Seit drei Tagen bin ich stolzer Besitzer eines Mephisto Maestro Travel Chess. Nach ausführlicher Auseinandersetzung mit diesem "Schmuckstück" komme ich zu einem vernichtenden Fazit: "Ich war in meinem ganzen Leben noch von keinem technischen Gerät derart enttäuscht."

Dass die Spielstärke des Maestro eher bescheiden ist, war mir vorher bekannt, daher werde ich auf diesen Punkt nur am Rande eingehen. Meine wesentlichen Kritikpunkte sind folgende:

Die Figuren sind extrem schwer zu unterscheiden. Insbesondere Turm und Bauer ähneln einander sehr, auch die Unterscheidung zwischen den schwarzen und weißen Figuren ist alles andere als einfach. Ich habe noch kein Schachspiel irgendwelcher Art erlebt, bei welchem die Figurenerkennung derart mühsam ist.

Der Sound ist extrem unangenehm, bei jedem Peep klappert das ganze Gerät - einzige Lösung ist das Ausschalten.

Das Spielen mit den schwarzen Steinen gestaltet sich als extrem unpraktisch. Man kann zwar mit Schwarz von unten spielen, aber die Notation am Brett dreht sich in diesem Falle nicht mit um - man spielt gewissermaßen spiegelverkehrt. Man hat dann die Dame auf "e" und den König auf dem d-Feld, was ich als äußerst irritierend empfinde.
Einfach das Gerät umzudrehen, wie ich es mit meinem Brettschachcomputer mache, ist auch keine Lösung, weil auf diese Weise die Figuren überhaupt nicht mehr erkennbar sind. Der Gipfel ist, dass bei der Zuganzeige auf dem Display die Züge so erscheinen, als würde man ganz normal (weiß unten / schwarz oben) spielen.

Ich bestitze auch einen Nitendo DS (DSi XL um genau zu sein) und das Programm Fritz für DS. Darauf macht die Unterscheidung der Figuren keinerlei Probleme, man kann zwischen mehreren Brett und Figurenkonstellationen wählen, da ist für (fast) jeden etwas dabei. Und mit Schwarz zu spielen geht genauso bequem wie mit Weiß, selbstverständlich mit korrekter Notation, sowohl am Brett, als auch bei der Notation der Partie. Zudem enthält Fritz für DS auch jede Menge Taktikaufgaben und Meisterpartien; dass sich die Spielstärke in einer ganz anderen Dimension befindet, versteht sich von selbst.

Ich erwähne das nicht, um für Nitendo Werbung zu machen, sondern um anhand eines exemplarisches Beispiels zu zeigen, dass es wahrlich keine neueste Hochtechnologie braucht, um ein um mehrere Klassen besseres Produkt herzustellen.

Auch frage ich mich, wie die überwiegend positiven Rezensionen bei Amazon ( sowohl auf .de, wie auch auf .com) zustande gekommen sind. Sind diese Rezensenten echt?

Mein letzter Kritikpunkt betrifft den Preis. Ich habe meinen Maestro relativ günstig (neu von Privat) über Ebay erstanden, mir geht es daher nicht um meinen persönlichen finanziellen Verlust. Dass dieses Gerät allerdings - offiziell - immer noch für 79 Euro angeboten/angepriesen wird, ist eine Dreistigkeit, die ich nicht in Worte zu fassen vermag.

Zusammenfassung: Der Mephsto Maestro Travel Chess ist ein Gerät, das auf Taschenrechnertechnologie der frühen 80ger Jahre beruht, spielschwach ist, und einen völlig überzogenen offiziellen Preis hat - daher Finger weg!

mfg Viceroy