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Alt 04.09.2009, 23:55
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AW: Der große Revelation Erfahrungen, Meinungen und Wünsche Thread

Da ich mich mit dem neuen Revelation Modul Set von Ruud nun schon einige Tage beschäftigt habe, versuche ich ein paar Worte der Einschätzung. Bevor ich anfange, möchte ich ausdrücklich betonen, dass ich nichts an dem Verkauf der Module verdiene oder keine sonstigen Vorzüge genieße. Ich schreibe diese kleine Einschätzung als „normaler“ Käufer dieses Sets. Warum ich die Worte schreibe? Naja, ihr werdet es beim Lesen verstehen…

Das neue Set besteht aus einem Netzteil und 2 Modulen (Display & Tastatur). Einsetzbar in fast alle Mephisto Exclusive, Mephisto München Bretter oder entsprechende Holzableger. Warum „fast“? Die Antwort ist einfach und lautet: Mephisto hat leider nicht die Professionalität bzw. Sorgfalt bei der Brettansteuerung geleistet, wie Ruud bei seinem Set. Eine ausführliche Erläuterung zu diesem Thema findet sich im Forum. Auf mich macht das Set einen überaus professionellen Eindruck. Schließlich darf man nicht vergessen, dass Ruud dieses Projekt in seiner Freizeit entwickelt hat. Dabei rede ich nicht nur über das schicke äußere Erscheinungsbild, schwarz mit goldenen Schriftzügen, auch ein Blick auf die Platinen der Module lassen den Käufer zu einem „Respekt“ kommen.



Wer den Resurrection II sein eigen nennen darf, findet sich mit dem neuen Revelation Modul Set umgehend zurecht, ist doch die Menü Führung soft- und hardwaretechnisch fast identisch zum Vorgänger. Allerdings sticht das neue OLED Grafik LCD Display (128*64 pixel) sofort ins Auge. Nie zuvor wurden Menüs, Suchvorgänge, Zeitanzeigen, Abfragen usw. so brillant in Szene gesetzt. Das grüne Aktiv Display strahlt in einer Eleganz und Erhabenheit, dass es eine Freude ist, selbst Niederlagen werden so von einem Lächeln begleitet. Die Anzeige des virtuellen Schachbrettes, die verschiedenen Suchvorgänge, die Buchtiefen, was weiß ich, einfach wunderschön. Da man mich nicht zwingend als guten Fotografen bezeichen kann, geben meine Fotos leider nicht die Schönheit des Displays zu 100% wieder. Das Tastatur Modul erinnert von der Anordnung der schwarzen Tasten sofort an die gute, alte Mephisto Cursor Struktur der 16/32 Bit Lang Module.



