Hallo Wolfgang,

Ja, da gehe ich komplett mit. 37…e3 ist definitiv kein guter Zug. Die „Türöffnung“ für den schwarzen König trägt nicht unbedingt zum gesunden der schwarzen Stellung bei.

Ich will den London auch nicht verteidigen. Ich war nie ein großer Freund dieser Version, der London spielt mir einfach zu behäbig. Ist alles eine Frage des Geschmacks, schon klar, aber meine Lieblingskreatur aus der Lang Serie ist und bleibt der Vancouver. Kein Programm spielt für mich so menschlich, ja fast schon kunstvoll wie der Vancouver. Gut, ab und an übertreibt er es und verliert den Überblick, aber welches Programm der alten Schachcomputer hat keine Fehler? Möchte ich perfektes Schach, greife ich zu meinem PC. Allerdings benötigt das Programm etwas mehr Hardwarepower. Ein Revelation II oder Reflection sollte es schon sein, um der Engine entsprechendes Leben auf einem Schachcomputer einzuhauchen. Richard sagte mal, der Vancouver ist das Programm mit dem meisten Wissen, welches er geschrieben hat. Bei dieser Version stimmte einfach alles für mich, der harmonische positionell geprägte Stil, ordentliches Endspielwissen und auch das Eröffnungsbuch war gut auf das Spiel abgestimmt. Etwas mehr Durchschlagskraft wünschte ich mir, um der Kunst auch mal etwas Nachdruck verleihen zu können.

Und um auf die Partie zurückzukommen, der Vancouver würde in der angesprochenen Stellung


zuerst zu Ke6 und nach kurzer Zeit zu Lb4 greifen.

Gruß
Micha

Hallo Micha
Ein berechtigtes und schönes Lob für den Vancouver.
Gruss
Kurt

Hallo Micha,
das ist ja mal spannend; ich dachte immer, dass die Entwicklung mit dem London-Programm weiterging.
Findest Du noch die Quelle hierfür?

Grüße
Frank

Hallo,

die letzten fünf Partien hat ReflectioLondon weiß.
Die Eröffnung verlief wieder etwas ungewöhnlich. London war nach dem 2.Zug aus dem Buch, MCGE nach dem 4. Zug. Noch dem 6.Zug waren beide wieder im Buch bis zum 10. und 11.Zug (MCGE) im Buch. Laut Komodo 9 war es eine Pirc-Umfimzef-Verteidigung B08.
Zunächst kommen beide ohne rechnerischen Vorteil aus der Stellung, aber bald hat weiß die aktivere Stellung. Auch wenn schwarz bald ein schönes Läuferpaar hat, steht weiss aktiver. London schafft es aber im Verlauf des Spiels nicht daraus einen zählbaren Vorteil zu erspielen. Nach dem Damentausch im 47.Zug und mit dem letzten Tausch der Leichtfiguren im 55. Zug bleiben nur noch je ein Läufer und bald darauf je 5 Bauern übrig. Ab dem 58. Zug bewertet der MCGE die Stellung mit 0,00 und London mit +0,06. Die Situation ist festgefahren und der MCGE versucht immer mal wieder ein Remis mit dreifacher Stellungswiederholung einzuleiten, aber London will nicht... Offenbar reichen London die wechselnden +0,06 mit +0,03 zu seinen Gunsten um ein Remis abzulehnen. Die Stellung wird auch von Stockfish mit 0,00 bewertet und da die beiden Kontrahenten wohl zu stark sind um in dieser Situation noch einen signifikanten Fehler zu begehen, habe ich die Partie nach dem 81.Zug abgerochen und Remis gewertet.

Damit steht es nun 9,5 : 6,5 für den MCGE.



Beste Grüße
Jürgen

Ich glaube nicht, dass diese Partie in die Geschichtsbücher eingeht.
Gleichwohl ist es doch ein schönes Beispiel dafür, wie man mit wenig Kopfzerbrechen gegen 2400 Wiki-Wertungspunkte ein Remis erreichen kann.

