Thema: Tuning: GM in Erlenbach 2007
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Alt 30.04.2007, 13:15
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AW: GM in Erlenbach 2007

 Zitat von kosakenzipfel
Hallo,

in der Ergebnistabelle wird der Grandmaster mit 24 Mhz angegeben. War der getunt?

Wiki: H8/3214, 12 MHz
Testbericht in Chessbits Nr. 19, Juli 2002: Hitachi H7000, ohne Taktangabe

Gruß
kosakenzipfel
Ja, das war er!

Während der Online-WM bot Bernhard mir eines seiner Geräte zum Spielen an und im Gegenzug bot ich das Tuning des Gerätes an, falls dieses sich als möglich erweisen sollte. Die Sache war von vorneherein dem Ausrichter und den Teilnehmern bekannt.

Nachdem Micha das dann im Vorfeld bereits an seinem Gerät erfolgreich durchführte, war es ein Leichtes das Gerät am Vorabend des Events auf Trab zu bringen - sieht man einmal davon ab, dass man dafür sage und schreibe fünfzig (50!!) Schrauben raus- und wieder reindrehen darf.

Die exakte Taktung ist übrigens 24,576 MHz - bei 25 MHz taktet das Ding wieder runter. Im Originalzustand taktet der GM in der Tat mit 12 MHz. Eine wirklich nennenswerte Leistungssteigerung war und ist durch die Frequenzverdopplung aber nicht zu erwarten:

So hat das Gerät in Partie 2 (mit Schwarz gegen den MM IV) in einer remisträchtigen Situation den "Pflichtzug" Tc7 übersehen und statt dessen mit a6+?? den wohl schlechtesten ausgewählt, ganz nach dem Motto: Hier, nimm' den Bauern und mach mich platt - ich brauch' 'ne Pause!

In der vierten Partie gegen den Turboking stand der GM praktisch schon auf Gewinn (hatte Hans zielsicher schon etliche Züge vorher prophezeit), aber er konnte es nicht umsetzen (was ICH wiederum prophezeite...) und die Sache endete Remis. Zur Entlastung des Angeklagten sei aber bemerkt, dass die Sachlage nicht unbedingt einfach zu erkennen war.

Die sechste Partie gegen den Amsterdam geriet schnell zum Fiasko, weil der GM kurz nach Verlassen des Buches in ausgeglichener Stellung bei noch fast vollem Brett einen taktischen Patzer beging, dadurch einen Bauern verlor und dem Amsterdam zudem noch ein massives Druckspiel verschaffte. Die Tiefe des Patzers sei dem GM wieder entlastend anzurechnen - obgleich es erstaunlich ist, dass "Langweiler" Amsterdam die Lage sofort durchschaute!

Der Hammer war aber wohl die siebte Partie gegen den Excel 68000. Der GM war auch hier rasch dem Untergang geweiht - doch der Excel verpasste es ein ums andere Mal, den Sack zuzumachen. Am Ende lag der Excel laut Toga mit irgendwas um +9 vorne und konnte doch nur ein Remis durch Dauerschach erzielen. Der GM nutzte in dieser eigentlich hoffnunglosen Stellung (die meisten Bediener hätten wohl längst aufgegeben - aber der liebe Willi ist ja nicht normal...) jede noch so kleine Ungenauigkeit des Excel, um selbst einen gefährlichen Freibauern zu erzielen. Alles ausser Dauerschach wäre zum Suizid seitens Excel geraten.

Insgesamt wirkte das Spiel des getuneten GM recht durchwachsen, sein erzieltes Ergebnis geriet äußerst schmeichelhaft. Bedingt durch die ebenfalls schneller laufende Uhr, lief der GM auf 60sek/Zug. Ich entschied mich dabei für Level 58, welcher eine Durchschnittszeit ermittelt. Der GM nutzte damit in Hinblick auf die Gesamtzüge (also incl. Buchzüge) seine Bedenkzeit sehr gut aus, zum Leidwesen der anderen Bediener. Bei Level 28 hätte der GM eine fixe Zeit hergenommen und somit schlussendlich schneller gespielt - was sicher nicht unbedingt gut für sein Spiel gewesen wäre.

Dies waren die wichtigsten Mitteilungen meinerseits zum GM in Klingenberg. Da Micha mir von drei seinerseits gespielten Partien berichtete (mit "grausamen" Erscheinungen ), liegen mittlerweile 10 Partien des getuneten Gerätes vor - doch noch zu wenige um einen Listeneinzug zu rechtfertigen. Vielleicht werden auf die Schnelle noch ein paar Partien dazugeliefert (Micha, Bernie?) um eine erste Prognose ob einer Leistungsteigerung zu erstellen? Brauchbare Gegner dürften so in der Klasse 1850-1950 Elo zu finden sein...

In den nächsten Tagen werde ich ggf. ein paar Schlüsselstellungen (die "grausamen" freilich nur) des GM aus vorgenanntem Turnier posten.

Gruß, Willi
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