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-   -   Tipp: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau (Der LC0 Thread) (https://www.schachcomputer.info/forum/showthread.php?t=5030)

rollinghills 28.04.2018 15:02

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
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Zitat von applechess (Beitrag 73141)
Guten Morgen rollinghills
Kann es sein, dass Leela Chess Zero sich für Teststellungen nicht eignet? Bei den wenigen Tests, die ich gemacht habe, kam auch keine Freude auf. Ganz anders, wenn ich die teilweise wirklich hübschen Partien und den ureigenen Stil von LCZ anschaue.
Gruss
Kurt

Klar, stimmt. Das Ding lernt ja nicht vom Menschen und hält sich nicht an unsere Vorgaben. Das Komodo "sauber" spielt, ist ja auch so eine menschliche Kategorie.

Selbst Großmeister haben seit den 90er Jahren ja auch vieles von Computern gelernt. In der "guten" alten Zeit hätte ein Meisterspieler z.B. im offenen Sizillianer niemals den b-Bauern angefasst, und seine Bauernstruktur geschwächt. Ich erinnere mich noch gut, wie die Computer das damals machten, man das grausam fand, aber trotzdem irgendwie nicht wiederlegen konnte. Jahre später fingen Leute wie Anand an, plötzlich das gleiche zu spielen. Warum wohl??? Hier hatte der Mensch vom Computer gelernt. Es wird interessant sein zu beobachten, was das Spiel der künstlichen Intelligenz da noch alles an Weiterentwicklungen bringen wird. Alpha und Leela spielen zum Teil ja so ein bisschen wie Michael Tal oder Alex Shirov, was die Tendenz zu Opfern anbelangt - nur noch stärker ...
Dann sind natürlich auch unsere "Teststellungen" nicht mehr so wichtig.

Hartmut 28.04.2018 23:44

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
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Zitat von applechess (Beitrag 73137)
Hallo Hartmut
Muss ich mir nun wegen LCZ noch ein Gamer-Notebook mit sehr guter Grafikkarte anschaffen :)
Gruss
Kurt

Tja, wer hätte das gedacht. Gerade wegen der intensiven Schachnutzung war die Grafikkarte immer das, wonach ich am wenigsten geschaut habe. So ändern sich die Zeiten...

Hartmut 29.04.2018 00:11

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
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Zitat von rollinghills (Beitrag 73140)
Kann es eigentlich sein, dass sich diese selbstlernende KI zu einem buchstäblichen Fachidioten entwickelt, die sich nur dort auskennt, wo sie schon mal war, und für die Neues extrem schwierig bleibt?

Nach den Lobeshymnen über das positionelle Spiel von LcZero habe ich gestern mal ein wenig rumgetestet. Ben Oni Stellungen, Petrosian typische Qualitätsopfer, etc. Und muss sagen: Leela hat auf ganzer Linie versagt. Vor allem Komodo ist hier um Lichtjahre voraus.

Der spekulative "Spielstil" von Leela erinnert natürlich stark an die paar Alpha Zero Partien, die rund um die Welt bejubelt wurden, und das Projekt ist und bleibt faszinierend. In einer Zeit, in der es aber eine so sauber agierende Engine wie Komodo 11 gibt, ist da kaum noch eine Lücke, die zu füllen wäre. Und ganz nebenbei: Komodo bringt viele der angesprochenen Opfer mit lockerer Hand genauso.

Da hast Du natürlich irgendwo recht, aber ich möchte mich hier Kurt anschließen. Teststellungen sind nicht geeignet, Eine Schachpartie besteht immer noch aus dem Partieaufbau im Allgemeinen und auf einem gewissen Positionsverständnis sowie einem gewissen taktischen Können. Und das baut LChess ja gerade erst auf. Dabei kann das Teil nicht auf die Hardwarevorteile aufbauen, die Alpha-Zero hatte. Bis LChess soweit ist, werden noch Monate vergehen. Und dann hängt es natürlich auch immer an der Bereitschaft der Community, wie dieses Projekt unterstützt wird. Der durchschnittliche Schachinteressierte hat eben nun mal keine 500 EUR Gamer-Karte. Brauchte er bisher auch nicht. Ich würde das Projekt auch gern mit Rechenzeit unterstützen. Aber ich habe eben wie andere Schachspieler eher darauf geschaut, dass die Prozessorleistung hoch ist. Und wenn ich dafür ein paar MHz rauskitzeln konnte, hab ich halt dafür dann lieber eine OnBoard-Grafik in Kauf genommen. Deswegen ist die unterstützende Community auch überschaubar klein. Wer konnte schon ahnen dass man irgendwann ein Schachprogramm hat, dass eher von der GPU als von der CPU profitiert.

