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Alt 31.05.2013, 00:42
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Multi-TASCing – TASC R30 mit 3 umschaltbaren Programmen

Vorweg: Ich hatte vor dem Umbau keine Ahnung von der Materie und ließ mich von Micha Völschow und Michael Lang zum Thema Umschaltung von Eproms anlernen. Es ist also auch für Anfänger zu schaffen. Mein Dank geht an Micha und Michael, ohne die das Projekt nicht gelungen wäre.

Wie üblich, weise ich an dieser Stelle darauf hin, dass Lizenzrechte zu beachten sind.

Wer einen TASC R30 und ein SB30 vom Typ I besitzt, hat die technischen Voraussetzungen, um die Programme V2.2, V2.5 und Gideon Madrid zu nutzen. Die Programme sitzen in zwei Eproms namens „HI“ und „LO“ vom Typ 27C1001. Wer nun z.B. das Gideon-Programm erworben hat, kann durch Wechsel der Eproms ein anderes Programm nutzen. Nun ist der körperliche Austausch der Eproms zum einen eine fummelige Angelegenheit und dazu nicht ganz ohne Risiko. Man wird also die Eproms nur hin und wieder mal austauschen und Möglichkeiten nicht wahrnehmen können, gelegentlich schnell mal ein anderes Programm zu starten.

Daher wäre es zweckmäßig, alle vorhandenen Programme fest in das Gerät einzubauen und beliebig zwischen den Programmen umschalten zu können.

Die gute Nachricht: Es geht.
Die schlechte Nachricht: Es ist teilweise eine fummelige Maßnahme.

Und das Ergebnis "Umschalter" sieht man hier:



Der Programmwahlschalter ist exakt oberhalb des Ein-Aus-Schalters auf der Rückseite des TASC-Steuergeräts angebracht. Man kann damit zwischen den 3 Programmen auswählen. Eine Beschriftung wäre noch angebracht.

Warum diese Position für den Umschalter? Es gibt mehrere gute Gründe dafür.

- Die Ausrichtung genau oberhalb des Ein-Aus-Schalters sieht optisch gut aus, als ob es ab Werk so gemacht wäre

- Nur etwa an dieser Position ist an der Rückwand überhaupt genug freier Platz vorhanden

- Es gibt sonst keine Stelle am ganzen Gerät, wo der Umschalter ohne zu stören und dazu optisch passend angebracht werden könnte

Gleich vorneweg: Das schwierigste Detail des Umbaus

Diese Schalterposition bringt allerdings eine kleine Schwierigkeit mit sich, genauer gesagt einen ziemlichen Haken, eigentlich das Schwierigste am ganzen Umbau. Aber wenn man ein optisch sauberes Ergebnis arbeiten will, gibt es keine Alternative. Und wer möchte schon einen TASC verschandeln....

Das Problem ist, dass nahe an dieser Position an der Rückwand des Holzgehäuses sich einer der beiden Schalter für die Zeitschaltuhr des TASC befindet. Glücklicherweise muss dieser Schalter nur um einige Millimeter zur Mitte versetzt werden, was seine Funktion nicht beeinträchtigt, um ausreichend für den neuen Umschalter Platz zu machen. Das wäre an sich kein Drama, aber durch die abgeschrägte Bauweise kommt man nur äußerst schwer an diese Stelle und es ist sehr schwierig, den Zeitschalter herauszuschrauben und vor allem wieder im Hartholz anzuschrauben, weil der Schraubenzieher nicht senkrecht angesetzt werden kann, sondern man ziemlich schräg arbeiten muss, und vorbohren geht wegen der Schräge auch nicht. Das ist wirklich kniffelig und vom ganzen Umbau das mit Abstand schwierigste.


Umschalten des fertigen TASC

Den TASC umschalten kann man nur im ausgeschalteten Zustand. Wenn man es im eingeschalteten Zustand versucht, bleibt der TASC stehen, aber er geht nicht kaputt. Also auschalten – umschalten – wieder einschalten.