Aber kommen wir zurück zu den inneren Werten. Alle Einstellmöglichkeiten des Res II wurden übernommen, aber auch um ein paar Punkte erweitert. Und was hat sich nun zum Vorgänger Res II genau getan? Gute Frage. Neu an Bord sind neben den bekannten Ruffian 2.1, Deep Sjeng 1.8, Fruit 2.1, Fruit ´05, Toga 1.0, Toga 1.2, Rybka 2.2, 2 Engines der Extraklasse, Shredder 1.0 und Deep Sjeng 3.0. Diese Engines scheinen sich nach ersten Tests nicht in den Elo Regionen der zuvor genannten Motoren einzureihen, nein, ihr schachliches Können treibt es im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spitze, auf bzw. an die Spitze der kommenden Elo Rangliste im Bereich Schachcomputer. Natürlich finden sich bei genannten Revelation Engines auch diverse Einstellmöglichkeiten, die man von den verwandten PC-Engines kennt. Für Fans der absoluten Spielstärke, sollten sich so alle Wünsche erfüllen. Wer aber noch immer nicht genug an Spielstärke oder Engines bekommen kann, braucht nicht zu verzweifeln, Ruud hat auch daran gedacht. Mit Hilfe der im Revelation Modul Set integrierten Bluetooth Funktion und dem mitgelieferten „Phoenix Chess Systems Engine Server“ System, ist es nun möglich, jede bekannte UCI PC-Engine sehr einfach auf das Brett eines Revelation Modul Sets zu zaubern.
Sollte es doch ein wenig zu viel der Spielstärke sein, bieten die neuen Engines Shredder 1.0 und Deep Sjeng 3.0 die Möglichkeit „UCI Limit Strengh“ an oder etwas einfacher ausgedrückt, der Bediener kann so einen gewünschten Elo Wert an Spielstärke vorgeben. Besonders bei Shredder ist diese Variante ausgezeichnet geglückt, Stefan Meyer-Kahlen kann zurecht stolz auf diese Umsetzung sein.
850 - 2400 Elo, einstellbar in 50er Schritten, stehen dem Spieler als Auswahl zur Verfügung. Bei meinen Niederlagen ähh Partien hatte ich nie das Gefühl gegen ein Programm zu spielen, dass bewusst versucht dem Patzer auf der anderen Brettseite ab und an mal eine Figur ganz zufällig zu überlassen, wie von einigen PC Programmen bekannt. Shredder passt sein Spiel auf der gewählten Elo Stufe exzellent dem Niveau des Gegners an. So sollte jeder Schachspieler seinen passenden Gegner in der neuen Shredder Engine im Revelation Modul Set finden.
Noch kurz ein Wort zu der Bluetooth Geschichte. Dass mit dieser Funktion natürlich auch zukünftige Updates in das Set eingespielt werden können, versteht sich von selbst.
An weiteren neuen Einstellungen im Menü sind u.a. die Ton An- Abschaltung, LCD-Ansteuerung + Info zu nennen, nicht viel, aber alles andere war ja auch schon vorhanden. Mir fällt „auf die Schnelle“ kein Punkt ein, den ich schmerzlich vermissen würde. Spielstufen, Brett Setup, verschiedene Eröffnungsbücher, Zurücknahme, Partie Nachspielen, Speicher-, Analysefunktionen usw. alles ist zu finden. War schon der Res II eine Klasse für sich, so legt das neue Revelation Modul Set die Latte noch einmal eine Stufe höher.

Tja, das war es dann auch schon mit dem neuen Set. Ach ja, eine Kleinigkeit war da ja noch. Hm, was war das noch gleich?

Gott, wie habe ich auf diese Möglichkeit gehofft. Wovon reden wir eigentlich? Hält man beim Einschaltvorgang die Cusor Taste „nach unten“ gedrückt und wartet ein zweimaliges Flackern der Anzeige ab, gelangt man wohl zu dem genialsten Feature aller Zeiten.



Die „Richard Lang Emulation“! Was sich so einfach anhört, ist für mich die Erfüllung eines Traums. Schon häufiger hatte Ruud auf diversen Treffen darüber gesprochen, dass Emulationen der alten 6502-, 68000- oder ARM-Programme auf dem Revelation möglich wären. Aber bisher war Ruud nie so angetan von dieser Idee, aber dank Sascha, der unseren Ruud solange „belagert“ und Überzeugungsarbeit geleistet hat, gleichzeitig noch den Kontakt zu Richard Lang herstellte wurde sie in die Tat umgesetzt. „Momentan“ finden sich neben allen Schachcomputer WM-Programmen von Richard Lang (Amsterdam – Dallas – Roma – Almeria – Portorose – Lyon – Vancouver – London) als Bonus auch noch die Emulationen für den Mephisto Polgar und legendären Mephisto III-S Glasgow vorbereitet, wobei die eigentlichen Programme selbst per Bluetooth einzuspielen sind. Aus rechtlichen Gründen (Urheberrecht, Copyright etc.) muss das Einspielen dieser Programme durch den entsprechenden Käufer vorgenommen werden, was sich aber nicht als sonderlich schwierig darstellt. Doch damit nicht genug. Die Emulationen der Schachprogramme finden sich als beschleunigte Varianten im Set. Dabei haben Tests folgende Werte ergeben: Polgar ca. mit 25, Glasgow mit 66, Amsterdam / Dallas / Roma mit 38 = 68020 mit ca. 19 MHz, Almeria / Portorose / Lyon / Vancouver / London mit ca. 36 MHz = 68020 mit ca. 18 MHz. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass sich die Emulationen exakt an die Vorgaben der Original Programme halten, d.h. die eigentlichen Schachprogramme wurden natürlich nicht verändert.



