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Alt 05.01.2019, 10:04
user_2071
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Elo Einschätzung der älteren Schachcomputer!

Hallo,

im CSS Forum bin ich offenbar mit Aussagen zu Elo von Schachcomputern hier ein wenig angeeckt.

Möchte etwas dazu schreiben:

Eine Elo Berechnung für einen Schachcomputer aus der früheren Zeit ist meines Erachtens nicht möglich. Dann, wenn wir das mit Menschen Elo vergleichen wollen.

Beispiel: MMV spielt nach meinen Auswertungen im Mittelspiel gegen Menschen / anderen Schachcomputern konstant mit ca. 2.200 Elo. im Übergang zum Endspiel fällt das dann runter auf 1.700 Elo und im Endspiel selbst verbleiben 1.500 Elo. Das sind aufgerundete Zahlen.

Wir haben also zwischen den Partiephasen 700 Elo Unterschied. Menschenpartien werden durchschnittlich früher entschieden als Partien zwischen Schachprogrammen. Es gibt also mehr Entscheidungen durch mehr Fehler im Mittelspiel. Möchte den Menschen sehen, der mit 2.000 Elo spielt und 700 Elo Schwankungen zwischen den drei Partiephasen hat. Das ist für einen Menschen unlogisch, gibt es nicht.

Das macht dann es für Menschen unterschiedlicher Spielstärken schon schwierig die Schachcomputer von früher korrekt einzuschätzen, bzw. ist eine Einschätzung nicht möglich. Wir können eh nur intuitiv etwas einschätzen was im Bereich von ca. +- 250 - 300 Elo zur eigenen Spielstärke liegt. Sprich ein Spieler mit 2.100 Elo kann die genaue Spielstärke von einem Spieler mit 2.500 intuitiv nicht mehr richtig einschätzen. Für den Spieler mit 2.100 ist es also nicht ersichtlich ob GM, SGM oder Weltmeister. Alles ist faszinierend.

Für einen Schachspieler mit 1.500 Elo ist die Spielstärke vom MM V im Mittelspiel schon Übermenschlich. Er würde einen MM V deutlich höher einschätzen. Der Schachspieler mit 1.800 sieht die Sache da schon kritischer und ein Schachspieler mit 2.200 Elo denkt, bei wenig werdender Figuren auf dem Brett, er spielt gegen 1.500 Elo. Der Schachspieler mit 2.200 hält also locker das Mittelspiel gegen MM V und gewinnt in Serie die Partien im Endspiel.

In der Vergangenheit schauten wir auf Aegon und andere Turniere und haben viele Ergebnisse, bei denen schon die älteren Schachcomputer überraschten. Klar, wer die Stärken und Schwächen der Geräte nicht kennt wird definitiv überrascht.

GM bereiten sich vor, kennen die Stärken und Schwächen ihrer Gegner. Würde sich ein Mensch mit 1.800 Elo vorbereiten auf einen Wettkampf gegen z. B. den MM V, hätte der MM V einfach keine Chance. Ruhige Eröffnungen und das Endspiel anstreben. Versuchen taktisch alles aus dem Weg zu gehen.

So sind dann Begriffe wie "Anti-Computerschach" entstanden. Das hat aber nichts mit Anti-Computerschach zu tun.

Bilden wir eine Ratingliste der Schachcomputer untereinander ist das einfacher. Wir können die Spielstärkeverhältnisse immer gut unter den Geräten messen, aber das hat nichts mit wirklicher Elo zu tun.

Grundsätzlich wäre es richtiger, Elo in drei Bereiche zu unterteilen bzw. für den Zweck der Spielstärkemessung bei PC-Programmen / Schachcomputer aufzuteilen, also Elo zu vergewaltigen.

Um 1990 hatten wir hierzu schon im Verein sehr viele Experimente gemacht. Haben ausgeglichene Stellungen mit wenigen Figuren vorgegeben und Spieler von 1400 Elo aufwärts gegen Schachcomputer drauf angesetzt. Die Ergebnisse waren für uns nicht überraschend ... meist hatten die 8Bitter, die wir benutzten, keine Chance, schon gegen 1.400 Elo fing es an peinlich für die Schachcomputer zu werden.

Das ist die Denke die dahinter steckt, zu den Einschätzungen von Spielstärke die hier dann auch diskutiert wurden.

In früheren Ratinglisten von mir habe ich die Statistiken hierzu gar dokumentiert. Bei meiner letzten FCP Ratingliste wurden 300.000 40-Minuten Partien produziert. Es war gar möglich den Programmierer bei einem Update auf dem Kopf zuzusagen was er verbessert hat anhand dieser Unterteilung der Spielstärke. Schon bei den ersten Winboard Engines gab es viele Auswertungen und Statistiken zu "Partiephasen".

Eine Elo Angabe für sich alleine ist und bleibt dumm (Computerschach).
Nichtssagend!

Wir lesen Elo und wissen nichts!
Besser wäre es, wenn anhand von Elo abzulesen wäre wo Geräte Stärken und Schwächen haben. Jeder Betrachter könnte mehr damit anfangen als mit einer nichtssagend 4-stelligen Zahl.

Genau das war also immer, neben dem wichtigen Spielstil, der Hintergrund für solche Aussagen von mir in den letzten 25 Jahren.

War mir noch wichtig, meine Meinung hier mal niederzuschreiben nach den Diskussionen die hier erfolgten.

Viele Grüße
Frank

Geändert von user_2071 (05.01.2019 um 10:26 Uhr)
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