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Alt 14.07.2017, 22:18
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AW: Tasc R30 - Utzinger, Rapid 60'

8. Partie, C11 Französische Verteidigung (Steinitz-Variante). Glück im Unglück ... beide Kontrahenten, die in einem spannenden Kampf je einen Gewinn für sich ausliessen. Somit steht das Match 4:4 (+3 - 3 =2).


[Event "Rapid 60', 2017-08"]
[Site "SUI"]
[Date "2017.07.14"]
[Round "32"]
[White "Tasc R30 v2.5"]
[Black "Utzinger, Kurt"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "C11"]
[WhiteElo "2350"]
[BlackElo "1930"]
[Annotator "Utzinger,Kurt"]
[PlyCount "121"]
[EventDate "2017.07.14"]
[EventType "rapid"]

{Computer: Tasc R30 v2.5, Stil aktiv, book normal, tournament, Programm von
Johan de Koning NED, Spielstufe rapid 60 min. Ein spannender Kampf endet für
mich im glücklichen Remis, nachdem ich die Eröffnung ohne Schaden
überstanden hatte, eines unpräzisen Zuges wegen im Endspiel jedoch hätte
verlieren müssen. Der Tasc R30 v2.5 aktiv nutzt seine Chance aber nicht. Und
im schliesslich entstandenen Turmendspiel war es an mir, den Gewinn
auszulassen. Verantwortlich dafür meine schreckliche Zeitnot, die eine
Ausführung meiner Züge nur noch im Blitzmodus gestattete. Am Ende dann Remis
durch dreifache Stellungswiederholung. Somit steht das Match 4:4 (+3 - 3 =2).}
1. d4 e6 {Ein Versuch, in die Französische Verteidigung einzulenken.} 2. e4 d5
3. Nc3 Nf6 4. e5 Nfd7 {Mein Versuch ist gelungen, steht doch nun die
Steinitz-Variante der Französischen Verteidigung auf dem Brett.} 5. f4 c5 6.
Nf3 Nc6 7. Be3 cxd4 {Dazu schrieb der Französisch-Experte Viktor Kortschnoj:
In dieser komplexen Stellung, in der Weiss über etwas Raumvorteil verfügt,
entschliesst sich Schwarz, so schnell wie möglich Druck auf d4 auszuüben.
Eine andere bewährte Methode besteht in a7-a6 nebst b7-b5 und Db6.} 8. Nxd4
Bc5 9. Qd2 Nxd4 10. Bxd4 Bxd4 {Zitieren wir wieder Viktor Kortschnoj: Nach der
von Schwarz forcierten Abtauschserie mündet die Partie schnell ins Endspiel.
Die kurze Rochade nebst allmählicher Entwicklung des Damenflügels ist
ebenfalls gut spielbar.} 11. Qxd4 Qb6 {Erzwingt Damentausch, da der Bauer b2
hängt.} 12. Qxb6 {Hier haben sich auch 12.0-0-0 und 12.Sb5 bewährt.} Nxb6 {
Und zum letzten Mal etwas Unterricht von Viktor Kortschnoj: "Eine für die
Französische Verteidigung typische Stellung, allerdings ohne die Damen. Die
Experten sind sich ausnahmslos einig: Weiss steht besser. Aber um wieviel
besser, oder, um es einmal so zu sagen, wie gut sind die weissen Gewinnchancen
denn tatsächlich? Hier streiten sich die Gelehrten. Die Pluspunkte der
weissen Stellung liegen in der Kontrolle über das Zentrumsfeld d4 und der
beweglichen Bauernmasse am Königsflügel. Aber die schwarze Stellung sollte
nicht unterschätzt werden. Er hat nur wenige Schwächen (von den chronisch
schwachen schwarzen Feldern einmal abgesehen) und kontrolliert die halboffene
c-Linie. Zweifel an dem angeblich überwältigenden Vorteil des Weissen regten
sich bereits vor langer Zeit; so vertraten die berühmten Grossmeister
Tarrasch und Maroczy bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts hier die schwarzen
Steine." Und wenn starke GM's wie Kortschnoj, Bareev, Gurewich und Short
ebenfalls Vertrauen in dieses System haben, scheint mir kein Grund vorzuliegen,
es nicht anzuwenden.} 13. Nb5 (13. O-O-O Bd7 14. Bd3 h5 15. Ne2 Ke7 16. Nd4 g6
17. g3 Bc6 18. Rde1 Nd7 19. c3 Rag8 20. Rhf1 g5 21. f5 g4 22. Re2 h4 23. b4
hxg3 24. hxg3 Ba4 25. Kb2 Rh3 26. Rg1 Rgh8 27. Ka3 Rc8 28. Kb2 a6 29. Rgg2 Bd1
30. Re3 Nb6 31. Rf2 Rh1 32. fxe6 fxe6 33. Rf1 Na4+ 34. Kc1 Rxc3+ {0-1 (34)
Nunn,J (2615)-Kortschnoj,V (2630) Luzern 1985}) 13... Ke7 {Hebt die Drohung
Sc7+ nebst Sxa8 auf und macht den Ta8 frei.} 14. Kd2 {Gebräuchlicher sind 14.
