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Alt 13.04.2007, 18:28
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Nach den bisherigen 16 Partien der beiden Geräte, stand es ausgeglichen mit 8:8 bei 8 Remispartien. Der Star schien insgesamt einen Tick stärker zu sein als MP, doch drückte sich das bisher nicht in Zahlen aus. MP hatte bislang einfach das "Glück" (sofern man bei Compis davon Reden darf), dass der Star sich gelegentlich verspekulierte. Beide Geräte waren durchaus in der Lage, Glanzleistungen zu zeigen - doch genauso konnten sie sichere Siege verpatzen, wie bisher zu sehen war. In den nun letzten 4 Partien dieses Vergleichs ging es quasi "um die Wurst" - die Luft in meinem "Labor" war mit Hochspannung geladen...

Partie Nr. 17 (MP vs SD): 0-1
In dieser Partie über 68 Züge hatte MP nichts zu melden. Er machte mit dem 10ten Zug den letzten aus seiner Turnierbibliothek, während SD 12 Züge lang im Buch verweilte. Nach dem letzten Buchzug des Star hatte MP noch leichten Vorteil, doch bereits im 20ten Zug hatte der Star eine bequeme und vor allem vorteilhafte Stellung erreicht, die das Morsch-Programm nicht zu verstehen schien. Im 27ten Zug besaß der Nachziehende dann zusätzlich noch einen Qualitätsvorteil. Obwohl der Star in der Folge ein wenig zu sehr "rumhampelte", konnte MP das Ruder nicht mehr rumreissen. So gewann SD nur 5 Züge später einen Bauern und "patzt" sich dann über die nächsten 20 Züge ganz langsam vorwärts. Bei optimalem Spiel hätte es an dieser Stelle längst vorbei sein müssen, aber immerhin war hier die Qualität gegen einen gesunden zweiten Mehrbauern getauscht und die Partie entschieden. 10 Züge später folgte dann das Matt nebst erneuter Führung des Star.

Partie Nr. 18 (SD vs MP): Remis
Diese Partie endete nach 90 Zügen mit Remis wegen 3-facher Stellungswiederholung. MP verließ das Buch nach dem 9ten Zug, SD nach dem 10ten. Die Stellung war hier denkbar ruhig und ausgeglichen - so langweilig wie die Russische Eröffnung nun mal ist. Seinen marginalen Raum- und Stellungsvorteil vergab SD bereits im 17ten Zug, was aber nicht heissen soll, dass MP nun zum Zuge kam. Nach weniger als 30 Zügen "stank" die Partie schon nach Remis durch Zugwiederholung, aber wie unsere Brettis nun mal sind, finden sie ja immer einen Weg um sich um ein Remis vorerst herum zu drücken. Dabei kamen manche schwache Züge zum Vorschein, die aber ohne Folgen blieben, da sie ebenso schwach beantwortet wurden. Nach 45 Zügen dann hatte SD doch noch positionellen Vorteil erreicht, der ggf. hätte entscheidend sein können. Aber er sah es einfach nicht und vergab seine Chance nahezu einzügig. Nach 51 Zügen entstand aber ein Turmendspiel mit einem Mehrbauern für den Anziehenden. MP verteidigte zu ungenau aber im 57ten Zug vergab SD seine letzte Möglichkeit, doch noch auf Sieg zu spielen und gab den Mehrbauern wieder ab. Nach 64 Zügen befanden sich nur noch je 3 Bauern im Heer ihrer Könige und beide Geräte mussten höllisch aufpassen, dass das jeweils andere nicht mit dem König durchbrach. Je nach Position hätte aber auch ein Durchbruchsversuch den Sieg des anderen bedeutet, sprich: Wer versuchte zu gewinnen, hätte verloren! Opposition war angesagt und ausnahmsweise haben beide Gegner ihre Sache gut gemacht. Damit blieb es vorerst bei der knappen Führung des Star.

