.
Ach, die aufgezählten Modi waren doch nur nur ein paar Möglichkeiten von vielen. Man sollte einen Modus finden mit möglichst großer Partienzahl und möglichst wenig Aufwand für die Bediener. Wenn dann so ein Turnier nicht gerade 10 Jahre braucht, wäre es um so besser. Aber Sinn meines Ausgangspostings war nicht eine Modusfindung, sondern die Frage der Resonanz zu beantworten. Hier bin ich mal auf weitere Wortmeldungen gespannt...
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Auf jeden Fall wäre es interessant mal einen Super Expert C, Diablo oder auch Maestro D+(+) in so einem "XXL-Turnier";) agieren zu sehen.

Grüße, Peter


P.S. Habe Deine PN erhalten, bin aber noch nicht zum Testen gekommen.
Ja, diese Geräte wären sehr interessant - und sicher noch einige mehr.
Wegen des Testens mach Dir mal keinen Stress, es gibt noch so viele andere Sachen zu tun. Das von mir angesprochene Problem lässt sich u.U. auch anderweitig lösen. Aber auch hier muss erst mal ein -in weiter ferne liegender-Test zeigen, ob das überhaupt funktionieren kann. Allerdings bedarf auch diese Lösungsmöglichkeit letzten Endes deiner Mitwirkung... ;)

Gruß, Willi

EberlW 31.03.2008 14:07

AW: Brettcomputer-Fernschachturnier
 
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Zitat von Animal Farm
Hallo Willi,

vielen Dank, daß Du Dich der Sache angenommen hast. Wir hatten ja vor einigen Tagen schon darüber "gesprochen" und ich fände eine solche Veranstaltung wirklich klasse. Aus Zeitmangel ist es mir leider nicht möglich an den Turnieren teilzunehmen, wo man mehrere Stunden am Stück "anwesend" sein muß. :)

Als "alter Fernschachspieler" fände ich daher ein solches Turnier sehr reizvoll. Vielleicht finden sich ja noch einige andere Interessenten. Würde mich freuen.

Angenehme Woche wünscht,

Tom Mirbach

Ja Tom, so ein Fernschachturnier würde Dir auch mal die Möglichkeit einräumen, an einem Computerschachevent teilzunehmen. Du weisst aber schon, dass im Falle eines Zustandekommens die Turnierleitung von Dir übernommen werden muss? Ich wüsste auf Anhieb niemanden, der sich mit dem Regelwerk besser auskennt... :D

Ich denke mal, wenn sich mehr als eine handvoll Interessierte melden, wird die Sache steigen.

Gruß, Willi

user204 31.03.2008 14:22

AW: Brettcomputer-Fernschachturnier
 
Moin,

wäre dabei!!Hört sich interessant an....

Gruß,Stefan

pato4sen 31.03.2008 20:50

AW: Brettcomputer-Fernschachturnier
 
Endlich kann der Chess Master Diamond zeigen, wa in ihm steckt :D - ich bin dabei!!! :top:
Gruß, Rüdiger

udo 31.03.2008 22:10

AW: Brettcomputer-Fernschachturnier
 
Ich kann da zeitlich zwar nicht mitmachen, aber die Idee ist sehr gut.

Von der Bedenkzeit habe ich aber einfach mal eine Rechnung gemacht, nach dem Motto, 5x längere Bedenkzeit ist ein Halbzug mehr. Ausgehend von Turnierbedenkzeit von ~ 3min/Zug käme man da auf eine ca. Bedenkzeit von 3min.x5x5x5x5 =1875 min ~ 32 Std Bedenkzeit. 1 Halbzug weiter wären dann schon theoretisch 160 Std Bedenkzeit pro Zug. 1 Halbzug weniger ca. 6 Std/Zug.
Soweit meine Theorie. Geht natürlich davon aus, das ein Gerät auf Turnierstufe in ca. 3min. seine erreichten Halbzüge zeitlich voll berechnen kann und nicht nur anrechnet. Die Programme würden also bei ca. 32 Std./Zug durchschnittlich 4 Halbzüge weiterkommen als auf der normalen Turnierstufe. Wenn`s so stimmt, meine Theorie. Also anstatt z.B. 7-8HZ im Mittelspiel würde mein MM VI bei ca. 32Std/Zug auf 11- 12HZ kommen? Im Endspiel sähe es aber schlechter aus bei Programmen mit begrenzter Rechentiefe von z.B 16 HZ. Die müssten sich dann schon im Mittelspiel den Sieg erkämpfen, wenn sie gewinnen wollten!

Was zu befürchten ist, das sich einige Programme aufhängen könnten bei langen Betriebszeiten? Zumindestens mein alter Mephisto III und auch II verabschieden sich manchmal unverhofft mitten im Rechenvorgang, Mal rechnen Sie ewig ohne Probleme, aber ab und zu ist auf einmal alles weg:(

Gruß Udo

Paisano 31.03.2008 23:18

AW: Brettcomputer-Fernschachturnier
 
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Zitat von EberlW
Aber Sinn meines Ausgangspostings war nicht eine Modusfindung, sondern die Frage der Resonanz zu beantworten. Hier bin ich mal auf weitere Wortmeldungen gespannt...

Hallo Wilfried,

Deinem interessanten Vorschlag kann ich nicht widerstehen;), da wäre ich mit dabei.

Hinsichtlich der möglichen Bedenkzeit... bei 3 Tagen pro Zug muss man mit einer Partiedauer von ungefähr einem Jahr rechnen, das könnte dann so Richtung "Lebenswerk" gehen:D

24 Stunden pro Zug.... wie Peter auch schon sagte, viel passiert bei den 5-10 Mhz Geräten danach sowieso nicht mehr, aber das ist nur so meine Anmerkung im Vorfeld, wenn sich das Ganze konkretisieren sollte.

Viele Grüße
Uwe

Moregothic 01.04.2008 10:48

AW: Brettcomputer-Fernschachturnier
 
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Zitat von pato4sen
Endlich kann der Chess Master Diamond zeigen, wa in ihm steckt :D - ich bin dabei!!! :top:
Gruß, Rüdiger

Da wirst du auf Granit beissen, denn ich werde den Mephisto Chess Trainer und den Novag Delta 1 ins Rennen schicken :box2:

Andreas, sich des Datums bewusst...


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