LChess ist über die letzten Monate beständig besser geworden, und schlägt jetzt so manches ELO 2300 Programm selbst in der CPU-Version auf meinen bescheidenen 4 AMD-Kernen, obwohl es da kaum mehr Stellungen berechnet als so mancher Oldie der späten 80er Jahre. Niemand musste LChess sagen, wie man einen Suchbaum verkürzt oder wie man den Wert einer Stellung berechnet. Das ist ja die eigentliche Leistung. Vielleicht wird es noch ein halbes Jahr dauern, bis es eine Konkurrenz für Stockfish und Co ist, vielleicht länger. Aber dabei dürfen wir auch nicht vergessen, wie viele Jahre Entwicklung in Stockfish und Co stecken, wieviel man teilweise auf der Arbeit anderer Programmierer aufbauen konnte, die ebenfalls über Jahre hinweg an ihren Algorithmen getüftelt haben, um einen Stockfish 9 zu erhalten. Leela hat in wenigen Monaten das geschafft, was andere in Jahren nicht vollbracht haben. Die Community muss nur lange genug Geduld haben. Mit der dann erreichten Spielstärke wird sie dann auch irgendwann die ganzen Testsuites lösen können. Aber eben erst dann.

Theo 29.04.2018 09:29

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
Was mich dringend interessieren würde, ist, ob man das Neuronale Netz von Leela irgendwie komprimieren könnte. Sprich, Verbindungen kappen, die wenig/kaum Einfluss haben.

Ein Neuronales Netz ist an sich nichts anderes, als ein mathematischer Term. Ein riesiger Term. Und da ist mit Sicherheit viel Überflüssiges dabei.

Die Frage wäre, ob der Speed-Up durch das Kappen von 99% der Verbindungen den Informationsverlust ausgleichen könnte.

Achso, und die eigentlich wichtigste Frage zur Zeit ist: wann gibt es eine Version, die auf dem Raspberry Pi läuft

applechess 29.04.2018 11:47

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
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Zitat von Theo (Beitrag 73161)
[...]
Achso, und die eigentlich wichtigste Frage zur Zeit ist: wann gibt es eine Version, die auf dem Raspberry Pi läuft

Hallo Theo
Es ist sicher nicht verboten, zu träumen :) :) :)
Gruss
Kurt

StPohl 29.04.2018 12:25

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
Der erste 300-Partien Testrun von LC Zero (Net 162) mit rel. langer Bedenkzeit 12'+5'' ist durch (gegen 5 Engines mit gut 2500 CEGT-Elo). Ergebnis und Partien auf meiner Website (long thinking-time- Sektion). Elo-Performance von Leela: 2515 - menschliche GM Stärke sollte also in etwa erreicht sein. Von 3000 Elo kann aber noch gar keine Rede sein. Der Weg ist noch sehr weit. Und ab hier (2500 Elo+) wird die Luft auf dem Weg weiter nach oben dann auch schon erheblich dünner. Ab jetzt wird es wirklich spannend!

Nächster Testrun mit LC Zero Net 214. Ergebnis voraussichtlich in ca. 8 Tagen.

http://www.sp-cc.de

Hartmut 29.04.2018 15:30

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
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Zitat von StPohl (Beitrag 73169)
Der erste 300-Partien Testrun von LC Zero (Net 162) mit rel. langer Bedenkzeit 12'+5'' ist durch (gegen 5 Engines mit gut 2500 CEGT-Elo). Ergebnis und Partien auf meiner Website (long thinking-time- Sektion). Elo-Performance von Leela: 2515 - menschliche GM Stärke sollte also in etwa erreicht sein. Von 3000 Elo kann aber noch gar keine Rede sein. Der Weg ist noch sehr weit. Und ab hier (2500 Elo+) wird die Luft auf dem Weg weiter nach oben dann auch schon erheblich dünner. Ab jetzt wird es wirklich spannend!

Nächster Testrun mit LC Zero Net 214. Ergebnis voraussichtlich in ca. 8 Tagen.

http://www.sp-cc.de

Wobei man bei allen Tests aber eines nicht vergessen darf. Leela wird oft mit Blitzpartien (Bullet, 5 Min-Partien, oder auch bei Dir mit 12'+5'') getestet. Nun ist das Programm natürlich auch mit einer guten GPU vergleichsweise langsam im Vergleich zu den "normalen" Engines. Leela profitiert vor allem von langen Bedenkzeiten. Bei Bedenkzeiten von z.B. 40 in 60 oder 40 in 120 kommt Leela erst richtig auf Touren.

