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Alt 21.12.2017, 17:01
Hartmut Hartmut ist offline
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[QUOTE=Solwac;70932]Ich sehe da keinen Unterschied zu früher. Außer, dass inzwischen die Zahl der Programmierer im Bereich der absoluten spitze wieder geringer wird.[Quote]

Ich sehe den Unterschied schon. Die früheren Schachprogramme waren - schon mangels Rechentiefe - dem Menschen noch unterlegen. Du kannst Dir aussuchen, wo Du die Intention der Hersteller sehen willst. Es waren anfangs Spielzeuge, später durchaus mal mehr mal weniger ernstzunehmende Schachpartner. Mit den ersten PC-Programmen wurde es schon schwieriger, aber immer noch nicht unmöglich diese Dinger zu schlagen. Das waren dann aber auch nahezu alles kommerzielle Programme. Mit Windows wurden die Programme dann stärker aber immer noch teilweise schlagbar. Auch ein Genius 7 kochte nur mit Wasser. Dann kam die Zeit von Deep Blue und Co sowie die nachfolgenden PC-Programme, die den Menschen einfach abgehängt haben. Hier war nun der Sinn, einen Spiel-/Trainingspartner für den Menschen zu erschaffen nicht mehr gegeben. Vielleicht anfangs noch bei den kommerziellen Programmen. Aber zwischenzeitlich spielen alle Programme auf einem Level wo man als Normalsterblicher nicht mehr mitkommt. Die Methoden der Suche sind recht ähnlich, wenngleich es teilweise schon noch einige Unterschiede im Spilstil gibt. Aber die Fehler, die Stockfish macht, machen andere zum großen Teil auch und die Abschneidungen im Suchbaum sind ebenfalls überall vorhanden. Als Spilpartner fallen sie also aufgrund der Stärke aus. Damit bleibt für mich eben allenfalls der Nutzen als taktitscher Analysesklave im Fernschach. Zu mehr taugen die Dinger nicht mehr. Und warum man sich nun einen Kommodo oder einen Fritz kaufen soll, wenn es Stockfish kostenlos gibt, muss man mir auch mal erst erklären. Die Tätigkeiten für die diese Dinger noch taugen können die kostenlosen auch.

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Schachprogramme hatten schon immer Probleme den Menschen etwas zu erklären. Etwa 20 Jahre lang konnten fachkundige Schachspieler etwas lernen und verstehen. Vorher waren Computer zu schwach, danach zu stark.
Aber sie taugten, sei es als Spielzeug oder als Spielpartner. Danach noch einige Zeit als Trainingspartner. Heute wie gesagt nur noch als Analysesklave. Damals gab es noch die Intention einen Spielpartner oder Trainer zu schaffen. Entsprechend hatten Schachcomputer und später Schachprogramme auch entsprechend diese oder jene Funktion eingebaut. Heute ist diese Aufgabe ausgelagert worden an die Programmierer der GUIs unter denen jede Winboard/UCI-Engine läuft. Die Engineprogrammierer kloppen sich nur noch um den Unterschied von 2 Elo-Punkten in irgendwelchen dubiosen Ranglisten. Aber gut... wenn man sonst kein Leben hat, kann man auch damit die Zeit totschlagen.

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Du verstehst AlphaZero wirklich? Oder freust Du Dich nicht eher einfach, dass der Stil etwas menschlicher anmutet?
Doch, die Prinzipien wie die Partien gewonnen wurden, verstehe ich durchaus. Ob ich aus der Grundstellung heraus in Stellungen kommen kann, die solch schöne positionelle Lösungen zulassen ist wieder eine andere Sache. Aber so ist das halt. Eine Studie lösen können ist eine Sache, aber erstmal muss man zu dieser Stellung kommen...

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Die Analysen der letzten Wochen zeigen doch, dass es Fehler von Stockfish sind und weniger die guten Züge von AlphaZero.
Öhm ja. So ist das normalerweise in einem Schachspiel. Wenn man eine Partie gewinnt liegt meistens ein Fehler oder zumindest eine Ungenauigkeit des Gegners zu Grunde. Macht keiner einen Fehler, geht es in der Regel Remis aus. Ich denke, hier betrachtest Du die Sache zu einseitig. Fakt ist doch dass Stockfish nicht nur zugelassen hat, dass eine Kombination möglich wurde (der Fehler also) sondern auch den Gewinnzug nicht findet, wenn man ihn anstelle des Gegners darauf ansetzt (die Unfähigkeit neben taktischen auch positonelle Gegebenheiten zu erfassen). Sehen viele diesen Zug nicht (nahezu alle Spitzenprogramme) und einer sieht ihn, hat das in einer Schachzeitschrift normalerweise ein Ausrufezeichen dahinter (guter Zug). Insofern ist es immer eine Mischung aus Fehlern des Einen und guten Zügen des Anderen Spielers. Es jetzt darauf reduzieren zu wollen "Stockfish hat Fehler gemacht" und dabei zu unterschlagen dass AlphaZero eben Züge gefunden hat, die die Spitzenprogramme nicht finden, wird der Sache nicht gerecht.

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Letztlich entscheidet für die Spielstärke nur das Ergebnis. Und da die Menschen zu schwach geworden sind, bleibt nur der Vergleich zwischen Computern. Und da sehe ich zwar viel Potenzial bei AlphaZero, aber noch längst keinen Sieger. Dafür reichen die bisherigen Informationen nicht aus.
Naja, dann hoffen wir mal beide, dass es noch mehr Informationen gibt. Ich wäre mit einer kleinen Datenbank aller 100 Partien und einem Wettkamof zwischen AlphaZero und einem nicht kastrierten SF erstmal zufrieden...
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Mein Profil beim ICCF (International Correspondence Chess Federation)
https://www.iccf.com/player?id=89948&tab=3
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