Das Umschalten bewirkt genau die gleichen Effekte wie ein Epromwechsel:
Der TASC vergisst dabei z.B. die gespeicherte Stellung etc. und sogar die Grundeinstellungen, fällt also z.B. wieder in die Sprache Englisch zurück oder meldet, dass der RAM-Speicher leer ist.

Behält man ein Programm bei, lässt also die Schalterstellung unberührt bis zum nächsten Einschalten, dann behält er die gespeicherten Daten wie man es bisher auch kennt, also keine Änderung. Dieses Verhalten ist normal und in Ordnung.


Für den Umbau braucht man folgendes:

- etwas Mut, sich an dieses Gerät zu wagen und das Montageproblem mit dem Zeitschalter zu bewältigen

- einen zweifach-Umschalter oder dreifach-Umschalter, je nachdem, wie viele Programme man hat und umschalten möchte. Diese Schalter gibt es im Internet relativ preiswert, die Angebote wechseln ständig und die Preise sind sehr unterschiedlich. Am besten eignen sich Wippschalter mit fest einrastenden Stellungen, die nicht zurückfedern.
Der zweifach-Schalter hat zwei Positionen, die eingestellt werden können und auf der Rückseite zwei Lötpins.
Der dreifach-Schalter muss in drei verschiedenen Positionen einrasten können und 3 Lötpins haben.
Typischerweise hat der dreifach-Schalter einen mittleren Lötpin und kann dann die Verbindung nach rechts oder links schalten, der zweifach-Schalter kann Verbindung zwischen den beiden Pins schalten oder unterbrechen. Das sind also relativ einfach aufgebaute Schalter, die für diesen Zweck geeignet sind.

- Elektrische Widerstände: 2 x 10 bis 20 kOhm, kleinere Bauart, z.B. ¼ Watt oder kleiner (die auftretenden Ströme sind sehr gering)

- Einen Eprom-Brenner

- 2 Eproms 27C4001, am besten etwas schnelleren Typ, ich kann aber nicht sagen, bei welcher Geschwindigkeit der TASC gebremst würde

- Vorteilhaft, aber nicht zwingend sind IC-Steckerleisten (siehe Bilder unten)

- Bohrer und feine Flachfeile für den Ausschnitt im Holzkasten des TASC, wer nichts besseres hat, könnte z.B. eine Nagelfeile nehmen

- Lötgerät, Kabel, etc.


Grundsätzliches zur Eprom-Umschaltung

Wir stellen uns am besten (sehr vereinfacht) vor, dass im Eprom vier gleich große „Ebenen“ existieren (stellen wir uns das mal wie ein 4-stöckiges Parkhaus vor), von denen wir auf dreien die Programme abgelegt haben, auf jeder Ebene eines. Deshalb muss eine Ebene so viel Speicherplatz haben wie ein originales Eprom des TASC (hat im Original zwei Stück 27C1001). Also brauchen wir zwei Eproms mit viermal so viel Speicherplatz wie das Original (mit dreimal gibt es das nicht), eben zwei Stück 27C4001 oder 27C040 (beide Bezeichnungen meinen das gleiche). Eine der 4 Ebenen wird nicht benötigt und bleibt leer.

Wir müssen das Eprom dazu bringen, zwischen diesen 3 mit Programmen belegten Ebenen umzuschalten. Die vierte Ebene wird nicht benötigt und kann mit einem dreifachen Umschalter nicht einmal angesteuert werden, weil wir dazu einen komplizierteren Umschalter bräuchten. Es genügt für unseren Zweck, nur 3 Ebenen anzusteuern.


Wie geht das Umschalten nun?

Betrachten wir das Schaltbild (bitte die Orientierungskerbe am oberen Ende beachten).



Am Pin VSS liegt permanent Masse an, an VCC +5V. Wir können also Masse und +5V dort abgreifen.


