Hallo,

ich möchte mir einen Exclusive kaufen, bin aber noch unentschlossen, was das Modul betrifft. Kann mir jemand positive oder negative Entscheidungshilfen geben ? Senator oder Polgar ? Ich weiß, daß der Senator eine etwas höhere Elo hat, aber das alleine sollte nicht unbedingt entscheidend sein, oder ?

Danke, Bubi

Hallo,

hm, nicht so leicht zu beantwortet, da einige Sache im Auge des Betrachters liegen.

OK, versuchen wir es mal.


Polgar

Positiv:

- 32-stellige Punktmatrix
- Anzeige der Eröffnung
- Eröffnungstraining
- errechnet erspielte Elo Zahl
- Spielstärke über Elo Zahl einstellbar
- Turnieranzeige
- ausführliche Infoanzeige
- Selektivität einstellbar
- sehr einfach zu bedienen


Negativ:

- Endspiel fällt ab
- wenn man will, "nur" 2000 Elo - ist für mich aber eigentlich kein negativ Kriterium
- keine Hash Tables


Senator

Positiv:

- taktisch stark
- aktives Mittelspiel
- spielstark ca. 2140 Elo
- großes, übersichtliches Display
- große Eröffnungsbibliothek
- verschiedene Eröffnungsbibliotheken (passiv, aktiv, Turnier)
- sehr viele Einstellmöglichkeiten

Negativ:

- Endspiel fällt ab
- keine Hash Tables
- etwas umständlich zu bedienen (kryptische Abkürzungen)
- Preis

Ich hoffe, es hilft ein wenig.

Eine Empfehlung kann man eigentlich für beide Modulsets aussprechen.

Gruß,
Micha

Hallo Micha,

danke für die schnelle und umfangreiche Antwort. Ich war eben an einem Senator im Ebay dran, aber mit 300 € war ich aus dem Rennen. Ich glaube, daß ich auch bei Polgar etwas höher gehen muß. Könntest du mir in dieser Preisklasse - so um die 300€ - Alternativen empfehlen ? Ich will ein Holzbrett, nicht weniger als 1900 ELO, keinen MM V !

Gruß Michael L. (Bubi)

Hallo Michael,

300€, tja, wieder nicht so leicht.

Am 10.11. kommt der neue Novag Citrine auf den Markt. Das Teil soll 275 kosten. Holzbrett mit ca. 2000 Elo. Allerdings kann man noch nicht so viel zu dem Gerät sagen. Ein paar Infos sind schon bekannt, aber so richtig traue ich diesen Angaben nicht. Zu oft schon haben sich bei Neuerscheinungen doch noch technische Einzelheiten geändert. Wäre aber eine Überlegung wert.

Ein Polgar mit Exclusive Brett sollte für 300 Euro drin sein. Mit etwas Glück wäre auch ein 16 Bit Modul von Mephisto mit Exclusive Brett möglich. Du könntest dir auch mal den Mephisto Academy (nicht Akademie !!!) und Mephisto Monte Carlo IV LE ansehen. Deren Holzbretter sind zwar etwas kleiner, liegen aber von der Spielstärke im Polgar Bereich.

Es ist einfach sehr schwierig, weil die Preise auf ebay immer wieder sehr großen Schwankungen unterliegen.

Gruß,
Micha

Hallo Bubi,

hier einen Rat zu erteilen fällt schwer, angesichts der Tatsache dass nur Du selber weisst, was Du von dem Modul erwartest. Jetzt etwas zu sagen ist reine Spekulation. Ich spekuliere also mal, das Du selbst gegen das Modul antreten willst und dein Schwerpunkt somit nicht bei Comp-Comp Matches liegt.

Richtig ist wohl, das der Senator eine höhere ELO hat. Trotzdem wage ich mal zu mutmaßen, dass wenn Du den Polgar zu knacken vermagst, Du auch den Senator packen kannst. Letzterer neigt nicht selten dazu, sich taktisch zu verirren und zaubert manchmal den nahezu schlechtest-möglichen Zug auf's Brett. Damit will ich sagen, dass das Ding in der Lage ist eine gewonnene Stellung einzügig in eine Verluststellung zu verwandeln. Auch lässt das Endspielvermögen sehr zu Wünschen übrig. Man kann davon ausgehen, das es bei diesem Programm immer sinnvoll ist bis zum Schluss zu spielen, auch wenn es schon ziemlich düster für einen aussieht. Dabei ist es natürlich Geschmacksache, ob man es dem Ding "antun" will, ihm seinen Punkt am Ende doch noch abzuköpfen, oder man "einsieht" das man die Partie schon versemmelt hat. Obgleich ich keinen Senator habe, erlaube ich mir trotzdem dieses Urteil, weil mein Milano Pro über das identische Programm verfügt und demnach auch den gleichen Mist verzapft. Die Spielweise des Senator's ist "typisch Morsch". Selbst der "große Bruder" Magellan, der Dank Hashtables durchaus in der Lage ist einige Fehler des ansonsten programmgleichen Senator nicht zu begehen, kann seine "Morsch'e" Herkunft nicht verleugnen.