Wie nun ist diese Umsetzung gelungen? Wie soll man mit nur 6 Tasten z.B. einen Amsterdam bedienen? Ganz einfach. Das originale Tastenfeld der „alten“ Schachcomputer wird grafisch, also als virtuelle Tastatur auf dem Display Modul abgebildet. Dabei wurde aber auch darauf geachtet, die Art der Displaydarstellung, 7-Segment oder 2 x 16-stellige Punktmatrix, nicht zu verändern. So zeigt z.B. der Amsterdam nach wie vor seine Ideen in der alt bekannten 7-Segment Darstellung. So ergibt sich eine perfekte Kopie des Originals. Die Anwahl der virtuellen Tasten bzw. deren Funktionen werden über die 6 Cursor Tasten bewerkstelligt, d.h. man klickt sich per Cursor auf die gewünschte virtuelle Taste und bestätigt die Anwahl per Enter-Taste usw, logisch und einfach gelöst.



Aber Moment mal, was ist denn mit den „alten“ Mephisto Lang Cursor Modulen (Almeria -> London)? Hier gab es doch genau die gleiche Anordnung der 6 Tasten. Warum hat man denn bei diesen Emulationen nicht eine 1:1 Eingabe, also direkt über die vorhandenen 6 Cursor Tasten ermöglicht? Hat man doch! Oder sagen wir mal so, man kann zwischen beiden Varianten wählen. Wähle ich die virtuelle Taste „KEY“ an, so greift das Modul auf die vorhandenen 6 Cursor Tasten zu, verhält sich also wie das Original. Möchte ich wieder auf die virtuelle Tastatur zugreifen, hält man die „CLR“-Taste für 2 Sekunden gedrückt. Wozu das gut sein soll? Nun ja, um z.B. einen Reset des entsprechenden Programms auszulösen, man eine Partie speichern oder einfach nur in das Grundmenü der Emulation zurückkehren möchte. Ich muss gestehen, ich war überrascht, dass im Grunde an alle Dinge gedacht wurde. Zumeist ist es doch so, die ersten Versuche solcher Geschichten zeigen noch viele Lücken der Umsetzung, nicht so aber in diesem Fall, es wurde irgendwie an alles gedacht und hervorragend umgesetzt.



Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, welche Möglichkeiten sich mit dieser Emulationsgeschichte ergeben. Fast alle der alten Schachcomputer, sei es nun Mephisto, Novag, Fidelity, TASC usw. hatten als Grundlage eine der genannten CPUs intus. Was haltet ihr von einer MM IV/V Emu mit 25 MHz? Oder vielleicht ein Novag Super Expert B, C mit 25 MHz? Darf ich weiter träumen? In wieweit Ruud und Sascha uns diese weiteren Träume erfüllen, wird die Zukunft zeigen. Machbar wäre es…

Tja, was bleibt mir als Schlusswort?

Für mich ist dieses „genialste Modul Set aller Zeiten“, eine stimmige Symbiose aus Eleganz, Kraft und Funktionalität, gepaart mit dem Charme der Vergangenheit und Technik der Zukunft. Fantastisch.

Viele Grüße,
Micha

Geändert von Chessguru (06.09.2009 um 14:10 Uhr)
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kiteman † (04.04.2013)