AW: Buch: Fischer-Spasskij von Gligoric
@Goldene Schachzeiten by Milan Vidmar:
Nun lese ich schon eine geraume Zeit in diesem Buch und muss sagen, dass es mich teilweise schon recht erschüttert. Besonders das Kapitel über das "Berufsschachmeisterproblem", womit Vidmar offenbar die Altersversorgung der Schachmeister anspricht, berührt sehr. Etliche der in Büchern ob ihrer Kunst hochjubelten Schachgrößen haben im Alter ein elendes Hundeleben geführt oder sind schwer erkrankt.
Tartakower zum Beispiel wurde im späteren Alter bei einer letzten Gelegenheit eine Tätigkeit angeboten mit einem sicheren Gehalt, aber da er lieber in Paris leben wollte, lehnte er ab (S. 137). Der Tod hat ihm dann alle Sorgen abgenommen, schreibt Vidmar, d.h. Tartakower starb wohl recht früh.
Ja, manchmal muss man um des Überlebens willen in den sauren Apfel beißen, da müssen Emotionen, Gefühle oder Vorlieben zurückstehen.
Vidmar selbst war Ingenieur, hatte also ein festes finanzielles Standbein und betrieb Schach "nur" nebenher, aber das auf höchstem Niveau. Jedenfalls hatte er ein gesichertes Alterseinkommen. Aber auch er wurde im Laufe seines Lebens mal hierhin oder dorthin geworfen.
Réti, Bogoljubow, Teichmann und Aljechin - alles klangvolle Namen - hatten es "verstanden", rechtzeitig zu sterben.
Da wird einem wieder mal ganz auf's Neue bewusst, wie wichtig unser Rentenversicherungssystem in Deutschland oder anderen Ländern eigentlich ist. Und wie wichtig ein ordentlicher Beruf bzw. bezahlte Tätigkeit ist (Ich kenne einige, die etwas ganz anderes machen, als ihr "Beruf" angibt, aber sie arbeiten und verdienen Geld und erwerben sich Rentenanspruch).
Wirklich ein sehr nachdenkenmachendes Buch!
Gruß!
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