Ich lasse gerade mit 40 in 60 einen 2rundigen Spießroutenlauf von Leela (Version 0.7, Network 202) gegen die mit Arena mitgelieferten Engines laufen. Dabei hat Leela mangels einer vernünftigen GPU auf meinem Rechner nur die CPU-Version am Laufen. Da schafft sie mit meinen 4 AMD-Kernen gerade mal um die 200 Knoten/Sec, eine Geschwindigkeit also, die unsere späten 80er-Oldies in der Regel auch erreichen. Und da steht die Sache bisher ganz gut. Remis gegen AnMon 5.75 (Elo etwa 2500), Siege gegen Hermann 2.8 (Elo 2528), Dragon 4.6 (Elo 2408) und Nejmet (Elo 2237). Ich stelle die Partien ein, sobald das Turnier durch ist. Aber ich denke eine Performance von ca. 2600-2700 dürfte bereits mit der CPU-Version drin sein.

applechess 29.04.2018 16:58

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
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Zitat von Hartmut (Beitrag 73174)
[...]
Ich lasse gerade mit 40 in 60 einen 2rundigen Spießroutenlauf von Leela (Version 0.7, Network 202) gegen die mit Arena mitgelieferten Engines laufen. Dabei hat Leela mangels einer vernünftigen GPU auf meinem Rechner nur die CPU-Version am Laufen. Da schafft sie mit meinen 4 AMD-Kernen gerade mal um die 200 Knoten/Sec, eine Geschwindigkeit also, die unsere späten 80er-Oldies in der Regel auch erreichen.
[...]

Hallo Hartmut
Hast du auf deiner Kiste einen Vergleich der Knotenleistung zwischen der CPU- und GPU-Version. Oder anders gefragt, läuft die GPU-Version nicht doch schneller mit selbst einer relativ schlechten Grafikkarte? Bei mir trifft das jedenfalls zu (NVIDIA GeForce 840M mit 2 GB Dedicate VRAM) auf Intel Core i7-4710HQ 2.5 GHz.
Gruss
Kurt

Hartmut 29.04.2018 18:50

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
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Zitat von applechess (Beitrag 73176)
Hallo Hartmut
Hast du auf deiner Kiste einen Vergleich der Knotenleistung zwischen der CPU- und GPU-Version. Oder anders gefragt, läuft die GPU-Version nicht doch schneller mit selbst einer relativ schlechten Grafikkarte? Bei mir trifft das jedenfalls zu (NVIDIA GeForce 840M mit 2 GB Dedicate VRAM) auf Intel Core i7-4710HQ 2.5 GHz.
Gruss
Kurt

Also ich weiss ja nicht wie alt die GeForce 840M ist. Ich habe es in meinem Rechner mit einer GeForce 8400 GS versucht. Und da hab ich keine Chance. Ich habe versucht den Client zu starten. Die Karte wird zwar augenscheinlich trainiert, aber sobald er dann zu arbeiten beginnen soll, stürzt der Client ab. Beim Einbinden in Arena dasselbe. LCZero startet und sobald es einen Zug machen soll... Absturz. Insofern, bei meiner Karte keine Chance. Vielleicht sollte ich eine nehmen die aus diesem Jahrzehnt stammt, lach...

Ein kleiner Nachtrag zu dem kleinen Arena-Turnier. Die Weißpartien sind jetzt fast alle durch.

Leela - Anmon 5.75 Remis
Leela - Dragon 4.6 1:0
Leela - Herrmann 2.8 1:0
Leela - Nejmet 3.07 1:0
Leela - SOS 5.1 1:0
Leela - Spike 1.4 noch offen

Gegen Rybka 2.3.2 und gegen Ruffian sollte Leela auch noch antreten, aber beide Engines sind abgestürzt. Da muss ich nochmal sehen was da los ist. Vermutlich ein Konfigurationsproblem. Die reiche ich dann noch nach. Jetzt lasse ich das Turnier erstmal lauffen. Die Schwarzpartien sind ja auch noch dran.

RetroComp 29.04.2018 20:00

AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau
 
Sorry, meine Frage hat sich schon geklärt in den Beiträgen zuvor haben sich Theo und Hartmut schon zur Rechenleistung von aktuellen Grafikkarten geäußert...


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