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Alt 11.03.2018, 13:44
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AW: Match 120'/40 Elite V6 - Portorose 68020

Match 120'/40, 4. Partie, ECO C12: Französische Verteidigung (MacCutcheon-Variante) | Bediener: Rolf Bühler | Stand: 2,5:1,5 (+2 -1 =1) für den Elite V6 | Schon der erste Zug nach Buchende, 9...Le7, ist schlecht. Schwarz gerät mit der komplizierten Variante des gewählten Verteidigungssystems in eine ungünstige Stellung, aber irgendwie kann der Portorose 68020 den Sack einfach nicht zumachen. Gegenseitig und in loser Folge geschehen in dieser Partie zweitklassige und schlechte Züge, die belegen, dass beide Programme mit der komplexen Stellung überhaupt nicht zurechtkommen. Die endgültige Niederlage brockt sich der Elite V6 erst mit 37...dxc3? ein. Gerne vergessen wir diese Partie als unschönes Paradebeispiel einer undurchsichtigen Computerschlacht.

[Event "Elite V6_Portorose 68020"]
[Site "Zurich SUI"]
[Date "2018.03.08"]
[Round "4"]
[White "Mephisto Portorose 68020"]
[Black "Fidelity Elite V6"]
[Result "1-0"]
[ECO "C12"]
[WhiteElo "2118"]
[BlackElo "2107"]
[Annotator "K. Utzinger"]
[PlyCount "100"]
[EventDate "2018.03.08"]

1. e4 e6 {Match 120'/40, 4. Partie, ECO C12: Französische Verteidigung
(MacCutcheon-Variante) | Bediener: Rolf Bühler | Stand: 2,5:1,5 (+2 -1 =1)
für den Elite V6 | Schon der erste Zug nach Buchende, 9...Le7, ist schlecht.
Schwarz gerät mit der komplizierten Variante des gewählten
Verteidigungssystems in eine ungünstige Stellung, aber irgendwie kann der
Portorose 68020 den Sack einfach nicht zumachen. Gegenseitig und in loser
Folge geschehen in dieser Partie zweitklassige und schlechte Züge, die
belegen, dass beide Programme mit der komplexen Stellung überhaupt nicht
zurechtkommen. Die endgültige Niederlage brockt sich der Elite V6 erst mit 37.
..dxc3? ein. Gerne vergessen wir diese Partie als unschönes Paradebeispiel
einer undurchsichtigen Computerschlacht.} 2. Nc3 d5 3. d4 Nf6 4. Bg5 {Der
klassische Aufbau, heute etwas verdrängt durch die Steinitz-Variante 4.e5.} (
4. Bd3 Bb4 5. Bg5 h6 6. Bxf6 Qxf6 7. Nf3 Nc6 8. O-O Bxc3 9. bxc3 O-O 10. Rb1 b6
11. c4 Nxd4 12. Nxd4 Qxd4 13. exd5 Qc5 14. Re1 Qd6 15. Qf3 Bb7 16. Rbd1 Rae8
17. Qe3 e5 18. Qh3 Bc8 19. g4 g5 20. Qf3 Kg7 21. Qe4 f5 22. gxf5 Bxf5 23. Qg2
Rf6 24. Re2 h5 25. Rde1 Kh6 26. Qg3 h4 27. Qg2 Qb4 28. Rxe5 Qxe1+ 29. Rxe1
Rxe1+ 30. Bf1 Bxc2 31. Qh3 Rf4 32. Qc8 Bd3 33. Qh8+ Kg6 34. Qg8+ Kh5 35. Qh8+
Kg4 36. h3+ Kf3 37. Qc3 Rxf1+ 38. Kh2 Rxf2+ 39. Kg1 Rf1+ 40. Kh2 Ke4 {0-1 (40)
Karl Pitschel-Josef Heral Vienna AUH 1873}) 4... Bb4 {Laut Ex-Weltmeister Max
Euwe machte Francois Le Lionnais darauf aufmerksam, dass der Textzug zuerst in
einer Partie Pitschel-Heral, Wien 1873, vorgekommen ist. Danach tauchte er in
einer Simultanpartie Steinitz-MacCutcheon, New York 1885, auf. Dieser Partie
verdankt die Variante ihren Namen. Der Läuferzug 4...Lb4 ist energischer als
die anderen Fortsetzungen wie 4...dxe4 und 4...Le7 und führt zu dynamischen
wie komplizierten Stellungen. Nachdem die MacCutcheon-Variante auf hohem
Niveau für lange Zeit als zweifelhaft gilt, haben Grossmeister wie igor Glek,