Gruß
Wolfgang

Hallo Jürgen

Der Partieabbruch war ohne Wenn und Aber
absolut gerechtfertigt.

Gruss
Kurt

Ich hab die Partie mal mit Shredder analysiert, und keine Seite hat sich eine Blöße gegeben. Weiß wird zu Anfang besser bewertet, was aber auch nur daher kommt, daß Shredder das ganze Eröffnungssystem mit Schwarz nicht mag.

Wenn niemand einen Fehler macht, dann kann auch keiner gewinnen. Schwarz hat die schlechtere Bauernstellung am Damenflügel gehabt, dafür aber das Läuferpaar. Zudem konnte Weiß den isolierten a-Bauern nicht wirklich anvisieren, weil im Zentrum die d-Linie offen war und Schwarz einen Flügelangriff somit leicht hätte kontern können.

Die Partie sieht leicht aus, aber das tun viele Karpov-Partien ja auch.

Hallo,

heute nun die 17. Partie LondonReflection gegen MCGE.

Auf das Brett kam als Eröffnung das halbslawische Damengambit bei der beide bis zum 7.Zug im Buch waren. Weiss kam mit leichten Vorteilen aus der Eröffnung, konnnte diesen aber im Verlauf des Mittelspiels nicht weiter ausbauen. Dann aber erarbeitet sich schwarz einen Vorteil mit einem Freibauern auf der e und h Linie und stand etwa ab dem 27. Zug mit etwa 1,3 bauerneinheiten im Vorteil gegenüber weiss. Bis zum 37.Zug standen die Chancen gut, dass schwarz seinen Freibauern auf der c-Linie durchbringen könnte. Unverständlicherweise verpasste es schwarz aber seinen Freibauern weiter nach vorne zu treiben, sondern kümmerte sich lieber im 37. Zug mit a6 um die Verteidigung seiner chancenlosen Bauern auf der f und g Linie. Damit war der Hauptvorteil verspielt und das Spiel wieder offen.
Schwarz schaffte es nicht seinen Freibauern weiter druchzubringen. Ab da ging es nur noch hin und her. Stockfish zeigte ab dem 48. zug nur noch -0,1 in der Bewertung. MCGE sah sich da aber immer noch mit bis zu 2,4 Bauereinheiten im Vorteil und London mit -1,5. Eigentlich ging da nichts mehr voran, da aber die Bewertungen der beiden immer noch stark schwankten brach ich das Spiel nicht ab. Ab dem 70. Zug sah London endlich 0,0 in der Bewertung und änderte das auch nicht mehr. MCGE sah sich aber immer noch mit 1,4 Bauereinheiten im Vorteil und ließ kein Remis zu. Erst ab dem 91. Zug erkannte auch der MCGE 0,06 und blieb dabei. Nun brach ich schließlich die Partie nach dem 94. Zug ab und werte die Partie Remis.

Damit steht es nun 10 : 7 für den MCGE.



Beste Grüße
Jürgen

Hallo Jürgen

Die miserable Stellungsbewertung von ChessGenius Exklusive
ab dem 48. Zug erstaunt mich doch sehr. Das Programm
scheint den Freibauer auf der c-Linie masslos falsch einzuschätzen.
Anders kann ich mir ein +2.4 gar nicht vorstellen. Aber auch der
Mephisto London liegt mit -1.5 noch weit daneben.

Viele Grüsse
Kurt

Hallo Kurt,

ja, dass fand ich auch sehr erstaunlich. Die Bewertungen schwankten allerdings stark von 0,8 über 1,4 bis zu 2,4 ab dem 48.Zug. 2,4 war aber die Ausnahme. Offenbar sah der MCGE an der Grenze seines Rechenhorizonts immer noch Möglichkeiten seinen Freibauern doch noch voranzubringen.

Beste Grüsse
Jürgen