SEHR WICHTIG:
Die Pins A17 und A18 werden nicht in die Epromfassung eingesteckt, sondern abgebogen, so dass sie außerhalb hängen. Sie werden dadurch nicht vom Rechner angesteuert, sondern von unserer neuen Schaltung.


Das Eprom wird zwischen den Ebenen umgeschaltet, indem an die Pins A17 und/oder A18 entweder Masse oder +5V angelegt werden. Das macht normalerweise der Rechner, aber wir machen es manuell.

Liegt z.B. an diesen beiden Pins Masse an, würde die erste Ebene angesteuert (ab Feld 00000). Bekommt nun A17 +5V und A18 Masse, spricht die zweite Ebene an, bekommt A17 Masse und A18 +5V, kommt Ebene 3 dran, bekommen beide +5V ist es Ebene 4. Man hat damit insgesamt 4 Schaltmöglichkeiten, von denen wir nur 3 brauchen.

Diese Eigenschaft nutzen wir für den Umbau. Wir müssen nur die Programme in die richtigen Adresspositionen (=Ebenen) der Eproms brennen. Das ist nun eine kleine Wissenschaft für sich und dieser Beitrag wird schon lange genug. Also gehe ich mal davon aus, dass die Besitzer eines Brenners sich damit auskennen.

For Beginners: Die „Zellen“ eines Eproms sind durchnummeriert und man teilt das Speichervolumen in vier gleich große Bereiche ein. Dann kann man die Programme eines nach dem anderen in getrennten Brenngängen an die entsprechenden Adressen brennen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass die Nummerierung nicht dezimal erfolgt, sondern Hexadezimal, d.h. von 0 bis 9 und weiter von A (=11) bis F (=16), statt einem Zehnersystem haben wir also ein 16er-System. Für Fragen stehe ich und sicher auch andere bessere Experten gerne zur Verfügung.....


Wir haben beim TASC zwei Eproms, bei denen parallel dasselbe gemacht wird. Will ich also in Ebene 2, muss ich das simultan bei beiden Eproms machen, sonst funktioniert der TASC nicht. Es genügt also, hier ein Eprom dazustellen und beim zweiten das gleiche zu machen bzw. die entsprechenden Pins der Eproms miteinander zu verbinden, also z.B. Pin A17 von HI mit A17 von LO, etc. Wenn A17 z.B. +5V erhält, dann bekommen das beide A17-Pins. Sie dürfen keine unterschiedliche Spannung erhalten. Das folgende gilt also stets für zwei verbundene Eproms. Da die dreifach-Umschaltung anspruchsvoller ist, beschreibe ich nur sie. Die zweifach-Umschaltung ist analog, aber einfacher mit Eproms 27C2001.

Gehen wir bei der Schaltzeichnung (s. oben) zunächst davon aus, dass der 3fach-Umschalter in der Mittelstellung sei.

In der Skizze ist der mittlere Pin leider noch in zwei aufgespalten, nämlich J2 und J3, aber man denke sich die beiden verbunden in einem einzigen mittleren Pin. An diesem mittleren Pin liegt Masse von Pin VSS an, aber es besteht in der Mittelstellung keine Verbindung zu J1 oder J4, also im Moment jedenfalls Endstation für Masse.

Betrachten wir dann A17 und A18 des Eproms. Diese sind über je einen eigenen Widerstand (ca. 10 bis 20 kOhm, es kommt nicht so genau drauf an) mit +5V verbunden, also sozusagen permanent auf +5V gesetzt (sog. Pullup-Widerstand). Das bewirkt, dass in diesem Zustand die 4. Ebene angesprochen wird. In der mittleren Schalterstellung wird also dasjenige Programm angesprochen, das auf Ebene 4 liegt, weil Masse nicht an A17 oder A18 gelangt.