Partie Nr. 19 (MP vs SD): 1-0
Der Star flog überraschend früh aus dem Buch, welches er nur 5 Züge lang nutzen konnte. MP hingegen brachte es auf immerhin 8 Züge - auch nicht sonderlich berauschend. Einen gewissen Stellungsvorteil nach Verlassen beider Bücher, konnte man MP hier nicht absprechen. Zumeist aber ist dieses Gerät nicht in der Lage, solche frühen Vorteile in einen Punkt zu verwandeln. So auch dieses Mal, als der Star immer wieder "mithalf", die Lage des Anziehenden zu verbessern - und dieser wie blind durch die Gegend eierte. Nach 25 Zügen war der weisse Vorteil dann vollends verspielt. Eine schwache Vorstellung beider Geräte! Nach 32 Zügen aber (SD hatte sich unfassbarer Weise in der Zwischenzeit 2 Bauern ergaunert!), sah die Lage ganz übel aus für MP. An dieser Stelle habe ich MP bereits als Verlierer des Gesamtturniers gesehen. Doch sollte es anders kommen! Statt im 36ten Zug den Sack zuzumachen, vertändelte SD nun allmählich seinen (gewaltigen!) Vorteil. Im 40ten Zug fiel der erste Mehrbauer und nach 43 Zügen waren neben den Bauern nur noch ungleichfarbige Läufer über. Normalerweise ist soetwas ja Remis und es keimte wieder Hoffnung in mir auf, dass MP in der letzten Runde ausgleichen könnte. Ich traute jedoch meinen Augen nicht, als ich das weitere Vorgehen der Geräte beobachtete. Im 50ten Zug fiel der letzte Mehrbauer des Nachziehenden - naja, sowas sollte eigentlich immer noch Remis sein. Nicht so bei unseren Kisten! Die Bauernkonstellation auf dem weissen Königsflügel war schon recht furchteinflössend, die Läufer aber eigentlich immer noch der Remisgarant. Im 56ten Zug aber gab SD erneut völlig unmotiviert einen Bauern ab! Die Fehlentscheidung fiel jedoch bereits im 55ten Zug, als er den König exakt in die falsche Richtung zog. Ab nun war es bereits abzusehen, dass MP das Endspiel gewinnen würde - auch ohne weitere Mithilfe des Kittinger-Programms. MP zog seine Bauern unverständlicher Weise nur zögerlich voran, aber dieses Endspiel war nicht mehr zu verderben. Nach 70 Zügen hatte MP bereits 3 Mehrbauern und SD war endgültig besiegt - weshalb er hier auch aufgab! Ich spielte dennoch weiter bis zum Matt, welches MP im 78ten Zug präsentieren konnte. Es war geradezu unglaublich: Zunächst Vorteil MP, der ihn trotz Mithilfe des SD nicht verwerten kann, dann entscheidender Vorteil für SD, der ihn nun seinerseits verwirkt und die Partie zum Remis verdirbt. Dann wird weitergepatzt, sodass MP doch noch gewinnt und das Turnier ausgleicht - das verstehe wer will...

