Einzelnen Beitrag anzeigen
  #30  
Alt 02.07.2015, 07:41
Benutzerbild von Solwac
Solwac Solwac ist offline
Revelation
 
Registriert seit: 18.07.2010
Land:
Beiträge: 782
Abgegebene Danke: 189
Erhielt 338 Danke für 216 Beiträge
Aktivitäten Langlebigkeit
0/20 14/20
Heute Beiträge
0/3 ssssss782
AW: Warum Fidelity scheiterte!

 Zitat von mclane Beitrag anzeigen
Sowohl beim mach III und den v1-v11 Ablegern und beim sparc war EINES schon merkwürdig. Die obskure Bibliothek. Die mach III Programme sind teilweise nach 2-3 Zügen schon aus der turnierbibliothek.
Ja, das hat mich mich beim Lesen der Berichte auch immer gewundert. Seit den 70ern war die Bedeutung der Bibliothek gerade für Turniere allgemein bekannt. Selbst wenn man keine speziellen Bücher für Turniere kochen wollte, so hätte zumindest eine vernünftige Bibliothek für die Kunden erstellt und dann vermarktet werden müssen.

 Zitat von mclane Beitrag anzeigen
Richard lang hat mit seiner asymmetrischen Spielweise lange Zeit das Geschäft dominiert. Als dann der nullmove immer mehr eingesetzt wurde könnte lang nicht mehr konkurrieren da der Branchingfaktor des nullmoves viel geringer war als selbst Langs asymmetrischer Spielbaum.
Die selektive Suche bei Lang setzt ja auf einen brute force Sockel auf. Beim Roma war dieser noch nur ca. 2 Halbzüge, bei Genius auf guter Hardware waren es dann schon 5. Dieser Sockel konnte anscheinend nicht so beschnitten werden wie bei der Konkurrenz. Aber bei der selektiven Suche war irgendwann Schluss. Beim Roma gab es noch maximal 9 selektive Halbzüge, beim Genius dann 11 (oder 12).

 Zitat von mclane Beitrag anzeigen
Zu Zeiten Langs wurde in insiderkreisen viel gerätselt wie Langs Programme funktionieren.
Fakt ist das die lang Programme in den suchtiefen 1-3-5-7-9 etc. selektiv rechnen, d.h. Nicht alle Äste verfolgen.
Während sie in den suchtiefen 2-4-6-8 etc. quasi alle notwendigen Äste durchgehen. Im Ergebnis spielten die Geräte in den ungeraden suchtiefen nicht immer präzise. Während sie Drohungen und Angriffe in den geraden suchtiefen berücksichtigten. Dieses schwammige in den eigenen plies führte zum lavierenden spielstil.
Letztlich erstaunlich, wie viel diese selektive Suche dann doch gefunden hat.

 Zitat von mclane Beitrag anzeigen
Langs Programme waren in Maschinensprache geschrieben, benutzten für die damalige Zeit moderne Hardware und statt einer capture search hatte er eine statische Abschätzung bei den schlagzügen. SEE= static Exchange Evaluation. Das war auch der Grund warum bei lang die Bewertungen häufig bei schlagabtäuschen Fehler begeht bzw. warum nach dem Abtausch plötzlich die Bewertungen sich veränderten. Weil er beim durchrechnen der abtäusche die bewertungsfunktion in den endknoten , den ruhigen Stellungen gar nicht benutze , kam es nach Durchführung der abtäusche zu bewertungssprüngen als die bewertungsfunktion dann erstmalig die ruhige Stellung bewertete.
Langs Ideen funktionierten.
Ja. Ich habe damals meinen Roma II getestet und das mit der Bewertungsfunktion von Sargon und der normalen Ruhesuche verglichen. Ich konnte mir lange nicht erklären wie gut der Roma II war.

 Zitat von mclane Beitrag anzeigen
Aber der nullmove funktionierte besser. Hier brauchte man gar keine bewertungsfunktion mehr. Es gab nur ein pre Processing und den Rest machte der nullmove. Es wurden nur noch Bewertung relativ zum preprocessing durchgeführt. Die einzelnen Äste bekamen Malis oder Boni aber es wurde nicht mehr die ganze Stellung bewertet.
Das war sehr viel effizienter. Die Programme kamen schnell auf Tiefe. Aber sie wurden auch mit jedem weiteren Halbzug immer dümmer. Weil sie ja nur in der Wurzelebene die volle bewertungsfunktion benutzten und nicht in den endstellungen.
Der Nullmove ist sicher ein wichtiger Faktor, aber auch die zunehmende Verbreitung von schnelleren und preiswerteren Computern. Auf den 8-Bit-Rechnern mussten viele Ideen noch mit den sehr knappen Ressourcen konkurrieren. Mit 16 Bit und mehr Speicher waren die Rechner auch leichter zu programmieren (ich kann mich noch an das Gewurschtel mit small-C und Assembler auf dem Schneider CPC erinnern und den riesigen Schritt vorwärts dann mit Turbo-C auf dem Atari ST).

Die Verwendung von vorberechneten Tabellen anstelle einer größeren Bewertungsfunktion an den Endstellungen des Suchbaumes ist natürlich vor allem durch Fritz und die Werbeabteilung von Chessbase bekannt geworden (die taktische Schlagkraft war ja auch wirklich toll). Andere Programmierer waren da zurückhaltender und die Fritze in den 90ern eigentlich nie das stärkste Programm. Später wurde dann ja auch kräftig an der Bewertungsfunktion geschraubt.

Aber da sind wir ja zeitlich schon hinter Fidelity...

Zurück zu den Spracklens: Sind sie eigentlich wirklich gescheitert auch wenn ihre Programme nicht an Lang vorbei kamen?
Auf der einen Seite stehen der doch wohl beträchtliche Aufwand und der kommerzielle Erfolg in den USA, auf der anderen Seite die offensichtliche Enttäuschung der Spracklens über die Ergebnisse ihres Sparc Modules und der kommerzielle Kleinkrieg der Hersteller (z.B. die Absagen zur WM 1987).
Fidelity hat als erster Hashtables in kommerzielle Rechner gebaut und die ersten Mehrprozessorrechner serienreif bekommen. Ich halte das durchaus für einen Erfolg an sich.
Mit Zitat antworten