0-0-0 und 14.Ld3} Bd7 15. Nd4 {Ende Buch} Nc4+ {Nur nicht schimpfen über
diesen ungewöhnlichen Springerzug. Natürlich war mir bewusst, dass 15...Sa4
oder 15...a6 hier die üblichen Fortsetzungen sind. Ich wollte jedoch
experimentieren, denn schlecht kann dieses Springerschach doch nicht sein.
Zumindest wirft der Textzug den Tasc R30 aus dem Buch, dem er so lange folgen
konnte.} ({a)} 15... Na4 16. b3 Nc5 17. Bd3 g6 18. a4 a5 19. Raf1 h5 20. g3
Rag8 21. h4 Rc8 22. Ra1 Rc7 23. Rhb1 Ra8 24. Ra3 Be8 25. c3 Bd7 26. Bc2 Rcc8
27. Rba1 Na6 28. Nb5 b6 29. Nd6 Rc7 30. Rb1 Nc5 31. b4 axb4 32. Rxb4 Ra6 33.
Ra1 Rca7 34. Rab1 Nxa4 35. Bxa4 Rxa4 36. Rxb6 Ra2+ 37. R1b2 Rxb2+ 38. Rxb2 Rc7
39. Rb7 Rxb7 40. Nxb7 Bc6 41. Nd6 Bd7 42. Ke3 Bc6 43. Kd4 Bd7 44. Kc5 Ba4 45.
Nc8+ Kd8 46. Nb6 Bc2 47. Kd6 Bd3 48. Nd7 Bc2 49. Nf6 Bf5 {1/2-1/2 (49) Ehlvest,
J (2650)-Gurevich,M (2650) Linares 1991}) ({b)} 15... a6 16. Rd1 Bb5 17. Bd3 g6
18. b3 Bxd3 19. cxd3 Nd7 20. Rc1 Rac8 21. Rhe1 f5 22. b4 Nb8 23. b5 axb5 24.
Nxb5 Nd7 25. Rxc8 Rxc8 26. h4 Ra8 27. a3 Ra5 28. Rb1 Ke8 29. Rb4 Nc5 30. Ke2
Kd7 31. g3 Kc6 32. Nd4+ Kc7 33. Nb5+ Kc6 {1/2-1/2 (33) Tseshkovsky,V (2515)
-Chernin,A (2630) Cappelle-la-Grande 1994}) 16. Bxc4 (16. Kc3 {fördert nur
die schwarze Entwicklung} Rac8 17. Bxc4 Rxc4+ 18. Kd3 {=}) 16... dxc4 17. Rhe1
{Wenn schon ein Turm nach e1, dann der Damenturm. Zwecks Unterstützung eines
Bauernsturm am Königsflügel ist noch unklar, ob der h-Turm einmal auf h1, g1
oder f1 benötigt wird.} Rac8 18. Rad1 (18. c3 {ist ein gute und
systempassende Antwort.}) 18... Rhd8 {Nach knapp 5 Min ein normal anmutender
und logisch aussehender Zentralisierungszug, aber vermutlich bei weitem nicht
die beste Lösung. Im Hinblick auf einen kommenden Bauernsturm des Gegners am
Königsflügel, sollte sich Schwarz nicht zu früh festlegen mit seinem h-Turm.
