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Alt 07.12.2017, 12:01
Hartmut Hartmut ist offline
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AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau

 Zitat von Solwac Beitrag anzeigen
Alpha Zero hatte einen Hardwarevorteil (ca. 15mal schneller), Stockfish zu wenig Hash und kein Buch. Alpha Zero hingegen hat systembedingt auch was über Eröffnungen in seinem Neuralen Netzwerk.
OK, der Hardwarevorteil ist eine Sache. Aber neurale Netzwerke sind in der Regel auch rechentechnisch langsamer. Zudem... Alpha hat diese Speilstärke nach nur 4 Stunden Training erreicht. Möglicherweise wäre er nach weiteren Trainingsspielen noch stärker und könnte auch auf schlechterer Hardware laufen. Dabei stellt sich die Frage: Auf welcher Hardware lief Stockfish? Ein Buch braucht Stockfish oftmals kaum. Wer mal die TCEC-Turniere ansieht, merkt, dass Stockfish und andere Engines auch ohne Buch weitestgehend gängige Theorie spielen. By the way: Hätte Stockfish ein Buch gehabt, dann hätte es bestimmt Leute gegeben die bei ähnlichem Ergebnis über die Qualität des Buchs hergezogen wären, angezweifelt hätten dass die Varianten wirklich gut waren, etc. Eröffnungsbücher basieren in der Regel immer auf "menschlicher" Theorie. Da hätte man die menschliche Dummheit verantwortlich gemacht. So war es eine reine Engineleistung die getestet wurde. Daran ist nichts verwerfliches.

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Die offenbar gewählte fixe Zeit von einer Minute pro Zug benachteiligt SF auf jeden Fall, die Monte Carlo Suche könnte hier unempfindlicher sein.
Wieso ist das eine Benachteiligung? Die enormen Wertungszahlen, die Stockfish erreicht, basieren oftmals auf Partien mit viel geringerer Bedenkzeit. Zudem: Wenn beide mehr Zeit hätten, würden auch beide davon profitieren können. Kann man denn wirklich davon ausgehen, dass eine Erhöhung der Bedenkzeit bei AlphaZero weniger gebracht hätte? Gerade bei kurzen Bedenkzeiten ist Stockfish sehr stark. In meiner Fernschachpraxis hat sich herausgestellt, dass höhere Bedenkzeiten nur selten bessere Züge hervorbringen. In 95 % der Fälle, spielt Stockfish dasselbe, ganz egal ob ich ihm jetzt 3 Minuten oder 3 Stunden Rechenzeit gebe. Nur in sehr seltenen Fällen ändern sich die Züge (und oftmals nicht zum Besseren...). In manchen Stellungen versteht er auch einfach den Stellungstyp nicht, selbst wenn ich ihn 3 Tage rechnen lassen würde.

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Einige Fehler von Stockfish treten offenbar bei einer vernünftigeren Zeitkontrolle nicht auf. Dazu kommen viele ähnliche Partien, d.h. das zitierte Ergebnis von 64-36 ist schon fraglich.
Die Frage ist, ob die Züge bei "vernünftiger" Zeitkontrolle besser gewesen wären und ob Alpha dann nicht auch stärker gespielt hätte. Was die Quote betrifft, wäre natürlich eine größere Eröffnungsauswahl besser gewesen.

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Die Verbesserungen seit Giraffe sind auf jeden Fall erstaunlich, aber in einem echten Match dürfte Stockfish noch die Nase vorn haben. Die Frage ist jetzt, kann das Neurale Netz noch besser werden oder braucht es eine Aufstockung der Features?
Naja, was ist denn ein "echtes" Match für Dich? OK, gleiche Hardware, wäre eine Voraussetzung. Höhere Bedenkzeiten halte ich wegen der oben gesagten Punkte für wenig hilfreich.

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Und eine weitere Frage wird sein, beeinflusst Alpha Zero die weitere Entwicklung von Stockfish?
Die Frage ist eher, wie es die Entwicklung beeinflussen könnte. Die Änderungen bei Stockfish von Version zu Version sind eine Folge von "Feintunings". Um ein ähnliches Stellungsverständnis wie AlphaZero aufzubringen müsste man das Programm vermutlich komplett neu schreiben.
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