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Alt 28.06.2017, 14:06
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AW: Tasc R30 - Utzinger,K (02), Rapid 60'

Liebe Schachfreunde

In der zweiten Partie bin ich untergegangen. Trotzdem habe ich versucht, objektive Kommentare zu bringen und die Gründe für diese Niederlage für alle nachvollziehbar zu machen.

Viele Grüsse
Kurt

[Event "Tasc R30 v2.5 rapid 60'"]
[Site "SUI"]
[Date "2017.06.27"]
[Round "2"]
[White "Utzinger, Kurt"]
[Black "Tasc R30 v2.5"]
[Result "0-1"]
[ECO "A13"]
[WhiteElo "1930"]
[BlackElo "2350"]
[Annotator "Utzinger, Kurt"]
[PlyCount "60"]
[EventDate "2017.06.27"]
[EventType "rapid 60 min"]

1. Nf3 {Als vornehmlich Schwarzspieler wurstle ich mich mit Weiss einfach
irgendwie durch und habe längere Zeit zurückhaltende und harmlose Varianten
angewandt. Hier herrscht für mich also Handlungsbedarf, vor allem, wenn man
mit Weiss etwas erreichen will. In dieser Verlustpartie für mich passiert
alles, was man gegen Computerprogramme vermeiden sollte: a) Komplexe
Stellungen mit vielen Zugmöglichkeiten und taktischem Gehalt sowie b) Eigene
Zeitnot.} Nf6 {TASC R30 v2.5, Stil defensiv, book=normal, tournament. Nach
Experimenten hatte ich vergessen, wieder auf Stil aktiv umzustellen, was ich
allerdings erst nach der Partie bemerkte.} 2. c4 e6 {Ende Buch} 3. b3 d5 4. Bb2
Bd6 {Auf Einstellung 'aktiv' hatte Tasc das weniger gute 4...Sc6 gewählt.} 5.
e3 O-O 6. d4 {Weshalb ich in dieser Partie von meinem üblichen Aufbau mit 6.
Le2 abweiche, kann ich mir nicht mehr erklären.} Bd7 {Ein "komischer" Zug,
der mich in der Folge dazu verführte, auf Gewinn zu spielen.} 7. Bd3 Na6 {
Erneut ein zumindest "überraschender" Zug, der mich in der Meinung bestärkte,
dass Tasc R30 in der Einstellung 'defensiv' leicht zu besiegen sei. Die
übliche Strategie für Schwarz bestünde hier hin a) 7...c5 oder b) 7...dxc4
gefolgt von c7-c5.} 8. a3 {Nach knapp 5 Min und entsprechend meinem Stil,
obwohl mich 8.c5 Le7, 9.a3 gereizt hat. Für einen derart normalen Zug so viel
Zeit zu investieren, ist natürlich nicht gesund.} dxc4 9. bxc4 $6 {
Fragwürdig aus zwei Gründen: Zu grosser Zeitverbrauch für diesen Entscheid.
Und üblicherweise würde ich à tempo 9.Lxc4 antworten. Aber irgendwie war
ich nach dem komischen Aufbau meines Gegners in Kampf- und Gewinnstimmung. Nun
können jedoch hängende Zentrumsbauern entstehen, die zu einem sehr
schwierigen und gegen Computer unangenehmen Kampf führen.} c5 10. O-O Qb6 {
Eine lästige Entgegnung, dachte ich während der Partie, dabei ist es gar nicht
schlimm.} 11. Qc2 {Und erneut gingen über 2 Min an Bedenkzeit verloren, um
abzuwägen, ob die Dame nicht doch besser nach e2 ginge. Objektiv betrachtet
sind beide Fortsetzungen gut.} Ba4 {? Dieser von Tasc R30 defensiv rasch
ausgeführte Zug ist nicht gut, hat mich seltsamerweise aber irgendwie
erschreckt. Und prompt reagiere ich falsch.} 12. Qe2 $6 {Damit verliert Weiss
ein Tempo, da ich ja im vorhergehenden Zug direkt hätte nach e2 gehen können.
Logischer war deshalb auf jeden Fall 12.Dxa4. Die Idee hinter dem Textzug war,
bald einmal durch Sc3 mit Angriff auf den La4 ein Tempo zu gewinnen. Trotz
allem darf nicht vergessen werden, dass Weiss so oder leicht besser steht,
zumal die schwarzen Figuren einen wenig koordinierten Eindruck hinterlassen.} (
12. Qxa4 Qxb2 13. Nbd2 {droht gewaltig Tfb1 +-} Qb6 14. Rab1 {+/- und Weiss
steht besser}) 12... Rad8 {?! Fragwürdig, doch unterliess ich es, ihn dafür
zu bestrafen. Den Vorzug verdiente vorerst 12...cxd4.} 13. Nc3 {Für diese
logische und von mir früher schon geplante Fortsetzung gingen wieder sage und
schreibe rund 8 Min übers Land. Das kam daher, dass ich erst im letzten
Moment das starke 13.d5 +/- als zu wenig klar verworfen habe. An diesem Tag
fiel es mir irgendwie ungewöhnlich schwer, komplizierte Varianten zu
berechnen ... ist das der Sommerhitze oder einfach einem schlechten Tag
