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  #1  
Alt 15.10.2008, 07:32
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Botwinniks Schachcomputer

Ihr kennt doch alle, wenigstens vom Namen her, den früheren sowjetischen Schachweltmeister Michail Botwinnik. Nach seinem Rückzug vom Turnierschach widmete er sich unter anderem der Entwicklung eines Schachprogrammes namens "Pionier". Es kam aber komischerweise nie in den Handel. Warum eigentlich nicht? Weil es vielleicht zu genial war (oder eher umgekehrt )?

In der Wikipedia gibt es zu diesem Programm keinen eigenen Artikel. Lediglich unter "Botwinnik" steht ein kleiner Hinweis: "Ein von ihm geplantes Schachprogramm namens Pionier gelangte zwar in das Stadium, in dem es angeblich bereits einige Studien lösen konnte, es wurde jedoch nie fertiggestellt. Für diese Arbeiten wurde Botwinnik 1991 von der mathematischen Fakultät der Universität Ferrara mit dem Titel Doctor honoris causa ausgezeichnet."

Wenn jemand für eine Arbeit mit einem so hohen Ehrentitel ausgezeichnet wird, muss es sich doch um ein blendendes Werk handeln, oder?

Die englische Wikipedia sagt dazu folgendes:
"In the 1950s Botvinnik became interested in computers, at first mainly for playing chess but he later also co-authored reports on the possible use of artificial intelligence in managing the Soviet economy.[61]

Botvinnik's research on chess-playing programs concentrated on "selective searches", which used general chess principles to decide which moves were worth considering. This was the only feasible approach for the primitive computers available in the Soviet Union in the early 1960s, which were only capable of searching three or four half-moves deep (i.e. A's move, B's move, A's move, B's move) if they tried to examine every variation.

Botvinnik eventually developed an algorithm that was reasonably good at finding the right move in difficult positions, but it often missed the right move in simple positions, e.g. where it was possible to checkmate in two moves.

This "selective" approach turned out to be a blind alley, as computers were powerful enough by the mid-1970s to perform a brute-force search (checking all possible moves) several moves deep and today's vastly more powerful computers do this well enough to compete against human world champions.[62][36]

In September 7, 1991 Botvinnik was awarded an honorary degree in mathematics of the University of Ferrara (Italy) for his work on computer chess."

Es wäre wohl interessant, den Code dieses Programme zu kennen und es weiterzuentwickeln. Ob es vielleicht Ähnlichkeit mit dem Mephisto-III-Programm hat?
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  #2  
Alt 15.10.2008, 09:45
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AW: Botwinniks Schachcomputer

Hi,
Pionier ist eine reine "Papiermaschine" . . . in einigen alten CSS Ausgaben wurde ausführlich über das "Programm" berichtet -> inkl. Suchbaumdiagrammen. Vom Grundsystem her ist es dem Mephi III in der Tat sehr ähnlich: Sehr viel Wissen, sehr wenige Züge, tiefer Suchbaum.

Ich müßte mal die Artikel raussuchen und Dir zukommen lassen . . . habe aber momentan extrem viel Streß (in zwei Wochen ziehen wir von Schleswig-Holstein nach Leiden in die Niederlande) . . .

Liebe Grüße, Sascha
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  #3  
Alt 15.10.2008, 10:51
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AW: Botwinniks Schachcomputer

die CSS würde ich nur ungerne als QUELLE für Botwinniks "Pionier"
nehmen.

Der Grund ist das FF sich kurz vor Tode des WMs genötigt sah einen "Enthüllungsartikel" über das scheinbare nichtvorhandensein des Programms hinzuschmieren.

Als dann Botwinnik starb, hat er in schleimiger Art und Weise einen Nachruf geschrieben als wären sie beste Freunde. Dabei hat er ihn bei keiner Gelegenheit im Heft als Betrüger dargestellt.


Begonnen hatte es mit der Kritik Botwinniks an der herkömmlichen
Schachprogrammierung.

1968 M. Botwinnik unterzieht die bisherigen Ansätze zur Schachprogrammierung einer grundsätzlichen Kritik und kündigt eigene Versuche an (Algoritm Igri w Schachmati).


Soweit ich weiß begann Botwinnik mit der Programmierung im Jahre 1970.

M. M. Botvinnik, Computers, chess and long-range planning, Springer Verlag, New York Heidelberg 1970
http://cgi.ebay.com/Computers-Chess-...3286.m20.l1116


Über das Programm ist aber in der Europa-Rochade viel berichtet worden.

