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Alt 04.04.2019, 13:22
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Roberto Roberto ist offline
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AW: Turbo King II EGR II vs. Designer 2100 Display

Das letzte Spiel des Turniers endet unentschieden. Ohne großen Plan spielen sich die Beiden durch die Partie, der TK II nutzt seine Chancen nicht, der Fidelity ebensowenig und so trennen sich die beiden Oldies nach 20 Partien im Gesamtergebnis mit:

Turbo King II EGR II vs. Designer 2100 Display
10,5 : 9,5


Herzlichen Glückwunsch zum korrekten Tipp, Stefan (marste)!

[Event "Duell 2"]
[Site "Turnierstufe"]
[Date "2019.04.04"]
[Round "20"]
[White "Turbo King II EGR II"]
[Black "Designer 2100 Display"]
[Result "*"]
[BlackElo "1917"]
[ECO "B70"]
[WhiteElo "1915"]

1.e4 c5 2.Nf3 d6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 g6 6.Be2
{ In der 8. Partie spielte TK II hier 6. f3, sie endete remis. } 6...Bg7
7.O-O O-O { Buchende } 8.Bg5 Nc6 9.Nb3 { Buchende } 9...a5 10.a4 Bd7 11.Bb5
Ng4 12.h3 Nf6 13.Re1 Ne5 14.Qd2
{ Weiß könnte stattdessenam Königsflügel aktiv werden, z.B: } ( 14.f4 Qb6+
15.Kh1 Nc6 16.Bxf6 Bxf6 17.Nd5 ) 14...Bxb5 15.Nxb5 Qb6 16.Bf4 Nc4 17.Qe2 Nh5
18.Bg5 Rfc8 19.Bxe7
{ Möglicherweise hätte 19. c3 besser zum Spielstiel des Turbo gepasst. }
19...Bxb2 20.Rab1 Bg7 21.Red1 Be5 22.Bg5
{ Mit 22. Sd2 hätte Weiß den Druck auf den schwachen Bauern auf d6 erhöhen
können. } 22...f6 23.Bh4
{ 23. Lh6 ist wohl besser, aber die dann folgenden taktischen Verwicklungen
mit Optionen wie S3c4 sind einfach zu tief für den SciSys. } 23...Nb2
{ Der Designer sieht seine Chance, aus der Defensive zu kommen. } 24.Rxb2
Bxb2 25.Rxd6 Rc6 26.Rd7 Rd8 27.Rxd8+
{ Die Waage neigt sich immer mehr zugunsten der schwarzen Seite. TK II
hätte z.B. 27. Dd3 spielen sollen. } 27...Qxd8 28.c4 Be5 29.f3 Nf4 30.Qc2 b6
31.Nd2 Nd3 32.Nb3 Kg7 33.Bf2 Nxf2 34.Kxf2 Rc8 35.Na7 Rc7 36.Nb5 Rd7 37.c5
bxc5 38.Qxc5 h6 39.Qe3 Qg8 40.Na3 Qb8 41.Nb5 Bg3+ 42.Ke2 Qg8 43.Qc3 Qe6
44.N5d4 Qa6+ 45.Nb5 Qb6 46.Nc5 Rd8 47.Qc4 Kh8 48.Qe6 Bc7 $2
{ Der schwarze Vorteil ist weg. Warum kein Damentausch? } 49.f4 f5 50.exf5
Qxc5 51.Qf6+ Kg8 52.Qxg6+ Kf8 53.Qxh6+ Ke8 54.Qe6+ Kf8 55.Qf6+ Kg8 56.Qg5+
Kh8 57.Qh5+ Kg8 58.Qg6+ Kh8 59.Qh6+ Kg8 60.Qg6+ Kf8 61.Qf6+ Ke8 62.Qe6+ Kf8
63.Qh6+ Kg8 64.Qg5+ Kf7 65.Qg6+ Kf8 66.Qf6+ { Remis 3x } *




Ein Fazit:
Das Ergebnis zeigt, was wir alle vorher schon vermutet hatten: die beiden Computer sind in etwa gleich stark, liegen ja auch in der Wiki-Turnierliste bei ca. 1900 Elo. Auch die abgegebenen Tipps lagen alle im 50:50 - Bereich.

Dabei spielen der Turbo King II und der Designer 2100 Display völlig unterschiedlich. Während das Kaplan-Programm einen eher menschlichen Spielstil pflegt und seine Positionen harmonisch auf-/ausbaut, spielt der Designer 2100, wie alle anderen Fidelitys, das vielfach zitierte Dschungelschach. Er ‚fühlt’ sich umso besser, je weniger Struktur und je mehr taktische Verwicklungen auf dem Brett entstehen. Er berechnet taktische Motive viel schneller als der SciSys, kommt aber andererseits auch früher an den Horizont.

Das Eröffnungsrepertoire ist ebenso unterschiedlich. Der Turbo King II spielt, seinem Stil entsprechend, aktiv meist geschlossene oder halboffene Eröffnungen und auf 1.e4 antwortet er üblicherweise Sizilianisch oder Caro-Kann. Der Fidelity hat (aktiv) ein sehr eingeschränktes Repertoire, Ich hatte nach den 20 Partien bereits Schwierigkeiten, überhaupt noch weitere Varianten zu finden. Abweichungen von bereits gespielten Varianten kamen auch immer vom SciSys-Rechner.

Im Endspiel halte ich den Designer 2100 Display aufgrund seiner taktischen Überlegenheit für leicht besser. Daran ändert auch das EGR II nichts, das in diesem Duell nur einmal sichtbar zum Einsatz kam. Auch bestimmte Techniken wie Abschneidezüge und das Heranführen des Königs beherrscht das Spracklen-Programm besser als sein Gegner. Der Turbo King II zeigt zudem auch in gewonnenen Stellungen ein eigenartiges Zögern beim Schlagen von Bauern bzw. bei der Bauernumwandlung, was ihn den ein oder anderen Punkt gekostet hat. Dieses Problem hat er wohl von seinen Vorgängern geerbt.

In puncto Spielstärke tun sich die beiden Computer also nichts. Es ist - wie so oft - Geschmacksache. Mir persönlich gefällt der Stil des Turbo King II besser, denn er spielt so, wie ich selbst oft spiele. Ich erreiche gegen meine Computer-Gegner meist überlegene Stellungen, aber leider (So’n Mist!) passieren mir dann mal taktische Fehler, die das ganze Gebäude wieder zum Einsturz bringen. D+ spielt menschlich und der Fidelity Maschinenschach. Für Menschen gefährlicher ist m. E. letzteres.

Ich hoffe auch dieses Mal, dass Euch das kleine Turnier Spaß gemacht hat. Bei Gelegenheit spiele ich einen weiteren Zweikampf mit älteren Computern auf Turnierstufe. Vorschläge sind natürlich immer sehr willkommen. Ich habe die verfügbaren Rechner in meinem Profil aufgelistet.

Viele Grüße
Roberto
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Folgende 6 Benutzer sagen Danke zu Roberto für den nützlichen Beitrag:
applechess (04.04.2019), berger (19.04.2020), Chessguru (04.04.2019), marste (04.04.2019), Michael (04.04.2019), Thomas J (04.04.2019)