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Alt 21.03.2015, 12:48
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AW: Revelation II Begrüßungsturnier

Hallo Egbert,
der Glasgow ist halt ein ganz besonderer Computer, bis heute einmalig. Ich habe ja schon an anderer Stelle immer wieder viel über die Kiste bzw. das Mephisto III Programm geschrieben.

Noch heute beeindruckt es mich, daß er ein Matt in 9 mit weniger als 100 berechneten Stellungen finden kann!

Die Suche ist nahezu komplett selektiv und auf sein Schachwissen begründet ... und dieses Programm wurde zu einer Zeit geschrieben, als alle anderen Schachcomputer einfach nur 'brutale Brüter' (Brute Force) waren. Im Bereich der KI ist dieses Programm auch heute noch beeindruckend und wegweisend.

Mit dem Revelation II (oder der Mess Emu) kann man dem Programm neues Leben einhauchen und ihn auf ein Niveau bringen, das auch geübten menschlichen Spielern richtig Spaß macht. In meiner besten Zeit lag ich bei rund 2150 Elo, keine Ahnung, was davon übrig ist ... dennoch schafft es der schnelle Glasgow immer wieder, mich zu überlisten. Unterm Strich liegen wir auf Turnierstufe (40/120) gleich auf ... und das obwohl ich den 'Vorteil' habe, dieses Programm mittlerweile sehr gut zu kennen und zu verstehen ...

Auf der anderen Seite liegt in seiner Stärke auch seine Schwäche: Er spielt rein selektiv und berechnet seine Züge aufgrund seines Wissens. Auch wenn man die Kiste weiter beschleunigen würde ... ich bin mir sicher, die Spielstärke nimmt nicht mehr weiter zu! Sein Optimum hat er erreicht. Warum? Ganz einfach: Dinge, die er einfach nicht 'weiß', wird er nie erkennen, egal, wie lange er rechnet. Aufgrund der Selektivität und der Anlage seines Programmes 'entscheidet' er sich frühzeitig für einen bestimmten Zug und verfolgt den gnadenlos ... hier sind die Brute Force Programme überlegen: Rechnen sie tiefer, erkennen sie öfter taktische Fehler, die der Glasgow immer übersehen wird.

Letztendlich macht aber genau das seinen Charme aus: Er spielt menschlich ... er hat eine Idee und die verfolgt er ... und er übersieht auch Dinge, genau wie ein menschliches Gegenüber. Darum erlebe ich auch heute noch immer wieder Überraschungen mit ihm ... weil er entweder geniale Zugkombinationen entdeckt, die fast eines Großmeisters würdig wären ... aber auch Überraschungen der Art, daß er selbst auf Turnierstufe zwei- oder dreizügige Figurenverluste oder Mattbilder komplett übersehen kann ...

Und hier liegt ein sehr großer Reiz: Egal, was man selbst plant ... man kann sich nie sicher sein, ob er es sieht oder auch nicht ...

Ich wünsche Dir viel Spaß mit Deinem Rev II und speizell mit dem Glasgow!

Gruß,
Sascha
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