Der Pin J1 des Umschalters führt zu A17, der Pin J4 zu A18.

Schaltet man nun nach links zu J1, so wird J1 mit dem mittleren Pin verbunden, erhält also von dort Masse, und das wird an den damit verbundenen A17 geleitet.
Gemäß dem Gesetz der Spannungsteilung am Widerstand sorgt der Pullup-Widerstand dafür, dass jetzt nicht +5V, sondern Masse an A17 anliegt. A18 erhält in dieser Position unverändert +5V. Nun wird also Ebene 2 angesprochen.

Schaltet man nach rechts zu J4, passiert das analog mit A18 zu Masse, während A17 an +5V bleibt. Nun wird folglich Ebene 3 angesprochen.

Damit haben wir 3 mögliche Schaltzustände:
Mittelstellung = Ebene 4
Linke Stellung = Ebene 2
Rechte Stellung = Ebene 3

Ebene 1 erreichen wir nie, weil mit dieser Schaltung nie an A17 und A18 gleichzeitig Masse anliegt. Das wäre auch nicht sinnvoll, weil der TASC auf Ebene 1 kein Programm vorfinden würde.
Welches Programm man auf welche Ebene legt, ist natürlich Geschmackssache.

Nun Fotos von der praktischen Umsetzung: Einmal das Bild der Eproms ohne elektronische Bauteile darauf.



Hier sind die fertig gebrannten Eproms bereits eingesteckt. Rechts ist die Éinkerbung, aber kaum zu erkennen. Pin VCC ist also unten rechts bei jedem Eprom. Es reicht, VCC (+5V) und VSS (Masse) nur von einem Eprom zu beziehen, welches man nimmt ist eine Frage der Zweckmäßigkeit beim Löten.

Auf die benötigten Pins habe ich die Kabel und Widerstände nicht direkt aufgelötet, sondern zunächst einzelne Stecker von IC-Steckerleisten. Platz genug ist im TASC vorhanden. Das hat den Vorteil, dass die Bauteile aufgesteckt und bei Bedarf abgenommen werden können.

Am oberen Eprom LO sind drei IC-Stecker an die Pins A18, A17 und VCC (+5V) angelötet.
Am unteren Eprom ist ein einzelner IC-Stecker an VSS (Masse) angelötet (obere Reihe links, auf dem Bild schwer zu sehen, an welchem Eprom angelötet ist), dazu zwei an A18 und A17.

Bitte beachten: A17 und A18 stecken nicht in der Fassung. VCC und VSS stecken in der Fassung.


Das nächste Bild zeigt nun die aufgesteckten Bauteile:



- von VCC des oberen Eproms führen zwei Widerstände zu A18 und A17 des unteren Eproms, und von dort wieder je ein Kabel zu A18 und A17 des oberen Eproms. Der Grund für die Bauweise ist, dass damit die Widerstände irgendwie zweckmäßig platziert sind, denn sie können nicht in der Luft schweben. A17 und A18 sind durch die Verbindungen parallel geschaltet, haben also stets gleiche Spannung, egal ob Masse oder +5V.

- von A17 und A18 führt je ein Kabel (gelb und blau) nach links und rechts zum Umschalter

- von VSS führt das schwarze Kabel Masse zum mittleren Pin des Umschalters

Das war’s dann schon bei den Eproms.

Das nächste Bild zeigt den Umschalter von innen.



Hier ist der Umschalter auf der Innenseite der Rückwand zu sehen. Rechts daneben (mit der beigen Oberseite) befindet sich der Schalter der Zeitschaltuhr, der einige Millimeter nach rechts verschoben werden musste, um für den Umschalter Platz zu machen.


Der Umschalter funktioniert äußerst zuverlässig ohne Probleme. Mein TASC R30 nahm mit der Einstellung V2.2 damit an der WM 2013 teil.
Angehängte Grafiken
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Geändert von Walter (02.06.2013 um 14:43 Uhr)
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