zuzuschreiben?} (13. d5 exd5 (13... Bd7 14. Bxf6 gxf6 15. Nc3 {mindestens +/-})
14. Bxf6 Bxh2+ (14... gxf6 15. Nc3 {+-}) 15. Nxh2 Qxf6 16. Nd2 {+-}) 13... Bc6
14. Nb5 {Gespielt nach dem Motto "lieber kompliziert als einfach". Was war los
mit mir an diesem Tag. Normalerweise hätte ich ohne grosses Nachdenken 14.
Tab1 gewählt.} cxd4 {Der für mich überraschende Bauerntausch an dieser
Stelle bringt Schwarz in Vorteil, weil ich partout nicht 15.Lxd4 spielen
wollte, um einen isolierten Bauer auf c4 zu vermeiden. Ferner verbrauchte ich
für die wenig seriöse Berechnung der verschiedenen Abspiele wie 15.exd4, 15.
Sfxd4, 15.Lxd4 und 15.Sxd6 erneut viel Bedenkzeit. Die Partie ist eindeutig
komplizierter geworden, was gar nicht meinem Geschmack entspricht.} 15. Nxd6 (
15. Bxd4 Nc5 16. Nxd6 Rxd6 17. Ne5 Be4 18. Bxe4 Nfxe4 {und etwa =}) (15. Nfxd4
Be4 16. Bxe4 Nxe4 {und leicht +=}) 15... Bxf3 {Einfacher und besser 15...Txd6.}
16. gxf3 {Dieses Mal eine schnelle Antwort. Aufgrund eines Rechenfehlers
verwarf ich die Bestantwort 16.Dxf3.} ({Nach} 16. Qxf3 Qxb2 17. Nxb7 Rd7 {
glaubte ich fälschlicherweise, dass} 18. Rab1 $1 {nicht gut wäre wegen} Qxa3
(18... Qc3 {ist besser}) 19. exd4 Rxd4 $4 {und übersah} 20. Bxh7+ Kxh7 21.
Qxa3 {+- mit Damengewinn. Ein lästiger Konzentrationsfehler.}) 16... Qxd6 17.
exd4 Nb8 {Da ich mit solchen Stellungen keine Erfahrung besitze, fühlte ich
mich recht unwohl bzw. brauchte für jeden der folgenden Züge erneut (zu)
viel Zeit. Objektiv hat Weiss indessen nichts zu klagen, doch an meiner
zersplitterten Bauernstruktur am Königsflügel und den leicht angreifbaren
hängenden Bauern, fand ich keinen Gefallen. Die offenen Linien und das weisse
Läuferpaar kompensieren die Nachteile meiner Stellung vollauf.} 18. Rad1 Nc6
19. Rfe1 Rfe8 {Entschärft den Vorstoss d4-d5.} ({Natürlich nicht} 19... Nxd4
20. Bxd4 {und +- denn} Qxd4 21. Bxh7+ Nxh7 22. Rxd4 Rxd4 {wäre für Schwarz
alles andere als erstrebenswert.}) 20. Bc2 Qc7 21. Qe3 $2 {Ein Blick auf meine
Schachuhr versprach nichts Gutes. Und im Bestreben, den d4-Bauer zu schützen,
ohne -- was nach 21.Dd3 der Fall gewesen wäre -- meine Dame in die Linie des
gegnerischen Td8 zu stellen, entschied ich mich für den schwachen Textzug,
wobei ich die folgende logische Antwort kaum würdigte.} Na5 {Wenn der Gegner
rasch einen guten Zug ausführt, den man nicht berücksichtigt hat, dann kommt
innerlich Ärger auf, ein jedoch schlechter Ratgeber, um die Partie objektiv
fortzuführen. Was soll Weiss nun tun: a) 22.c5 oder b) 22.La4 oder c) 22.c5
oder die von mir gewählte Fortsetzung d) 22.De5. Kurzum, viel Rechenarbeit
und erneut hoher Zeitverbrauch.} 22. Qe5 (22. c5 Nc4 23. Qb3 Nxb2 24. Qxb2 {
und die so entstehende schwache Bauernstruktur war mir ein Greuel, obwohl ich
nirgends direkten Bauernverlust sehen konnte.}) 22... Qb6 23. Qb5 {Bis hierher
glaubte ich noch, Bauernverlust vermeiden zu können, weil ich die folgende
Antwort in meiner Zeitbedrängnis nicht gewürdigt hatte.} Nxc4 24. Qxb6 Nxb6 25.
Bb3 Nbd5 26. Rc1 Rd6 {Trotz Minusbauer hatte ich die Partie noch nicht
abgeschrieben, besitze ich doch das Läuferpaar. Leider beendet ungenaues
Spiel und ein schrecklicher Fehler die Partie in wenigen Zügen.} 27. Ba4 Red8
{Weiss befindet sich nun in doppelter Hinsicht in schwieriger Lage: meine
schlechte und wahrscheinlich schon den Keim des Verlusts in sich tragende
Stellung und fast noch schlimmer, meine gravierende Zeitnot.} 28. Re2 $6 (28.
Kf1 {ist sicher besser, wenn auch schliesslich ebenfalls ungenügend}) 28...
Nf4 29. Re3 $2 {Bricht endgültig zusammen.} N6d5 30. Rb3 $2 {Dieser Bock
beendet die verlorne Partie sofort.} (30. Re4 Nd3 31. Rc2 Rb6 32. Ree2 Nxb2 33.
Rxb2 Nc3 {und -+}) (30. Rd1 Ra6 31. Bc2 Nxe3 32. fxe3 Rb6 33. Ba1 Rc8 34. Rd2
Nd5 {-+}) 30... Ne2+ 0-1


Geändert von applechess (28.06.2017 um 15:36 Uhr) Grund: Typo
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