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Alt 16.12.2017, 13:13
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AW: Selbstlernende KI: Neue Engine spielt auf Profi-Niveau

 Zitat von Hartmut Beitrag anzeigen
Das ist halt die Frage. Wie man aus den beiden analsierten Partien auf der Stockfish-Seite sieht machte Stockfish Fehler die im Endeffekt mit Tablebases und Eröffnungsbuch hätten ausgeschaltet werden können. AlphaZero konnte davon natürlich profitieren, denn dadurch kam Stockfish in Situationen, die AlphaZero gut beherrschte. Insofern... ja, nein, vielleicht. Es ist höchst ungewiss, wie ein solcher Wettkampf ausgegangen wäre.

Andererseits... selbst wenn AlphaZero gegen einen bestens konfigurierten Stockfish nicht gewonnen hätte... dann hätte man eben noch 2-3 Stunden Training drangehängt und spätestens dann hätte Stockfish auch bestens konfiguriert kein Land mehr gesehen. Gerade Wolfgangs Beispiel zeigt, dass Stockfish manche Dinge einfach nicht sehen kann, weil zugunsten von Geschwindigkeit der Suchbaum oft zu früh beschnitten wird.
Dem kann man nur zustimmen.

Zitieren:
Das sind aber genau die Stellungen, die man braucht um gegen einen Stockfish zu gewinnen. Du sagtest mir einmal dass Dir Fernschach nicht mehr so viel Spaß macht, wegen der Maschinendominanz. Spätestens wenn man die Partien von AlphaZero sieht, kann man vielleicht erahnen, warum mir hingegen Fernschach immer noch Spaß macht. Weil ich gerne experimentiere und nicht alles der Maschine überlasse. Weil ich gerne selber versuche Stellungen herbeizuführen, die die Kiste nicht begreift. In dem oben geposteten Link zu den Chessbase-Analysen wurde gesagt dass AlphaZero Französisch für schlecht für Schwarz hält. Nun... ich weiss nicht ob es stimmt. Im Fernschach jedoch weiss ich dass meine Gegner sich auf den Compi verlassen und freue mich über jeden, der Französisch gegen mich spielt.
Als Französisch-Spieler tun mir solche Aussagen weh Vielleicht könnten wir ja bei irgend einer Gelegenheit, wenn deine grossen Turniere gelaufen sind, mal formlos ein solches Match für/gegen die Französische Verteidigung auf dem ICCF-Server durchführen. Da würde ich mich bestimmt wahnsinnig anstrengen, um deinen Optimismus ad absurdum zu führen

Zitieren:
Bei unseren Bretties haben wir oft festgestellt: Sie verstehen Französisch nicht. Daran hat sich auch bei Stockfish und Co nichts geändert. Sie verstehen es immer noch nicht. Es ist schwerer geworden, weil die taktische Rechentiefe uns Menschen vor gewaltige, teils unlösbare Probleme stellt und der kleinste Fehler eine lange Planung mit einem Zug zerstören kann. Deswegen könnten wir im Turnierschach gegen die Kisten auch nicht gewinnen. Aber wenn man mit Enginehilfe verschiedene Varianten durchspielt, merkt man immer noch dass die Maschine die Eröffnung nicht fehlerfrei spielen kann und einige Dinge nicht durchschaut. Verlässt sich der Fernschachgegner dann nur auf die Engine, kann er die Partie eigentlich gleich abschreiben.

Gerade aus dieser Sichtweise heraus, ist es schon enorm, was hier geschaffen wurde. Und wie ich schon vorher einmal sagte: Es ist eigentlich egal, ob Alpha Zero jetzt 64:36 gewonnen hat, oder ob es niedriger gewesen wäre. Entscheidend ist für mich einerseits dass es in dieser kurzen Zeit möglich war und vor allem der Gewinn, der für das Schachspiel als solches erzielt wurde. Entscheidend ist bei Ansicht der Partien nicht dass sie gewonnen wurden, sondern wie sie gewonnen wurden. Und gerade das ist für mich der große Gewinn. Ein Programm das die taktische Tiefe eines Stockfish einerseits erreicht, andererseits aber auch das postionelle Verständnis mitbringt, dass Stockfish für seine taktischen Fähigkeiten opfern musste.
Noch immer bin ich teilweise erschlagen ob der Spielweise von Alpha Zero.

Zitieren:
Wenn man das ganze jetzt noch auf normaler Hardware unterbringen könnte... (mir doch egal, ob ich das Programm jetzt 4 Stunden oder 4 Monate trainieren müsste... die Stockfish-Programmierer brauchen sicherlich länger... bzw. müssten das Programm komplett neu schreiben um so eine Mischung aus Taktik und Wissen zu erhalten). Auf jeden Fall wird es die Programmiererwelt aufgerüttelt haben und vielleicht neue Wege weisen. DeepMind wird sich vermutlich eher anderen Aufgaben zuwenden. Sowas wie ein Schachprogramm kommerziell zu vertreiben liegt wohl eher weniger in ihrem Fokus.
Ich zweifle, ob dieses Match zu neuen Erkenntnissen für die Programmierung nach der herkömmlichen Art führen wird. KI-basiertes Lernen lässt sich so wohl nicht in übliche Schachprogramme implementieren und dürfte insbesondere höchste Ansprüche an die Hardware voraussetzen, Hardware die den normalen Usern nie zur Verfügung stehen wird. Hoffentlich irre ich mich mit dieser Beurteilung
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Hartmut (16.12.2017)