Viktor Kortschoj, Alexander Morozevich und neuerdings Hikaru Nakamura wieder
Leben in das System gebracht. Was sich mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass
die hoch interessante MacCutcheon Variante sich wegen ihrer Komplexität und
Variantenvielfalt nicht für ungeübte Spieler eignet.} 5. e5 {Die
Hauptfortsetzung; es gibt aber schon hier eine Reihe von weniger populären
Alternativen wie 5.exd5 | 5.Sge2 | 5..Ld3 | 5.Lxf6} h6 {Aus dem bisherigen und
folgenden Variantendschungel wird ersichtlich, dass Schwarz sehr gute
Theoriekenntnisse haben muss, um gegen alle Eventualitäten des Gegner
gewappnet zu sein.} 6. exf6 {Michail Tschigorins Fortsetzung gilt allgemein
als harmlos, wobei Schwarz auch hier einige Tücken überwinden muss.} (6. Bd2
{ist die alte Hauptfortsetzung von Emanuel Lasker, mit der u.a. Bobby Fischer
in Curacao 1962 gegen Tigran Petrosjan verlor.}) (6. Be3 {ein Zug von David
Janowski, hat sich heutzutage zu einer gefährlichen Waffe entwickelt}) (6. Bc1
{vom holländischen Schachspieler Dr. Adolf Olland eingeführt, ist eine
weitere kritische Variante}) (6. Bh4 {von Ossip Bernstein ist ebenfalls ein
beachtenswertes Abspiel}) (6. Bxf6 {harmlos, aber historisch interessant} gxf6
7. Nf3 f5 8. Bd3 c5 9. dxc5 Bxc5 10. O-O Nc6 11. Qd2 Qe7 12. Qf4 Bd7 13. Nb5
O-O-O 14. c4 Be8 15. Rfc1 Kb8 16. a3 a6 17. Nc3 dxc4 18. Bxc4 Nd4 19. Ne2 Nxf3+
20. Qxf3 Bc6 21. Qh3 Ka7 22. b4 Bb6 23. Nc3 Rhg8 24. Bf1 Rd2 25. Nd1 Qg5 26.
Rxc6 bxc6 27. Qc3 Qf4 28. Qxc6 Rxd1 {0-1 (28) Steinitz,W-McCutcheon,J.L. New
York simul 1885}) 6... hxg5 7. fxg7 {Logisch wie auch erzwungen, ansonsten
Weiss mit einem Bauern weniger sitzenbliebe.} Rg8 8. h4 {Diese populärste
Fortsetzung ist harmlos und bezweckt die Bildung eines lästigen Freibauern
auf der h-Linie durch den späteren Vorstoss h5. Deshalb ist Schwarz gezwungen,
den Bauern zu schlagen.} (8. a3 {weicht von den alt bekannten Pfaden ab, ist
moderner sowie m.E. bedeutend kritischer als das ausgelutschte 8.h4 und zwingt
Schwarz zu einem verantwortungsvollen Entscheid: a) 8...Lxc3 und Hergabe des
Läuferpaars | b) 8...La5 was den Läufer etwas ins abseits stellt | c) 8...
Ld6 womit später der Läufer der Belästigung Sc5 ausgesetzt ist | d) 8...Le7
mit dem Nachteil, dass sich das bewährte Manöver Dd8-f6xg7 nicht mehr
ausführen lässt.}) 8... gxh4 {Ende Buch | Hier haben die Buchmacher versagt,
hätten sie doch zwei weitere Züge integrieren sollen mit 9.Dg4 Df6 und 9.Dh5
Df6} 9. Qg4 {Ende Buch} (9. Qh5 Qf6 10. Qxh4 Qxg7 11. Nf3 Nc6 12. O-O-O Bd7 13.
g3 Be7 14. Qf4 Bd6 15. Qe3 O-O-O 16. Nb5 Be7 17. Qf4 Bg5 18. Nxg5 Qxg5 19. Qxg5
Rxg5 {1/2-1/2 (38) Kollars,D (2491)-Lauber,A (2434) Germany 2017}) 9... Be7 $6
{Eine zweitklassige Fortsetzung. Hätte Schwarz sich zu 9...Df6 nebst ...Dxg7
entschieden, hätte er ohne Sorgen in die Zukunft blicken können. Nun aber
erlangt Weiss Eröffnungsvorteil.} (9... Qf6 $11) 10. Nf3 Bf6 11. Qf4 ({
Viel schlechter ist} 11. Nxh4 Rxg7 12. Qh5 Nc6 $15) 11... Rxg7 $146 {Exakter
ist 11...a6, was insbesondere auch Sb5 mit Doppelangriff auf c7 verhindert.} ({
Vorgänger:} 11... a6 12. O-O-O Rxg7 13. g3 Nd7 $2 14. gxh4 b5 15. h5 b4 16.