Inwieweit das Mär oder Wahrheit ist, mag jeder für sich herausfinden.

Über Pionier und die Algorithmen dazu hat es soweit ich weiß >=1 Buch gegeben.

z.B. von 1982: :"Meine neuen Ideen zur Schachprogrammierung"
Springer Verlag, Berlin Heidelberg New York


Botwinniks Buch habe ich leider nicht mehr, habe es aber damals mal gelesen und meine zu verstehen worum es geht. Botwinnik spricht über den Begriff Trajektorien, und das das Programm einen Plan entwickeln soll wie er seine Figuren von der Ausgangsstellung des Denkprozesses über die Trajektorien zur gewünschten Zielposition hinbewegen soll.

D.h. das Programm führt nicht nach und nach alle Züge aus, sondern überlegt wie er am effizientesten die Figuren umgruppieren kann damit sie so stehen wie sie besser stehen sollten. und nur für diese umgruppierungen wird dann der suchbaum bzw. die bewertungsfunktion aufgerufen.


Ich weiß aus Gesprächen mit Marty Hirsch (A.I.Chess und später M-Chess)
das er das Buch Botwinniks damals gelesen und auch so verstanden hatte, und das er diese Sachen quasi in Mchess aus seiner Sicht ausprobiert hat.

Einen richtigen Quellcode von Pionier hat niemand gesehen. Botwinnik hat lediglich seine Algorithmen in Metasprache beschrieben und Stellungsbeispiele gegeben und die Suchbäume abgebildet die sein Programm generiert hat.

Botwinnik wurde für die Veröffentlichungen oft angefeindet. Z.B. Bronstein und auch Berliner griffen ihn gerne an.
Siehe:
http://chessprogramming.wikispaces.c...hail+Botvinnik

Vielleicht sollte man mal Hans Werner Meuer fragen, so das denn noch geht, inwieweit Botwinnik fortgeschritten war in seiner Entwicklung des Programms.
Der sollte es nämlich wissen:
http://www.zeit.de/1997/25/top500.txt.19970613.xml

Meuer kann man dort finden:
http://www.prometeus.de/hwm/e_index.htm

Vielleicht kann ja einer der Verantwortlichen die Wiki Seite von Schachcomputer-Info um die entsprechenden Artikel oder Hinweise erweitern.
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Geändert von mclane (15.10.2008 um 11:40 Uhr)
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  #4  
Alt 15.10.2008, 13:28
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AW: Botwinniks Schachcomputer

@Sascha und Thorsten,

Liebe Freunde! Was ihr beide für ein Wissen draufhabt. Das ist ja enzyklopädisch-shocking! Soviel Info hatte ich nicht erwartet. Danke dafür.

Offensichtlich wurde Mr. Botwinniks Werk in Russland nicht fortgeführt, oder es ist zu schwer, ja vielleicht gar unmöglich, oder sie sitzen heimlich dran und stehen kurz vor der Veröffentlichung ... oder Rybka ist es! Rybka, das alle und alles schlagende Schachprogramm mit russischem Namen (ryba=Fisch, rybka=Fischchen). Enthält es Geheimwissen von Michail Botwinnik? Das wäre was für die Bildzeitung, da mal aufreißerisch nachzuforschen ...
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  #5  
Alt 15.10.2008, 15:06
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AW: Botwinniks Schachcomputer

Hier ist eine Studie von Nadareischwili, die der Amerikanische Rechner "Cyber 176" mit dem Schachprogramm Chess 4.6 lösen sollte. Obwohl er eine Millionen Züge untersuchte, konnte er nur die ersten 2 Züge ermitteln.
Pionier fand die Lösung angeblich, obwohl er auf einem sehr langsamen Rechner lief.

Weiß: Kh8, Be3-g5-h5.
Schwarz: Kf5, Lc2, Se1, Bc5-e6-c7.

