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Alt 04.08.2019, 14:55
Hartmut Hartmut ist offline
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AW: Tips für Enginevergleiche/-tests unter MessEmu/Winboard

Nachdem der erste Teil nun fertig ist, kommen wir zum Teil 2

2. Enginevergleiche bzw. Enginewettkämpfe unter Winboard auf Basis der normalen Geschwindigkeit der Geräte


Hier wird es ein wenig knifflig. Vielleicht will ja der eine oder andere (hallo Micha) die Engines auf einfachem Wege vergleichen um Partien für eine Elo-Liste zu erhalten. Dabei muss man sehr genau aufpassen, dass die Ergebnisse nicht verfälscht werden. Zuerst mal das Grundsätzliche.

Man kann mehrere Dinge machen. Das einfachste ist natürlich, die Engines in normaler Geschwindigkeit spielen lassen. Da hat man dann überhaupt keine größeren Probleme. Engine 1 definieren, Engine 2 definieren, die entsprechenden Spielstufen in den Enginedefinitionen oder bei komplizierteren Zeiteinstellungen in der Engine selbst definieren wie unter 1. gepostet, fertig. Aber abgesehen davon dass man damit natürlich jede Menge Strom für den Computer verbraucht, dauert es auch lange. Man kann natürlich in der Emulation die Sache auch beschleunigen, dabei muss man aber einige Dinge berücksichtigen.

Zuerst einmal. Man sollte mindestens 3 Kerne haben. Einen für jede Engine und der 3. muss natürlich auch da sein, damit die Engines nicht durch Windows beeinträchtigt werden. Mit einem gängigen 4-Kern-Prozessor sollte man keine Probleme haben. Nun beginnt wieder dasselbe Spiel... messen. Wie hoch können wir die Engines überhaupt beschleunigen und vor allem, wie hoch können wir sie beschleunigen, wenn noch eine 2. Engine mit ebenfalls höchstmöglicher Beschleunigung geladen ist. Die Vorgehensweise und die Dinge auf die man achten muss, sind unter Punkt 1 beschrieben. Auch hier gilt: Eine nicht sichtbare Engine in der Taskleiste ist schneller, als wenn ich sie auf die Oberfläche hole, vor allem bei OnBoard-Grafikkarten. Haben wir die entsprechenden Werte ermittelt, sollten wie sie uns generell für die spätere Verwendung notieren.

Für den Enginewettkampf müssen wir nun einige Fälle unterscheiden.

Fall A: Keine Engine benutzt Permanent Brain

Der einfachste Fall. Wir wollen 2 Engines auf Aktivstufe oder Turnierstufe vergleichen, stellen also bei beiden die entsprechende Stufe ein, geben jeder Engine Unlimited Speed und geniessen die Show. Da keine Engine Permanent Brain verwendet, können wir beide auch mit jeder möglichen Geschwindigkeit laufen lassen, ohne dass das Ergebnis verfälscht wird. Jede Engine wird sich immer genauso verhalten, als würde sie auf normaler Geschwindigkeit laufen, nur eben schneller. Auf diese Weise kann man in einer Stunde Dutzende Turnierpartien z.B. zwischen Boris und Delta 1 erzeugen, wenn man das will

Fall B: Mindestens eine der Engines benutzt Permanent Brain

Der Fall ist etwas schwieriger, da hier die Gefahr besteht, dass Ergebnisse verfälscht werden.

Ein Beispiel: Ich könnte z.B. mit Maximalspeed Boris auf Faktor 60 beschleunigen. Er soll nun gegen Sargon 2.5 antreten, den ich aber nur auf Faktor 20 beschleunigen kann. Sargon 2.5 beherrscht Permanent Brain. Angenommen, ich würde jetzt beide auf Turnierstufe stellen (Boris 3 Minuten, Sargon Level 4) und mit maximaler Speed laufen lassen. Was passiert? Für Boris macht es keinen Unterschied. Er rechnet intern 3 Minuten lang, auch wenn wir beschleunigt den Zug bereits nach 3 Sekunden erhalten. Bei Sargon, der vielleicht den Zug von Boris erwartet hat, sieht das jedoch anders aus. Er hatte intern keine 3 Minuten für das Permanent Brain Zeit sondern nur 1 Minute, da Boris 3mal so viel beschleunigt werden konnte, wie er selbst. Das heisst: Beschleunige ich beide auf den maximal möglichen Wert, dann wird Sargon benachteiligt und das Ergebnis unseres fiktiven Wettkampfes damit verfälscht.

Nun brauchen wir also wieder unsere Messwerte. Wir wissen: Boris kann maximal 60fach beschleunigt werden, Sargon 20 fach. Wollen wir den Wettkampf schneller ablaufen lassen, als er normal mit den Originalgeräten zu bewerkstelligen wäre, müssen wir uns also an dem Gerät orientieren, welches wir am wenigsten beschleunigen können, in diesem Fall also Sargon. Wir können also den Wettkampf um den Faktor 20 schneller ablaufen lassen. Der Wettkampf geht dann immer noch weit schneller. Boris wird bei Einstellung 3 Minuten etwa 9 Sekunden für die Antwort brauchen und auch Sargon wird , sofern er einen Zug erwartet, dann intern 3 Minuten Rechenzeit gehabt haben. Will man ganz auf Nummer Sicher gehen und eventuelle Messungenauigkeiten verhindern, dann nimmt man nicht den Maximalwert sondern vielleicht nur 18fache Geschwindigkeit. Auch dann wird man einen Vergleichswettkampf weit schneller bewerkstelligen können als mit den Originalgeräten.

Dasselbe gilt auch, wenn beide Geräte Permanent Brain beherrschen. Auch hier muss man sich an dem Gerät orientieren, welches man am wenigsten Beschleunigen kann. Hat man natürlich Geräte die sich nicht oder nur wenig beschleunigen lassen, wie z.B. den Fidelity V11, dann läuft der Wettkampf halt im dümmsten Fall in Originalgeschwindigkeit ab. Aber anders geht es eben nicht. Um ein genaues Vergleichsergebnis bei eingestelltem Permanent Brain zu erhalten, muss ich mich zwingend an dem Gerät orientieren, dass ich am wenigsten beschleunigen kann. Da führt leider kein Weg dran vorbei.

- to be continued -
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