Den könnte man unter Umständen für h7-h5 oder auch g7-g5 noch gut brauchen.}
(18... c3+ {! Schwer muss ich mich rüffeln, auf diesen die gegnerische
Bauernstruktur zerstörenden Vorstoss verzichtet zu haben, denn nach} 19. bxc3
Rc5 {kann Weiss nicht mehr auf Vorteil hoffen}) 19. Kc3 {Erneut hatte ich 19.
c3 erwartet. Der Königszug brachte mich wieder ins Grübeln: a5 oder b5 bzw.
was sonst.} Be8 {Es ist nicht optimal, die Türme vom Königsflügel
abzuschneiden. Ich wollte auf der d-Linie Drück ausüben. Objektiv besser z.B.
19...a5} 20. g4 {Forsch geht der Tasc R30 zu Werk.} a5 21. h4 (21. Nf3 Rxd1 22.
Rxd1 Bc6 23. Nd4 Bd7 (23... Bd5)) 21... b5 {Will den König mit b5-b4
zurückwerfen.} 22. a3 {Das lässt Weiss natürlich nicht zu. Weiss steht
etwas besser und die grosse Frage für Schwarz lautet, welchen Plan er wählen
soll. Für diesen m.E. schwierigen Entscheid bin ich wieder für 13 Min
"eingeschlafen"} Rc5 {Mit einer doppelten Idee: a) Druck auf den Bauer e5 -
sogar T8d5 ist denkbar - was Weiss zu gewissen Beschränkungen zwingt und b)
mögliche Turmverdopplung auf der d-Linie} 23. h5 {Die Stellung befindet sich
im ungefähren Gleichgewicht, ist aber für Weiss leichter zu spielen. Schwarz
muss jederzeit auf mögliche Bauernvorstösse wie h6 oder f5 und weitere
achten, während er selber keine grossen Aktionen in die Wege zu leiten vermag.
Fazit: Schwarz muss jeden Zug gut überlegen, was Bedenkzeit kostet, während
Weiss sich dies und das leisten und versuchen kann. Solche Stellungen sind
also einigermassen unangenehm zu spielen.} Rdd5 24. Re3 g6 {Ein schwer
wiegender mit viel Bedenkzeit belasteter, aber wie ich meine, richtiger
Entscheid zwecks Klärung der Situation. Angesichts der Drohung ...g5, was den
Bauern e5 untergräbt, ist der Tausch erzwungen. Gleichwertig und zu
identischen Stellungen führend ist direkt 24...g5.} 25. hxg6 hxg6 {Erneuert
die Drohung g6-g5.} 26. g5 {Behebt die besagte Drohung. Dieses Abriegeln war
aber noch nicht zwingend.} ({Aber auch} 26. Rh3 {vermag Schwarz nicht in
Schwierigkeiten zu bringen} Rd8 27. f5 gxf5 28. gxf5 Rxe5 29. fxe6 Rd6 30. exf7
Bxf7 {=}) 26... Rd8 27. Re2 Rcd5 {Wiederum grosser Zeitverbrauch meinerseits
dafür. Gleichwertig gut war das von mir verworfene 27...Tc7, womit sich
Schwarz alle Optionen wie Tcd7 / Tdc8 / Tcb7 nebst b4 / usw. offen gelassen
hätte.} 28. Red2 Rc8 29. Rh2 {?! Eine kleine Ungenauigkeit} (29. Ne2 Bc6 30.
Rxd5 Bxd5 31. Nd4 Rb8 {=}) 29... Rcd8 {Der bislang zu hohe Zeitverbrauch
meinerseits rächt sich. So musste ich mich sputen, um sicher zu sein, nicht
in ein Zeitnotdrama zu geraten. Deshalb übersah ich die mir Vorteil bringende
Variante 29...b4+!} (29... b4+ 30. axb4 axb4+ 31. Kxb4 c3 32. Kb3 Rd7 {=+}) 30.
Rh4 (30. Rdd2 {! +=}) (30. Rh7 Kf8 {=}) 30... Rc8 {? Dieser Missgriff könnte
unangenehme Folgen haben.} (30... Rc5 {= ist korrekt, weil dann} 31. f5 {
? nicht funktioniert} exf5 {mit schwarzem Plusbauer}) 31. f5 {! Eine
unerwartete Bombe schlägt ein. Der Tasc R30 in seinem Element. Für meine
Antwort gingen erneut wertvolle Minuten dahin.} Rcc5 {[#] Es war mir nicht
möglich, die komplexen Varianten zu berechnen. Mit meinem intuitiv gefällten
Entscheid, rasch den Bauer e5 zu beseitigen, hoffte ich, das Schlimmste
verhindern zu können.} ({a)} 31... exf5 {?} 32. Nxf5+ Ke6 33. Rxd5 Kxf5 (33...
