Hallo !
Kurioser Fall, aber für mich kommt nur eine Wertung in Betracht: Remis !
Computer sind keine Menschen, daher kann man die offiziellen FIDE-Regeln auch nicht einfach 1:1 anwenden (die FIDE verbietet z.B. auch eine Elozahlvergabe an Schachcomputer).
Der entscheidende Punkt bei menschlichen Zeitüberschreitungen ist doch der, daß sie rechtzeitig reklamiert werden muß. Wenn ich in Zeitnot übersehe, daß das Blättchen meines Gegners gefallen ist und ich es erst bemerke, wenn beide Blättchen liegen, ist das Spiel remis, d.h. die Reklamation ist das entscheidende Kriterium.
Nun können Schachcomputer zwar Remis reklamieren gemäß der 50-Züge-Regel und bei Stellungswiederholung, aber es gibt keine Programmfunktion, die eine Reklamation bei Zeitüberschreitung vorsieht. Keine Reklamation - also remis !Auch die "inoffizielle" Fair-Play-Wertung ergibt Remis: ein Sieg des Maestro in dieser Schnellpartie halte ich für völlig ungerechtfertigt, wie will er mit dem blanken König mattsetzen ?
Mir gefallen diese Zeitnotduelle unter Computern eh nicht sonderlich, ich spiele lieber 30s/zug und umgehe damit diese Problematik.
Mich wundert nur eins, Heiko: jetzt hast Du diese Partie so lange auskämpfen lassen, warum hast Du das Endspiel nicht einfach weitergespielt (ungeachtet der Zeitüberschreitung) bis beide die Zeit überschritten hätten, oder eine Remisreklamation nach der 50 Züge-Regel erfolgt wäre oder der MM V mit Läufer und Springer mattgesetzt hätte ? Da wären erst spannende Regelfragen aufgetaucht...
Wie Micha schon zu recht angedeutet hat: in einer privaten Partie muß man sich nicht sklavisch den FIDE-Regeln unterwerfen und hat einen gewissen "Ermessensspielraum" - daher mein Plädoyer: Remis !
Viele Grüße
Hans-Jürgen