7K/2p5/4p3/2p2kPP/8/4P3/2b5/4n3 w - - 0 1


Weiß am Zug gewinnt im spätestens 13.Zug

Udo
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Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

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Geändert von udo (16.10.2008 um 20:55 Uhr)
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  #6  
Alt 16.02.2016, 08:56
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AW: Botwinniks Schachcomputer

Da letzte Woche mal wieder das Thema Pionier aufkam:
Pionier dürfte nie irgendwelche Studien gelöst haben, wahrscheinlich gab es nie ein Programm. Botwinnik hat einiges zum Thema Trajektorien zusammen gestellt, wobei die Darstellung der möglichen Züge einer Figur auf einem Feld auf ein 15*15-Brett verallgemeinert werden. Die mathematische Schreibweise ist relativ elegant, leider für eine direkte Übertragung auf den Computer nicht effizient. Dort sind eindimensionale Felder und Bitfiddeleien wie z.B. bei der 0x88-Darstellung deutlich besser.

Pioneer war wohl der Versuch, großmeisterliches Denken in Algorithmen zu packen und das hat nie geklappt. Ich kenne keinen Großmeister, der sein Denken beschreiben kann. Fast immer kommt ein "das sieht gut aus" oder ähnlich intuitive Beschreibungen. Untersuchungen haben gezeigt, dass sehr gute Schachspieler ca. 50.000 Muster als "Wortschatz" ihres Schachverständnisses haben. Dieses Schachverständnis ist offenbar nicht leicht zu vermitteln, denn analysierende Großmeister setzen vieles voraus und unterhalten sich über einfachere Stellungsmerkmale innerhalb der Muster und den daraus erwachsenden Plänen.

Botwinniks Bücher bringen daher wenig konkretes, sicherlich viel Stoff zum Nachdenken und definitiv nicht von Pionier erstellte Such- und Lösungsbäume. So wurden die Bäume für bestimmte Stellungen im Laufe der Zeit immer breiter (warum, wenn doch schon zu Beginn die Lösung gefunden wurde?) um später aufgefallene Züge zu berücksichtigen. Die Bäume sind vielmehr so dargestellt, wie Botwinnik sie sich vorgestellt hat, wie sie hätten sein sollen.

Die Kritik (vor allem von Berliner, aber auch Bronstein) kam leider etwas spät, im Tonfall teilweise nicht hilfreich, so dass vor Botwinniks Tod keine Antwort mehr kam. Ich muss den "Enthüllungsartikel" in der CSS noch enimal genau nachlesen, aber dahingeschmiert ist er sicher nicht. Die inhaltlichen Vorwürfe waren schon Monate vorher im Usenet im Umlauf und nicht auf Friedels Mist gewachsen.
Interessant übrigens, dass Igor Botwinnik, Neffe und Nachlassverwalter des Exweltweisters, nie etwas zum Thema Pionier gesagt hat.

Wie im Strang schon von mir gesagt, ich habe großen Respekt vor dem Schachspieler Botwinnik, lehne aber den Betrug des Wissenschaftlers Botwinnik ab.
Ich kann nicht beurteilen, wie weit Botwinnik das Scheitern bei der Schachprogrammierung sich selbst eingestanden hat und wie weit eventuell Privilegien für sich, seine Verwandten und andere Projektmitarbeiter auf dem Spiel standen.
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  #7  
Alt 16.02.2016, 11:26
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AW: Botwinniks Schachcomputer

Naja wir menschen sehen züge. Computer
Können nicht sehen. Die trajektorien sollten
dieses sehen emulieren.
Das programm erkennt schwächen und angriffsmarken
Und gruppiert die figuren nun so zm das sie diese schwächen benutzen bzw. den angriff einleiten.
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  #8  
Alt 16.02.2016, 11:47
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AW: Botwinniks Schachcomputer

Äh... Und wie?
Trajektorien sind erst einmal nur geometrische Verbindungen. Von c2 kommt keine Figur direkt nach h8. Und ähnliches. Nur das alleine hilft nicht weiter.

Das "sehen" muss ein Computer per Mustererkennung machen. Es gibt aber nur sehr wenige ernsthafte Versuche in diese Richtung. Hitech hat Muster für die Bewertungsfunktion verwendet und zwar durchaus vielversprechend. Allerdings wurde das in Hardware gemacht, wo viele Sachen nur mehr Kosten (hier erst einmal Zahl der Transistoren) verursachen, aber parallel ablaufen können.

Diese Art der Darstellung ist für klassische Programme aber weder effizient in Sachen Rechenzeit noch einfach zu programmieren.

Bewertungsfunktionen (wie z.B. in Schachcomputern) kann man auch als mit Mustern arbeitend beschreiben, z.B. wenn ein Bauer als Freibauer eingestuft wird bzw. eben nicht. Wir sind hier aber noch weit von der Zahl und der Komplexität der Muster von guten Schachspielern entfernt. Deswegen überwiegt die Suche.

