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Neuer Schachcomputer: CT800
Hallo zusammen,
es gibt einen Neuzugang aus der Bastelfraktion - nach Art des AVR-basierten "Schachzwerges", nur mit modernerer Hardware und völlig anderem Programm. Wenn ich "Schachcomputer" technisch so definiere, daß er kein Betriebssystem hat, weil er eben nur als Schachcomputer gebaut wurde, dann fallen PCs, Notebooks/Linuxrechner in Holzbrettern, Tablets und Smartphones raus. Übrig bleiben sämtliche klassischen Schachcomputer sowie natürlich auch der Schachzwerg und mein neues Projekt. Gab's nicht Beschwerden, daß man immer nur die ewig selben Programme in neuem Gehäuse angeboten bekommt, oder diverse Raspberries mit recompiliertem Stockfish? Habe ich nicht auch mal den Wunsch nach einem Brikett mit modernerer Hardware gelesen? Naja, kleine Wünsche erfüllt das Universum zwar sofort, aber für Debugging/Modifikation von 7.000 Zeilen fremdem Ausgangscodes plus 15.000 Zeilen zusätzlichen Quelltexts nebst Aufbau der Hardware braucht es auch schonmal ein wenig länger. Hier die Eckdaten: Bezeichnung: CT800 Hardware: CPU: ARM Cortex M4 (STM32F405) Takt: 168 MHz (nur während der Computer rechnet), übertakteter Turbomodus auf 200MHz einstellbar ROM: 1 MB RAM: 192 kB + 4 kB Backup-RAM Anzeige: Textdisplay mit 4x20 Zeichen (Hintergrundbeleuchtung zuschaltbar), außerdem eine grüne und eine rote LED sowie ein Piepser Eingabe: 4x4-Tastatur, Koordinaten-Notation Energieversorgung: 4xAA-NiMH-Akkus oder über Netzadapter. Alkali-Batterien (nicht aufladbar) gehen auch, rechnen sich aber nicht. Batterielaufzeit: 38 Stunden (ohne Turbo), 34.5 Stunden (mit Turbo) Stromaufnahme bei 5 V: Spieler am Zug: 16 mA Rechner am Zug: 78 mA (Turbomodus: 88 mA) (jeweils +45mA, wenn die Hintergrundbeleuchtung des Displays aktiviert ist) Software: Autor des ARM-Ports: meine Wenigkeit Basisprogramm: NG-Play v9.86 (mit meinen umfangreichen Verbesserungen und Bugfixes als v10.0) Autor des Basisprogramms NGplay v9.86: George Georgopoulos Autor der KPK-Endspieltabelle: Marcel van Kervinck Eröffnungsbuch: 17.000 verschiedene Halbzüge in 9.000 unterschiedlichen Positionen. Zugumstellungen und Transpositionen werden erkannt. Hashtabellen: zusammen 117 kB Pondering: keines Spielstärke: ~2100 ELO (Colditz: 2344 -> zu leicht, BT-2450: 2135, BT-2630: 2144. Alles ohne Übertaktung.) Programmiersprache: C (der beste portable Makro-Assembler überhaupt!) Lizenz: GPLv3+ Die Lizenz bedeutet: freie/offene Software. Mit Quelltexten also. Es gibt auch eine Onlinepräsenz, allerdings ausschließlich auf englisch, was allerdings besonders für die niederländischen Poster hier vielleicht schneller zu lesen ist. http://www.ct800.net Sofern gewünscht, kann ich aber auch gerne auf deutsch hier die Zusammenfassung mit Features usw. posten - das wird allerdings ein etwas längeres Posting, und ich möchte Euch ja hier nicht gleich erschlagen. viele Grüße, Rasmus |
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Boris (09.01.2021), Chessguru (26.08.2016), Drahti (27.08.2016), Egbert (26.08.2016), Fluppio (27.08.2016), iuppiter (27.08.2016), Mapi (26.08.2016), mclane (27.08.2016), Michael (27.08.2016), Mythbuster (26.08.2016), pato4sen (25.11.2018), RetroComp (26.08.2016), Robert (27.08.2016), Solwac (28.08.2016), Theo (26.08.2016), Wolfgang2 (27.08.2016) |
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AW: Neuer Schachcomputer: CT800
Hallo Rasmus,
ja klar, also ich bin interessiert. Ich habe mir dein Projekt bereits etwas näher angesehen, besonders die Partien haben mich natürlich interessiert. Und ich bin positiv überrascht, sehr gute Arbeit. Einen Vancouver 68000 (richtig?) schlägt nicht mal so nebenbei in 36 Zügen. Das Gerät ist wirklich mal was Neues. Respekt. Ein Schachcomputer im klassischen Sinne. Gruß Micha |
