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Alt 15.04.2007, 16:41
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EberlW EberlW ist offline
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AW: Liebe Novag Entwickler

Hallo Frank,

ich kann Deinen Unmut gut verstehen und halte auch nicht zurück mit meiner Meinung, dass die Hersteller uns für Dumm verkaufen wollen.

Ich beziehe mich da aber nicht nur auf Novag (warum Du es tust, ergründet sich mir nicht so recht, sprichst du doch auch die Morsch'en Programme an), sondern wirklich auf ALLE (noch verbliebenen) Schachcomputer-Hersteller - von Ruud mal abgesehen. Es ist doch so, dass sie ALLE die gleiche Politik verfolgen und uns alte Programme und Hardware unter neuem Namen unterjubeln wollen. Zielgruppe sind natürlich nicht die "alten Hasen", sondern die Neueinsteiger in die Brettcomputer-Szene. Jene wissen doch zumeist garnicht, dass ihr Wunschgerät nicht dem Stand der heute möglichen Dinge entspricht.

Die Hersteller machen es sich recht einfach, denn sie brauchen an den alten Geräten quasi kaum etwas ändern. Nehmen wir doch nur mal Saitek:
Aus einem Miami wurde ein Advanced Travel Chess - Programm, Hardware und Gehäuse blieben unverändert. Anders sind lediglich der Name und die Gerätefarbe!
Aus einem Milano Pro wurde ein Master Chess - Programm und Hardware offenkundig ebenfalls unverändert. Anders sind auch hier nur der Name und ein leicht modifiziertes Gehäuse!
Aus einem Travel Champion 2100 wurde ein Cosmos (später Expert Travel Chess). Hier hat sich Saitek ja schon richtig "Mühe" gegeben! Es wurde beim Cosmos nicht nur das Gehäuse leicht modifiziert und die Farbe nebst Name geändert, nein - die CPU ist eine andere (leistungsmäßig aber 100% identisch) und auch am Programm wurde gearbeitet ... zumindest was die Spielstufen angeht. Leider wurden dabei die bekannten Fun-Level- und h8-Bugs eingebaut. Wie die das "bewerkstelligt" haben, ist mir indes ein Rätsel - wurde doch die schachliche Einheit des Programms nicht angetastet. Möglicherweise ist eine Speicheradresse für die Zeitnahme (Level) verantwortlich für diese Misere, was ich aber nur vage vermuten kann. Dann, beim ETC, wurden erneut wieder nur Gehäusefarbe und Name geändert. Programm und Hardware sind wie beim Cosmos - einschließlich der Bugs!
Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Geräte (Clones), die hier aufzuführen wohl einen ganzen Tag Arbeit wäre ... wäre aber auch vertane Zeit, denn sie sind hinlänglich bekannt in der Szene. Vielleicht aber kommt Saitek ja noch auf den Trichter, uns einen "neuen" Atlanta unterjubeln zu wollen - könnten sie dann ja meinetwegen "Grand Master Chess" oder sowas in der Art nennen. Das wäre dann zwar auch wieder eine Form von "Beschiss", aber zumindest würden die Gebrauchtpreise des Atlanta dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder auf den Boden der Realität geholt werden. Soviel aber nun zum Hersteller Saitek.

Was ist nun zu Novag zu sagen, vor allem zum Citrine?
Nun, eines ist Novag wohl ganz eindeutig positiv anzurechnen: Sie haben mit dem Citrine ein dem Auge gefälliges Holzbrett auf den Markt gebracht!
Sicher wäre es schöner gewesen, hätte man dem Citrine die "Eingeweide" des Star Diamond verpasst - nur wäre die Kiste damit auch ein gutes Stück teurer geworden. Vielleicht wollte Novag mit dieser "Billigvariante" den Markt abklopfen? Zumindest dem Hören-Sagen nach soll ein stärkerer Nachfolger geplant sein und dabei kann es sich angesichts der bisherigen Politik nur um einen "umgebauten" Star Diamond handeln. Das man heutzutage stärkere Prozessoren erwarten kann, leuchtet sicher ein. Doch wenn hierzu das Layout und etwa auch das Programm angepasst werden müssen, so ist das mit nicht geringen Kosten verbunden. Diese würden dann (neben all dem anderen Reibach zugunsten Novag's) zusätzlich den Kunden belasten und damit wäre die Zielgruppe derart eingeschränkt, dass sich das Ganze vermutlich nicht rentiert. Selbiges trifft auch auf Programmverbesserungen an sich zu. Wer will die denn einbauen oder ein gänzlich neues Programm präsentieren? Bei der zu erwartenden Gewinnspanne dürfte kaum genug Geld übrig sein, Programmierer wie Kittinger (oder Morsch/Lang bei Saitek) ausreichend zu entlohnen.

Ich halte die Marktsituation für zu riskant, als das ein Unternehmen etwas wirklich neues auf diesem Sektor versuchen wird. Nichtsdestotrotz verurteile ich Präsentation altbackener Geräte unter neuem Namen. Ich würde das vielleicht nicht so eng sehen, wiesen die Hersteller von vorneherein darauf hin, dass es sich um alte Geräte in neuer Aufmachung handelt - doch genau DAS werden sie nicht tun, denn wie Eingangs gesagt ist die Zielgruppe eigentlich die der Neueinsteiger. Wüssten diese was sie in Wirklichkeit erwartet, würden sie doch erst auf dem Gebrauchtmarkt schauen - und den Herstellern einiges an Profit entgehen. Insofern ist die Lage der Hersteller alles andere als einfach.

Nun könnte man einwerfen, Ruud (als Privatperson!) habe es ja auch fertiggebracht ein neues und eigenständiges Produkt zu entwickeln. Ja, er hat es in der Tat geschafft, doch sind seine Module und Tischgeräte nicht gerade für jedermann erschwinglich. Das mag sicher an der geringen Auflage in Relation zu den Entwicklungskosten liegen, doch wie soll ein "großer" Hersteller -der sicherlich größere Mengen produzieren könnte- den Markt im Vorfeld richtig abschätzen können? Eine Fehlspekulation mit großer Geräteauflage kann schließlich leicht das Aus für ein Unternehmen bedeuten!

Wollen wir abwarten, welchen Erfolg Novag mit dem Citrine hat und wie ein etwaiger Nachfolger sich durchsetzen wird. Bei gutem Erfolg riskiert Novag vielleicht wirklich mal was gänzlich Neues und auch Saitek wird in diesem Fall etwas vom Kuchen abhaben wollen. Den "Billigsektor" sollten diese Hersteller dann besser wieder Millenium überlassen...

Gruß, Willi
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