Nxd5 exd5 {1-0 (42) Flores,L (1924)-Riha,J (2049) FICGS email 2011}) 12. O-O-O
{Verpasst die Gelegenheit, mit 12.g3 nebst gxh4 einen Freibauern auf der
h-Linie etablieren könnte. Verhindern kann das Schwarz nicht, weil ein Tausch
auf g3 wegen dem Eindringen des weissen Turms nach h8 tödlich wäre.
Abgesehen davon müsste Weiss nicht länger einem Minusbauern nachrennen.} Rg8
{Da Sxh4?? Lg5 die weisse Dame gewinnt, war das Schlagen auf h4 noch keine
Drohung. Deshalb hätte Schwarz seine Zeit besser dazu genutzt für 12...a6,
was Sb5 verhindert.} 13. Re1 {Weiss hat starke Kompensation: Bessere
Entwicklung, aktiver aufgestellte Figuren, wobei es gar nicht einfach sein
dürfte, diese Vorteile weiter auszubauen.} c6 14. Kb1 {Hebt die Drohung ...
Lg5 auf, so dass das Schlagen des Bauern h4 endlich real wird.} Rh8 $6 {
Statt endlich die Entwicklung mit z.B. 14...Sd7 voranzutreiben, zieht Schwarz
den Turm von der g-Linie ab, um den Bauern h4 zu halten und verkennt damit,
dass es wichtiger war, den weissen Bauern g2 weiterhin unter Druck zu halten.}
15. Bd3 Nd7 16. Rh2 $6 {Ein mysteriöser Turmzug. Weiss hätte versuchen
sollen, seinen Vorteil mit 16.g3 auszubauen.} (16. g3 Qe7 (16... hxg3 17. Rxh8+
Bxh8 18. Qxg3 Nf8 19. Rh1 Bf6 20. Qg8 $16) 17. gxh4 Bg7 18. Ne2 Kd8 19. Ng3 {
und Weiss steht deutlich besser}) 16... a6 $6 {Die Verteidigung mit 16...Tg8
ist solider.} 17. a3 {Mit 17.g4 oder 17.g3 wäre Weiss besser gefahren.} Ra7 $6
{Erneut ein mysteriöser Turmzug. Sowohl 17...Tg8 als auch 17...b5 verdienten
den Vorzug.} 18. Rh3 (18. g4 {erhöht massgeblich den Druck, so droht g5} Rg8 (
18... hxg3 19. Rxh8+ Bxh8 20. Qxg3 $18) 19. Rg2 b5 20. g5 h3 21. Rg3 Bg7 22.
Nh4 $16) 18... b6 {Ein Schritt zu wenig.} 19. g3 (19. g4 {ist stärker}) 19...
hxg3 $2 {Das ist nun aber bereits ein entscheidender Fehler. Schwarz durfte
die h-Linie und die folgende Abwicklung nicht zulassen. Natürlich ist nicht
zu verkennen, dass Schwarz angesichts seiner mangelhaften Entwicklung, der
unkoordinierten Aufstellung seiner Figuren und der praktischen Unmöglichkeit
der Rochade, alles andere als eine erfreuliche Stellung hat. Man übertreibt
nicht, wenn man anmerkt, dass Schwarz in höherem Sinn bereits verloren ist.}
20. Rxh8+ Bxh8 21. Qxg3 Bf6 22. Qg4 $2 {Damit verliert Weiss auf einen Schlag
den grössten Teil seines Gewinn bringenden Vorteils, der mit 22.Th1 +- zu
festigen war.} (22. Rh1 Nf8 23. Qg8 Kd7 (23... Ke7 24. Ne5 Bxe5 25. dxe5 $18)
24. Rh6 Kc7 25. Qxf7+ Be7 26. Ne5 b5 27. Rh8 Kb6 28. Ng6 Bxa3 29. Qf3 Bd6 30.
Nxf8 {weisse Gewinnstellung}) 22... Rc7 $2 {Starker Widerstand war noch mit 23.
