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Alt 02.01.2020, 21:59
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Hallo Egbert,

 Zitat von Egbert Beitrag anzeigen
Hilfreich wäre es natürlich zu wissen, wie viele Partien gegen menschliche Gegner mit in die Berechnung eingeflossen sind.
so viele waren es natürlich nicht, ~200 Partien. Mir gefiel die Idee einfach.

Es ist und bleibt in sehr schwieriges Thema, welches wohl kaum zur Zufriedenheit Aller zu lösen ist. Absolute Werte kann es nur theoretisch geben. Dazu müssten sämtliche Schachcomputer unendliche viele Partien gegeneinander gespielt haben. Grundsätzlich sprechen wir maximal über Näherungswerte. Hinzu kommt der Aspekt Mensch-Computer. Ich würde die theoretischen Elo Zahlen in unseren Listen definitiv nicht mit menschlichen gleichsetzen.

Auch die Tatsache, dass eine menschliche Elo Zahl von z.B. 2000 nicht zwingend mit einer menschlichen Elo Zahl von 2000 vergleichbar ist. Klingt komisch, ist aber so. Menschliche Elo Zahlen zu schönen, ist sehr leicht. Dafür habe ich zu viele „starke“ Spieler in meiner Turnierpraxis gesehen. Ich habe viele Schachspieler kennengelernt, deren Blick nur auf eine hohe Elo Zahl gerichtet war. Zumeist erspielt auf Vereinsturnieren.

Menschliche Elo Zahlen sind aus meiner Sicht eine sehr relative Angelegenheit und für einen Vergleich mit unseren Schachcomputer Zahlen nur bedingt geeignet. Auch spielen persönliche Neigungen des Spielstils eine nicht unerhebliche Rolle.

Absolute Werte gibt es im Bereich Schachcomputer ebenso wenig wie im Bereich Mensch. Daher sollten wir nicht zu ernst an die Sache herangehen.

Elo Listen geben immer wieder Anlass für Diskussionen. Rein statistisch gesehen, stellen Elo Listen für Schachcomputer maximal Momentaufnahmen dar. Ich kenne keine Liste im WWW, die mit Recht behaupten könnte, ihre Zahlen seien korrekt. Aber ich kenne sehr viele Leute im WWW, die der Meinung sind, ihre Listen sind der Ursprung der Wahrheit.

Hinzu kommt die Tatsache, dass der Begriff Elo Zahl sehr allgemein ist. Wirft man z.B. einen Blick auf offizielle FIDE Zahlen, so zeigen sich deutliche Unterschiede zu nationalen Elo Zahlen. Allein diese Tatsache zeigt die Schwierigkeit der Berechnung einer „korrekten“ Elo deutlich auf. Auch darf man nicht vergessen, dass das Elo-System ursprünglich für die Wertungszahlermittlung menschlicher Schachspieler entwickelt wurde. Eine wirkliche perfekte Methode zur Spielstärkebestimmung von Schachcomputern kann es nicht geben!

Was hat die SSDF damals für Zahlen verwendet? Die Grundlage der SSDF waren Partien von Schachcomputer, die in schwedischen Meisterschaften erspielt wurden. Keine Freundschaftspartien. Nur, die schwedischen Rating Zahlen sind ca. 30-50 Punkte höher, im Vergleich zu Fide Elo Zahlen. In Schweden wurde erst Ende 2016 eine Anpassung der Ratingzahlen von LASK Rating zu Fide Rating vorgenommen. Schaut man sich starke schwedische Schachspieler an, so kann man die Unterschiede in der Rating Entwicklung gut erkennen.

Und auch Göran Grottling schrieb dazu in der CSS 1987, das man im Vergleich zu deutschen Zahlen ca. 30-40 Punkte abziehen müsste, um einen Vergleich zu den schwedischen Zahlen herstellen zu können.

Aber ich schweife mal wieder ab. Wir haben das Thema schon sehr oft diskutiert, aber eine allgemeingültige Lösung wurde nie gefunden. Daher die Idee der 3 Werte.

Grundsätzlich bereitet es mir einfach Freude, mit den statistischen Auswertungen zu spielen. Ob diese Ergebnisse immer sinnvoll sind, diese Frage stelle ich mir nicht (mehr). Ich will hier nichts verkaufen. Es ist und bleibt alles ein Hobby bzw. relativ.

Gruß
Micha

P.S.: Sorry Kurt, dass ich deinen Thread etwas "zumöhle".
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