AW: DGT Centaur - Der Thread
Schön gespielt vom Centaur. Oder sollte ich lieber sagen: Sehr enttäuschend gespielt vom MCG?
Gegen den Modus schwierig muss man natürlich etwas mehr bringen als das, was der MCG hier gezeigt hat. In der 1. Partie hatte der Centaur ja nicht mal ansatzweise die Chance "entgegenkommend" zu spielen, wie es eigentlich seine Art ist. Der MCG hat eigentlich gar nichts gemacht. Im 11. Zug wird statt endlich mal den Damenflügel zu entwickeln die einzige wirklich aktive Figur abgetauscht. Dann wird die Dame ins Spiel gebracht um einen unwichtigen Doppelbauern zu bedrohen. So entgegenkomment kann man - zumindest auf der Einstellung Schwierig - gar nicht sein um das nicht zu bestrafen.
In der 2. Partie zeigte sich dann doch eher, die Centaur-Spielweise auch mal auf Vorteile zu verzichten und selber zu patzen. So war z.B. der 18. Zug Sh4 völliger Nonsens. Eine ganze Menge an alten Schachcomputern hätte hier den äußerst vorteilhaften Zug 18. Se5 vorgezogen, denn nach 18. ...Lxe5 19. dxe5 Ld7 20. Ld6 ist die schwarze Armee nahezu bewegungsunfähig. Auch 20. Tfe1 ist ein typsicher "ich komm Dir entgegen"-Zug des Centaur. Und das zieht sich durch die Partie dann auch durch. Allein... der MCG ist auch in dieser Partie viel zu schwach um selbst relativ einfache Drohungen zu sehen und eigentlich könnte man fast meinen, dass hier der MCG im "Friendly"-Modus ist. 20. ...Tac8... da fehlen mir die Worte. Danach hat keiner der Türme mehr eine Chance aktiv ins Geschehen einzugreifen. Hier gab es mit z.B. 20. ...a5 (schafft eventuell für später die Option Ta6) oder Lc6 (riegelt den Bauer c7 von der schützenden Dame ab) durchaus aussichtsreichere Optionen. Und so zieht es sich leider durch. So oft der Centaur auch entgegenkommende Züge macht, der MCG findet immer wieder einen Weg seine Stellung zu verschlechtern.
Aber der MCG ist - auch mit 80 MHz (getunt? Soweit ich weiss hat er ja ursprünglich so um die 48 MHz) einfach kein Blitzer und so ist es nicht überraschend, dass er hier untergeht. Die Programme von Richard Lang - so gut sie insgesamt auch sein mögen - haben immer schon von langen Bedenkzeiten mehr profitiert als von kurzen. Insofern würde ich gegen den Centaur Schwierig auch den anderen Programmen auf Basis des Genius nur wenig Chancen einräumen. Ob da die 40 MHz mehr die der Genius Pro ins Feld wirft wirklich mehr bringen, habe ich so meine Zweifel. Wenn überhaupt dann würde ich allenfalls dem Genius 4 auf dem Pentium-Rechner Chancen einräumen. Leider fehlen bei den Partien Angaben wann die Programme aus dem Buch waren oder welches Buch überhaupt verwendet wurde (Die Genius Programme haben ja mehrere, oder war das erst ab dem Pro?)
Anders könnte es bei den anderen Programmen aussehen, die beim Blitzen weitaus aktiver spielen. Gerade Centurion oder den Fritzchens würde ich hier schon deutlich mehr zutrauen.
Auffallend an dieser Stelle ist übrigens, dass das Centaur-Buch durchaus gut zu sein scheint. Zumindest in diesen beiden Partien hat der Centaur Varianten gewählt die durchaus positiv für ihn waren, während man über die Eröffnungsbehandlung des MCG besser den Mantel des Schweigens breitet. Leider sieht man an den Partien wie gesagt nicht, ab wann die Programme rechnen mussten, aber wenn ich es jetzt mit gängigen Cerebellum-Büchern auf dem PC vergleiche, dann kann man durchaus erkennen, dass der MCG zwar schön die Eröffnung heruntergespielt hatte, dann aber an jeweils schwierigen Stellen vermutlich auf sich allein gestellt war (siehe z.B. Zug 11 und 12 der ersten Partie).
Ich bin ehrlich gespannt, wie das Turnier weitergeht, denke jedoch dass man gegen den Centaur eher auf Aktivschachpartien gehen sollte. Im Blitzschach ist das Programm des Centaur, auch mit den ihm auferlegten Routinen für freundliches Entgegenkommen, dann doch zu stark für unsere Kleinen.
Geändert von Hartmut (15.07.2019 um 02:22 Uhr)
Grund: Typo
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