Botwinnik hat sich wohl nicht mit Mustern beschäftigt, bzw. ich habe davon nie etwas gehört.
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  #9  
Alt 16.02.2016, 15:32
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AW: Botwinniks Schachcomputer

Es ist einige jahre her das ich das gelesen habe. Wenn ich mich richtig erinnere wurden trajektorien kombiniert um das thema zu definieren: königsangriff. Oder bauernmajorität. Dann wurde geschaut wie man mit legalen zügen die figuren bewegen muss um die stellung zu erreichen. Dann wird versucht die legalen züge
In einer zwangreihenfolge dzrchzuführen.
Der trick war das es für den alpha-beta kollegen
Erst danach aussieht als ob der gegner nicht den besten
Zug spielt. Denn er versucht stattdessen
Seinem plan zu folgen.
Marty hirsch las es ja auch und fand es auch genial.
Er soll es in mchess eingebaut haben. In teilaspekten.
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  #10  
Alt 16.02.2016, 16:08
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AW: Botwinniks Schachcomputer

Natürlich steht in all den Aufsätzen und Büchern auch etwas zum Thema und wenn Marty Hirsch dort Inspirationen gefunden hat, gut.
Aber all die Wege auf denen Figuren zu einem Königsangriff kommen sollten und dann auch in der richtigen Reihenfolge, das ist alles für den Menschen auf den ersten Blick interessant. Aber es fehlt völlig an einer Implementierung oder auch nur an Ideen dazu.

Botwinnik hat relativ wenige ausgesuchte Stellungen vorgeführt. Bei den Erläuterungen zu einem Mattangriff mit einem Damenopfer hat er mit vielen Worten den recht knappen Suchbaum (der Suchbaum war handgezeichnet, aber es gab nirgendwo Zahlenkolonnen o.ä., die von einem Programm hätten sein können) hat einer (ich weiß nicht mehr wer und bei welcher Gelegenheit, vielleicht finde ich es noch) einen Bauern um ein Feld verstellt. Dieser Bauer erlaubt die ganze Kombination nicht, aber die Ausführungen und der Suchbaum wurden dadurch nicht berührt. Bis nach einiger Zeit Botwinnik stockte und merkte, dass der Mattangriff so nicht mehr funktionierte. Aber dies hat er als sehr guter Schach spielender Mensch gesehen, nicht durch Anwendung der Algorithmen in Pionier.

Er hat es auch immer abgelehnt anderer Leute Stellungen zur Analyse zu akzeptieren. Sein guter Name hat ihm über viele Jahre den Rücken frei gehalten, aber irgendwann war die Computertechnologie so weit, dass von ihm selbst aufgestellte Anforderungen erfüllbar waren. Vor einem Besuch in den USA wurde ihm für etliche Wochen der Gebrauch einer gut ausgestatteten Workstation angeboten (er hatte sich vorher über fehlende Rechenzeit beklagt). Einige aus seiner Arbeitsgruppe wollten dies auch nutzen, aber vom Chef kam ein njet. Beim Besuch selber kamen dann wieder die altbewährten Diagramme und Zugbäume, etwas weniger schlank als beim letzten Mal...

Hans Berliner hat den schachlichen Gehalt der Diagramme erfassen können und auch die Unterschiede zur Version aus früheren Jahren. Er hat einen unpassenden Tonfall gebraucht, aber inhaltlich ist an seiner Kritik nie gerüttelt worden. Von keinem kam auch nur ein ernsthafter Versuch.
Die Diskussionen in den Newsroups verlagerte sich schnell auf Seitenthemen (so hat Hsu einmal die geringe Knotenzahl einer A*-Suche von Hitech angegriffen, es gab viele Missverständnisse... - Hsu und Berliner hatten eh nicht die beste gemeinsame Geschichte).

Aus meiner Sicht sollte man Botwinnik und Pionier abhaken und nicht noch mehr Zeit verschwenden. Viele Ideen für eine rein selektive Suche sind bei Nitsche und Henne angegangen worden, man sieht die Stärken und Schwächen des Ansatzes. Warum? Weil der Wettbewerb gesucht wurde. Fortschritte konnten durch Partien bewertet werden. Alles das fehlt Pionier.
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Folgender Benutzer sagt Danke zu Solwac für den nützlichen Beitrag:
Walter (16.02.2016)
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