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AW: Neuer Schachcomputer: CT800
Hallo Rasmus,
meine Frage wurde durch Deinen letzten Beitrag schon beantwortet. Danke Jürgen |
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AW: Neuer Schachcomputer: CT800
Hi Jürgen,
ja, produzieren plane ich nicht; andererseits ist für Bastler der Eigenbau durchaus drin. Dann müssen es ja auch nicht diese teuren Taster sein. Elektrisch verhalten die sich wie eine 4x4-Matrix-Tastatur, etwa FTAC 3535, für welche auch schon Einlegestreifen vorgesehen sind. Die liegt bei 12 Euro oder so, Reichelt hat die. Alternativ gehen auch Microschalter, z.B. aus Computer-Tastaturen, und die haben dann auch nicht so eine hohe Bedienkraft wie das FTAC-Teil. Die Hauptplatine mit dem Controller gibt's fertig bei Olimex zu kaufen, das Gehäuse ist um die 15 Euro (gibt's bei Völkner), das Batteriefach gibt's auch dort. Zeitaufwendig daran ist das Gebastel selber. Ist aber alles gut dokumentiert und sollte für Hobbybastler kein Problem sein, wenn man mit dem Lötkolben per Du ist. Wenn man nur die Durchbrüche und Bohrungen fürs Display hat, kann man das auch noch von Hand mit Bohrmaschine und Feile lösen. Oder man zeichnet sich eine Frontplatte und bestellt die bei Schaeffer in Berlin. Auch die Rückplatte mit dem rausgeführten JTAG-Port zum Flashen und Debuggen braucht man nicht unbedingt, außer natürlich für die Entwicklungsversion. Ich schätze mal, wenn man das so hobbymäßig macht, wird man dafür schon einen Monat einrechnen müssen. Ich habe länger dafür gebraucht, was aber auch daran lag, daß ich bei der Hardware einige Redesigns dabeihatte und außerdem die ganzen Datenblätter wälzen mußte, um rauszukriegen, ob das überhaupt so geht, wie ich mir das dachte. /*****/ Für mich ist bei dem ganzen Projekt ja anfangs die Motivation gewesen, etwas über die aktuellen ARM-Cortex-Controller zu lernen und praktische Erfahrung damit zu sammeln. Außerdem macht sich so ein Projekt im Lebenslauf ganz gut, sollte ich mich mal wieder irgendwo bewerben wollen oder müssen, weil ich auch beruflich mit embedded systems arbeite. Auch ein Grund, wieso die Webseite ebenso wie die ganze Doku auf englisch ist, weil englisch in der Branche eine Grundanforderung ist. /*****/ Und naja, für mich schließt sich hier in gewisser Weise ein Kreis. Damals, es war 1988, bekam ich meinen MM4 und war total fasziniert davon. Ich hatte noch nichtmal einen PC, geschweige denn, daß ich ans Programmieren auch nur dachte. Jetzt, 28 Jahre danach (wie doch die Zeit vergeht) habe ich einen eigenen Schachcomputer hier stehen. Ich glaube, wenn jemand verstehen kann, was das persönlich bedeutet, dann sind es andere Schachcomputer-Freaks. Zwar ist das Ausgangsprogramm NG-Play nicht von mir, aber der Spielstil der jetztigen Version ist es, weil ich in der Bewertungsfunktion kaum einen Stein auf dem anderen gelassen habe. Außer der Portierung selber habe ich die Software auch noch umgeschrieben. Es spielt in etwa so, wie ich spielen würde, wenn ich taktisch nicht so schlecht wäre - zu meinen besten Zeiten hatte ich mal etwa ELO 1700. Übrigens hat die Spielstärke in der ARM-Version relativ zur Ausgangsversion nicht wesentlich gelitten. NG-Play v9.86 ist in der PC-Version mit ELO 2173 gelistet bei der CCRL, und die ARM-Version hat bei wesentlich weniger Rechenkraft und viel weniger Speicher für die Hashtables trotzdem noch um die 2100. Was daher kommt, daß sie eine Menge an Wissen mehr hat. viele Grüße, Rasmus |
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AW: Neuer Schachcomputer: CT800
Ich hatte neulich übrigens mal wieder die Gelegenheit zu einer kleinen Visite im Schachverein, wo mir eine Idee kam. Und zwar, ich habe tausende von Testspielen mit dem CT800 gesehen und kenne dessen ziemlichen WTF-Stil inzwischen ganz gut.