Kxd5 34. Ne7+ Kxe5 35. Nxc8 {+-}) 34. Rh8 Bc6 35. Rxc8 Bxd5 36. Rc5 Kxe5 37.
Rxb5 {+-}) ({b)} 31... gxf5 32. Nxf5+ exf5 (32... Kd7 33. Rxd5+ exd5 34. Nd6 {
+-}) 33. Rxd5 Ke6 34. Kd4 {+-}) ({c)} 31... Rcd8 32. fxg6 Rxe5 33. Rh5 {!} Bd7
34. Rh7 Rf8 35. Rg1 {+/- bis +-}) 32. f6+ {? Der wie immer (zu) schnell
agierende Tasc R30 v2.5 greift zu meinem Glück daneben.} ({Mit} 32. fxg6 {
! gelangt Weiss auf die Siegerstrasse} Rxe5 33. Rh7 Rxg5 34. gxf7 Bxf7 35. Rf1
Rcf5 36. Nxf5+ Rxf5 37. Rxf5 exf5 38. Kd4 Kf6 39. c3 {+-}) 32... Kd7 33. Rh8
Rxe5 {Wichtige Minuten hatte ich zu investieren, um das zu wagen.} 34. Nxe6+ {
? Und erneut begnügt sich der Tasc R30 v2.5 mit dem zweitbesten Zug.} (34.
Nf5+ Rcd5 35. Rxd5+ exd5 36. Ng7 Re4 {+/- und Schwarz kann trotz spürbar
weissem Vorteil noch kämpfen}) 34... Kxe6 35. Rxe8+ Kf5 36. Re7 Kxg5 37. Rxf7
Rcd5 {= Ich habe den Ausgleich geschafft und strebe den Turmtausch an.} 38.
Rxd5 Rxd5 {Mir wurde wohler, war ich doch der richtigen Meinung, dass man
diese Stellung nicht mehr verlieren kann/sollte.} 39. a4 {! Ein letzter
Versuch, der mich wieder 3 wertvolle Minuten an Bedenkzeit kostetet.} bxa4 {
Die richtige Wahl.} 40. Kxc4 {Meine Schachuhr zeigte ein derart düsteres Bild,
dass ich die folgenden Züge bis zum Partieende im Blitztempo ausführen
musste.} Rf5 41. Ra7 Kxf6 42. Ra6+ Kf7 43. Ra7+ Kf6 44. Ra6+ Kg7 {Schon hatte
ich mich auf ein Dauerschach seitens meines Gegners eingestellt.} 45. Rc6 {
Oops, der will noch weiterkämpfen. Keine Zeit zum Überlegen, also vorwärts
mit meinem Freibauer auf der g-Linie.} g5 46. Rc7+ {? Nicht gut, wie die
nachträgliche Analyse zeigt, was ich in meinem Blitzmodus indessen nicht
bemerkte.} (46. Kd3 {! und =}) 46... Kf6 {-/+ Schwarz steht nun deutlich
besser.} 47. Rc6+ Ke5 {! Vorwärts zur Unterstützung meines Bauern auf der
g-Linie. Für andere Gedanken fehlte die Zeit.} 48. Rg6 Kf4 {Dass Schwarz nun
besser steht, fühlte ich, aber ob es trotz meiner Zeitnot zum Gewinn reicht,
war ich mir nicht sicher.} 49. Kd4 Rb5 50. Rf6+ {[#]} Kg3 {? Den Umständen
entsprechend ein verzeihlicher Missgriff, der den Sieg aus der Hand gibt.
Korrekt war 50...Kg4!, aber meine à tempo Züge bis zum Ende der Partie
erlaubten keine richtige Denkarbeit mehr. Und komischerweise agierte auch Tasc
R30 jeweils unglaublich schnell.} (50... Kg4 51. c4 Rxb2 52. Ra6 a3 53. Kc3 Rf2
54. Rxa5 a2 55. c5 Kf5 56. c6+ Ke6 {-+}) 51. c4 Rxb2 52. Rf5 {! Das hätte
Weiss nach dem korrekten 50...Kg4 nicht gehabt.} g4 53. Rxa5 Kf2 54. Rxa4 g3
55. c5 g2 56. Ra1 Re2 57. c6 Re1 58. Ra2+ Re2 59. Ra1 Re1 60. Ra2+ Re2 61. Ra1
{Remis 3x} 1/2-1/2

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