Partie Nr. 20 (SD vs MP): Remis
Am liebsten hätte ich das Ergebnis garnicht hingeschrieben, denn immerhin war diese letzte Partie turnierentscheidend und: Sie war genauso gepatzt wie die vorherige! Bei so einem Verlauf kann einem wirklich bald das Herz stehen bleiben - schließlich will man das Können seiner Geräte sehen und nicht deren jämmerliches Versagen. Aber komme ich zum Spielverlauf dieser nur 59 Züge dauernden Begegnung: Beide Geräte verließen nach 8 Zügen in ausgeglichener Stellung ihre Bibliotheken. MP als Nachziehender spielte auf dem Damenflügel munter seine Bauern vor, während SD auf dem anderen Flügel einen hinterlistigen Königsangriff inszenierte - oder es zumindest versuchte. Nach 20 Zügen war noch nicht recht erkennbar, welche Seite denn nun im Besitz eines Vorteils wäre. Nur 5 Züge später wurde deutlich, dass der Königsangriff von MP unterschätzt wurde und dieser nun in Schwierigkeiten steckte. Jedoch opferte SD nun seinen Springer für vermeintlichen Angriff. Da hat sich "Klein-Kittinger" wieder einmal gründlich verspekuliert und MP konnte allmählich ausgleichen. Zwar hatte SD nach der Tauschaktion eine Qualität und zwei Bauern mehr, dafür aber eine Leichtfigur weniger. Das kann man gegen Menschen zwar spielen, aber bitte nicht gegen einen Schachcomputer vom Schlage des MP - sowas ist fast sicher tödlich! Im 32ten Zug wurde die Gesamtsituation von Toga II 1.2.1a als ausgeglichen bewertet, doch MP hatte da wohlvernehmlich noch ein Wörtchen mitzureden und verkürzte erst einmal auf nur noch einen Mehrbauern. Zwar konnte SD sich den zweiten Bauern wieder einheimsen, doch zu welchem Preis? Nach 39 Zügen hat der Nachziehende 2 sehr gefährliche Freibauern auf der 3ten und 4ten Reihe und diese ausreichend gesichert! Nach 44 Zügen hat MP ein mehr an Läufer und Springer auf der Habenseite - SD kann lediglich 3 Mehrbauern aufweisen. Der letzte verbliebene schwarze Bauer auf a4 gehörte nun eigentlich vorangetrieben, doch MP sah das zunächst anders. Dennoch war ein Sieg in dieser Partie und damit der Gesamtsieg praktisch schon festgelegt. Natürlich darf man nicht ausser Acht lassen, dass SD's Dame regelmäßig Schach bieten konnte und der Anziehende logischerweise davon Gebrauch machen würde. Es ist mir immer noch ein Rätsel, warum MP seinen König im 47ten Zug nicht gleich auf ein "sicheres" Feld stellte und somit das nächste Schach verhinderte. Doch das war nicht der eigentliche Fehler, der die Partie ins Remis verdarb. Zuvor "musste" MP ja unbedingt seine Figuren derart ungeschickt platzieren, dass er im 49ten Zug gezwungen werden konnte seinen Turm vor den Freibauern zu stellen. Im 52ten Zug geschah dann das Unfassbare: Ohne im Schach zu stehen oder sonst in Not zu sein, versäumte MP nicht nur den Sack mittels De6 (gefolgt von a2) zuzumachen, er machte zudem einen der wenigen "schlechten" Züge, der direkt und sofort zum Remis wegen Dauerschach führte! Noch schlimmer: Er erkannte das Remis erst einen (!!) Zug vor der 3-fachen Stellungswiederholung. Zuvor bewertete er stets mit -2.5 (+/- 0.1) für sich ... einfach unglaublich!

Fazit:
Wie erwartet tun sich die beiden Geräte nicht viel, obwohl sie völlig unterschiedlich agieren. SD ist etwas "mutiger" und vor Absolvieren der letzten 4 Partien habe ich ihn trotz des Gleichstands von 8:8 für einen kleinen Tick stärker gehalten als MP - gerade so viel, dass die augenblickliche Differenz von 10 Elo-Punkten gerechtfertigt erscheint. Nun aber steht für mich fest, dass das Ding keineswegs stärker spielt als Mephisto-Gerät. Beide Geräte haben ihre Schwächen und Stärken. Wann man welches Gerät in welcher Situation eher zu einer "Heldentat" ermutigen kann, will natürlich durch uns (die User) abgewogen sein. Der ausgeglichene Turnierausgang scheint jedenfalls gerechtfertigt. Trotz der (gerade zuletzt) recht häufigen "Aussetzer" dieser Kisten, hat mir das Turnier sehr viel Freude bereitet. Zumindest weiss ich nun, dass auch meine "Pumpe" manchmal ein bisschen arg "übertaktet" werden kann. Wer sich die Partien ansieht, wird wissen wovon ich rede.

Gruß, Willi

PS: Ich denke, die Partien werden auch in die neue Aktiv-Liste einfließen (Micha?)
PPS: Damit die Community diese Partien möglichst rasch zur Verfügung hat, habe ich sie als gezipptes PGN-File angehangen. Viel spass damit!
Angehängte Dateien
Dateityp: zip SD vs MP.zip (18,5 KB, 35x aufgerufen)
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