Also habe ich mal probiert, sowas in der Art gegen tatsächliche Menschen auszuprobieren. Das ergab meistens ziemlich verwickelte Partien mit einem gehörigen Verwirrungsfaktor. Was beiden Seiten Spaß gemacht hat. ^^ Ich hab ja vor diesem Projekt NIE sowas wie moderne Verteidigung, Pirc und Co gespielt, aber eigentlich hat mir der CT800 erst beigebracht, wie das funktionieren kann. Danach erst fiel mir dazu Sun Tsu ein: Der Weg, wie man tausend Meilen marschiert und eine Schlacht gewinnt, ist der, die andere Seite den Marsch machen zu lassen. |
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AW: Neuer Schachcomputer: CT800
Leute.. es ist schier unglaublich. Ich habe im Netz recherchiert, was der STM32F4 an Übertaktung abkann. Bislang habe ich einen Turbo von 168 MHz auf 200 MHz mit einem zusätzlichen Waitstate, damit wenigstens der Flashzugriff noch in der Spec liegt.
Zusätzlich zum Turbo gibt's jetzt einen Hypercharge. Unfaßbare 240 MHz, und zwar OHNE zusätzliches Waitstate. Die Übertaktung bezogen auf die Nennfrequenz beträgt 43%, und die effektive Beschleunigung ebenfalls. Gemessen im Analysemodus. Das geht alles per Software, kein Quarzgelöte. Die Zeitverwaltung bleibt dabei auch korrekt, weil ich den Systemtimer dann natürlich relativ zum erhöhten Basistakt einstelle, je nach Einstellung der Übertaktung. Beeindruckend, wo man den Chip hintreiben kann. Zumindest bei Raumtemperatur. Läuft bislang völlig stabil, und auch die berechneten Hauptvarianten sind im Analysemodus dieselben wie bei 168MHz, und wie auch in der PC-Version. Naja und davon unabhängig habe ich auch auf Softwareseite noch 2.6% mit optimierten Compiler-Optionen rausgeholt, aber das nur nebenbei. |
Folgender Benutzer sagt Danke zu Rasmus für den nützlichen Beitrag: | ||
Boris (03.02.2021) |
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AW: Neuer Schachcomputer: CT800
Hallo Rasmus,
viele Grüße Robert |
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AW: Neuer Schachcomputer: CT800
Moin Robert,
Davon ab, ich baue das ja als konfigurierbare Option ein, nicht als fixe Taktfrequenz. Man kann also ohne Firmware-Update einstellen, ob man ein Übertaktungslevel will und wenn ja, welches. Sollte sowas (oder auch irgendwas anderes ^^) in einer Turnierpartie zu einem Absturz führen, dann wäre meine Meinung, daß die Partie schlicht als verloren zu werten ist. Wenn ein Mensch zuviel Kaffee trinkt und dann Kreislaufprobleme bekommt, ist seine Partie ja auch verloren. Bin übrigens im Moment auch noch am experimentieren mit Sucherweiterungen. Springer/Bauerngabeln und Schachgebote könnte man tiefer verfolgen, auch wenn das erst am Ende des Suchbaums auftaucht. Ich meine, Ed Schroeders Programme tun sowas und sind deswegen trotz des bescheidenen 6502 taktisch sehr gut. |
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AW: Neuer Schachcomputer: CT800
viele Grüße Robert |
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