..Ke7 möglich, während Weiss nach dem Textzug wieder im Aufwind ist.} 23. Qh5
Qe7 $2 {Rutscht von einer schlechten in eine klar verlorene Stellung, was mit
23...Ke7 vermeidbar war.} 24. Nd1 $2 {Erneut gibt sich Weiss mit einer
zweitklassigen Fortsetzung zufrieden. Mit 24.Tg1 hinge Schwarz weiterhin
hilflos in den Seilen.} Qd6 $2 {Schwarz revanchiert sich; bedeutend besser
waren 24...Kd8 oder 24...Lg7} 25. Ne3 {Jetzt tickt die weisse Uhr wieder
richtig.} Nf8 $2 {Ganz schlecht und den Spiess endgültig zugunsten von Weiss
drehend, obwohl objektiv gesehen auch das besserre 25...Df8 keine Rettung mehr
versprach.} (25... Qf8 26. Nf5 Nb8) 26. Qh6 Qd8 27. c3 {Präziser 27.Tg1} Bb7
28. Ng4 {Eine weitere Figur wirft sich in den Kampf am Königsflügel und
bemächtigt sich des starken Feldes e5.} Nd7 29. Nfe5 {Es führen bereits
mehrere (Gewinn-)Wege nach Rom.} Bxe5 30. dxe5 c5 31. f4 $6 {Deutlich
effizienter ist 32.Th1} (31. Rh1 $142 d4 32. Rh3) 31... Qe7 32. f5 Rc6 (32...
Kd8 $142) 33. Rh1 $2 {Es ist zum Haare raufen. Statt mit 33.f6 Df8 34.Dg7
einfach zu gewinnen, wirft Weiss praktisch seinen ganzen Vorteil weg.} Qf8 $2 {
Der Elite V6 zeigt sich ebenfalls hilflos und verpasst den Ausgleich mit 33...
exf5} 34. Qh5 {Neben 34.Df4 oder 34.Dg5 nur die drittbeste Wahl, aber man kann
ja schliesslich in der Partie nur einmal gewinnen.} d4 35. Be4 {Gewinnt noch
die Qualität, weil der Rückzug 35...Tc7 hoffnungslos ist.} exf5 {Auch die
beste Verteidigung 35...Kd8 rettet nicht mehr nach 36.Sh6.} (35... Rc7 36. Bxb7
Rxb7 37. fxe6 $18) 36. Bxc6 {Noch besser war 36.Dxf5} (36. Qxf5 Rc7 37. Bxb7
Rxb7 38. cxd4 cxd4 39. Nf6+ Ke7 40. Qe4 Nc5 41. Qc6 $18) 36... Bxc6 {Greift
den weissen Turm h1 an. Das kann der Portorose 68020 jedoch negieren, wie die
Folge zeigt.} 37. Qxf5 $1 dxc3 $2 {Der letzte Bock einer Serie von taktischen
Patzern in dieser Partie. Widerstand, wenn auch ungenügend zum Remis, leistet
einzig 37...Kd8.} (37... Bxh1 $2 {verliert sofort} 38. Nf6+ Nxf6 39. Qc8+ Ke7
40. exf6+ Kxf6 41. Qxf8 $18) (37... Kd8 38. Rd1 (38. Rh7 Qe8 39. Nh6 Nxe5 40.
cxd4 cxd4 41. Rg7) 38... Ba4) 38. Nf6+ Kd8 39. Nxd7 c2+ {Das ist schon
berechtigte und pure Verzweiflung.} (39... Bxd7 40. Qf6+ Kc7 41. Rh8 {mit
Eroberung der schwarzen Dame}) 40. Kxc2 Ba4+ 41. b3 Bxd7 42. Qf6+ Kc7 43. Rh8
Qxh8 44. Qxh8 Be6 45. Qe8 Kb7 46. Qe7+ Kb8 47. Kc3 a5 48. a4 Kc8 49. Qa7 c4 50.
bxc4 Bd7 {Schwarz gibt auf} 1-0


Geändert von applechess (11.03.2018 um 16:13 Uhr)
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breizatao (29.03.2018), Egbert (11.03.2018), Hartmut (11.03.2018), marste (11.03.2018), Oberstratege (16.03.2018), paulwise3 (11.03.2018), RetroComp (11.03.2018), Wolfgang2 (14.03.2018)