Ein Polgar spielt da schon ganz anders. Er kann zwar aufgrund der deutlich schwächeren Hardware nicht in die Suchtiefen des Senator's vordringen, aber das Programm hat wesenlich weniger taktische Aussetzer - was natürlich nicht heißen soll, dass es davon nicht auch betroffen wäre. Vom Polgar gibt es dann auch noch eine Turbo-Version. Das Programm von Schröder ist im Endspiel zwar auch nicht der Bringer, dürfte aber doch solider agieren als der Senator. Wenn ich meinen Milano (spielt nur unwesentlich anders als der Polgar) mit dem Milano Pro vergleiche, dann gefällt mir persönlich das Spiel des Schröder-Programms wesentlich besser. Obgleich es unlogisch anmutet, so komme ich gegen den Milano pro besser zurecht als gegen den Milano. Wenn letzterer einmal einen Vorteil gegen mich hat, kann ich es ihm in aller Regel nicht mehr "umdrehen" - beim Milano Pro hingegen ist das letzte Wort erst gesprochen, wenn ein Matt in Sicht ist (und die Kiste es sieht).

Für den durchschnittlichen Vereinsspieler sind beide Programme geeignet. Man muss nur wissen, welche Spielweise man bevorzugt. Spaß machen beide! Ein weiteres (vielleicht nicht unwesentliches) Kriterium ist die Ausstattung der Programme. Beide verfügen über eine recht nette Eröffnungsbibliothek - das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten! Die Bedienung beider Geräte ist grundverschieden, haben ja auch verschiedene Programmierer. Die Einstellmöglichkeiten sind beim Polgar m.W. die gleichen wie beim Milano. Letzterer lässt sich in den Spielstufen nahezu beliebig einstellen. Der Senator hat zwar auch nicht gerade wenige Einstellmöglichkeiten, ist aber bei weitem nicht so flexibel. Der Informationsmodus des Schröderprogramms lässt kaum mehr Wünsche offen - auch hier kann sich der Senator eine Scheibe abschneiden. Es gibt noch eine Reihe anderer Features, aber das würde zu weit führen. Der Senator hat hingegen seine allgemein höhere Spielstärke auf der Habenseite. Es hängt viel von deinen persönlichen Vorlieben und Zielen ab, für welches Modul Du dich letztlich entscheiden solltest.

Gruß, Wilfried

Hallo zusammen !
Kann mich den Ausführungen von Wilfried nur anschliessen.

Gegen den Senator flacht man schnell auf eine einfache Spielweise ab:
Alles abtauschen, Endspiel suchen und erreichen, gewonnen !

Ich denke, das ist nicht Sinn eines Schachcomputers, wenn man ihn zu Trainingszwecken einsetzen will. Solche Geräte sollten schon eine konstante Spielstärke über alle Spielphasen besitzen (auch wenn das Endspiel immer ein bischen abflacht).

Hier ist der Polgar (bzw. Milano) bestimmt die bessere Wahl.
Auch ich habe hier festgestellt, dass es wesentlich schwieriger ist, gegen einen Polgar zu gewinnen, als gegen einen Senator, wenn man in Rückstand gerät...

Grüße:
Frank Hauffe

Hallo Michael,
ein MMVI Modul könnte evtl. günstiger zu bekommen sein. Die Spielweise ist mit dem Centurion vergleichbar, aber der MMVI hat nicht den H8-Bug (Wikipedia-Aussage ist falsch!) und er besitzt eine größere Bibliothek. Im Mittelspiel bringt er auch mal ein positionelles Bauernopfer. Die Endspielleistung ist ok, aber das ist wahrscheinlich Ansichtssache.
Grüße,
Frank

Dann sage ich auch etwas dazu. Ich habe folgende Computer aus diesem Segment:
- Magellan
- Vancouver 68000
- Centurion
- Polgar

Dem Magellan kommt man (wie einer Fritz1/2 - Version auf'm 486er Computer) tatsächlich am ehesten mit einer Abtausch-Spielweise bei, wobei zwischen einem relativ leicht erreichbarem Remis und einem Sieg dann doch nochmal ein Unterschied ist.
Der Centurion ist schwächer, in erster Linie wegen der fehlenden Hash-Tables, die den Magellan dann Manches doch noch errechnen lassen.

Der Polgar ist für mich alles in allem bei Schnellpartien leichter bezwingbar, da es eher gelingt in geschlossenen Stellungen etwas vorzubereiten. Im Endspiel habe ich auch beim Polgar schon Einiges erlebt...

Und der Vancouver: Schlug bei einem Schnellvergleich den Polgar 7:1. Das gleiche schaffte auch der Magellan. Auf der anderen Seite hält der Polgar mit einem Novag Super Forte A gut mit, der meines Erachtens im Mittelspiel schwerer zu schlagen ist als der Polgar.
Die bei den Lang-Programmen immer wieder hervorgehobene Endspieltauglichkeit kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Vor allem bei "Abwicklungen" der letzten Figuren werden Fehler gemacht, falls der anschließende Gewinnweg nur durch ein überraschendes Manöver (Bauerndurchbruch, etc.) erreichbar ist. Mir scheint, daß der Vancouver da oft zu selektiv bei der Suche vorgeht.

Gruß
Wolfgang